Galeria-PleiteKaufhaus-König Benko steht unter Druck

Lesezeit 4 Minuten
René Benko ist ein österreichischer Unternehmer und Investor im Immobilien-, Medien- und Handelsbereich. Die von ihm gegründete Signa Holding ist Österreichs größtes privates Immobilienunternehmen.

Eigentümer Rene Benko musste Galeria Kartstadt Kaufhof erneut in die Insolvenz schicken.

Der österreichische Immobilienunternehmer Réne Benko musste Galeria Karstadt Kaufhof ein zweites Mal in die Insolvenz schicken. In seiner Heimat wehrt er sich gegen Bestechungsvorwürfe.

Es sind schwierige Zeiten für Réne Benko. Der Selfmade-Milliardär, der es zu einem der reichsten Männer Österreichs gebracht hat, kämpft derzeit gleich an mehreren Großbaustellen.

Da ist zum einen sein deutsches Warenhaus-Imperium. Galeria Karstadt Kaufhof musste Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Insolvenz anmelden. Die 680 Millionen Euro Finanzhilfen, die der Bund 2020 zahlte, reichten bis heute nicht, um den Warenhauskonzern wieder auf Kurs zu bringen. Bei der Sanierung im Jahr 2020 waren bereits rund 40 Filialen geschlossen, etwa 4000 Stellen abgebaut und mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden gestrichen worden. Derzeit betreibt Galeria bundesweit noch 131 Warenhäuser mit rund 17000 Beschäftigten. Und es ist bereits absehbar, dass mindestens ein Drittel aller Filialen geschlossen werden soll.

Konnte man im ersten Corona-Jahr die schlechte Geschäftslage noch mit den pandemiebedingten Schließungen erklären, wird die Argumentation heute schwieriger. Denn trotz Krieg, gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten zeigen im Handel längst nicht mehr alle Parameter nach unten. Und so mehren sich in der deutschen Politik die Stimmen, die Galeria keine weiteren Kreditgarantien mehr geben wollen. Auch das Wirtschaftsministerium, so heißt es, steht einem weiteren Hilfspaket aus Steuergeldern skeptisch gegenüber.

Galeria-Mitarbeiter fürchten um Jobs

Die Galeria-Mitarbeiter müssen also erneut um ihre Jobs fürchten und hoffen, dass Benko Geld aus seiner Signa Holding nachschießt. Das hat er in der Vergangenheit bereits mehrfach getan, weshalb er in Teilen der Belegschaft ein gutes Ansehen genießt. Und so wie es aussieht, ist Benko auch jetzt erneut dazu bereit, den Konzern aus eigenen Mitteln zu stützen. Er habe für eine Neuaufstellung sehr hohe Investitionen zugesagt, sagte der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz am Donnerstag. Das Ziel aller Maßnahmen müsse es sein, „unter veränderten Bedingungen eine aus sich heraus lebensfähige Struktur zu schaffen“.

Damit hat sich Galeria in den vergangenen Jahren allerdings schwergetan – unter zuvor mehrfach wechselnden Eigentümern und einer hohen Fluktuation bei den Top-Führungskräften gelang es bislang nicht, dass Warenhauskonzept erfolgreich zu reformieren.

Und auch in seinem Heimatland Österreich hat Benko Probleme – allerdings ganz anderer Art. Es geht um den Vorwurf der Bestechung. Nach übereinstimmenden Medienberichten ließen Staatsanwälte Mitte Oktober die Signa-Büros in Innsbruck und Wien durchsuchen. Der Hintergrund: Ein ehemals hochrangiger Beamter im Finanzministerium belastet Benko schwer. Er wirft dem Immobilienunternehmer vor, er habe ihm einen Job im Signa-Konzern angeboten. Als Gegenleistung sollte der Beamte zwei millionenschwere Steuersachen regeln, heißt es laut Medienberichten. Benko hat sich dazu bislang nicht geäußert.

Öffentliche Auftritte sind rar

Gleichzeitig läuft seit Anfang der Woche ein Gerichtsprozess zu einem mehr als zehn Jahre alten Fall. Auch hier wird ihm Bestechung vorgeworfen. Sein Unternehmen Signa soll an den Verein eines Wiener Stadtrats gespendet haben. Der ehemalige Grünen-Politiker war in Wien für Stadtplanung zuständig. Auch hierzu hat sich Benko persönlich bislang noch nicht geäußert. In beiden Fällen gilt für den Unternehmer die Unschuldsvermutung.

Die große Öffentlichkeit in Österreich und Deutschland ist für den Investor ungewöhnlich, gilt er ansonsten doch als äußerst zurückhaltend. Seine öffentlichen Äußerungen und Auftritte sind rar. Auch über sein Privatleben ist wenig bekannt. Allenfalls so viel: Benko, Jahrgang 1977, wohnt in Innsbruck, ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.

Deutlich mehr bekannt ist über seinen beruflichen Werdegang und seinen steilen Aufstieg. Benko wurde als Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Erzieherin in Innsbruck geboren und besuchte die Handels- und Wirtschaftsakademie. Schon vor dem Abitur, zu dem man ihn wegen zu vieler Fehlstunden nicht zugelassen haben soll, baute René Benko Dachböden in Innsbruck aus und machte sie zu Wohnungen. In einem frühen Interview sagte er, er habe „schon sehr früh große Passion für das Unternehmertum entwickelt“ und sei „nicht den klassischen Ausbildungsweg über ein Abitur oder über einen Studienabschluss“ gegangen. Benko gilt als ausgesprochen guter Netzwerker, als kluger Verhandler und als jemand, der gewandt ist und Menschen überzeugen kann.

Entscheidung Anfang 2023

Zu Benkos Imperium gehören heute unter anderem Anteile am Chrysler Building in New York, am Nobelkaufhaus Selfridges in London oder am KaDeWe in Berlin sowie Engagements in Medien. So ist Benko an österreichischen Medienunternehmen wie der Kronen-Zeitung beteiligt – und eben an der Warenhauskette Galeria, die er im Jahr 2018 durch eine Fusion der Handelsketten Karstadt und Kaufhof schmiedete. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzte Benkos Vermögen 2021 auf 5,6 Milliarden Dollar. Sein Konzern Signa gilt als einer der großen Player auf dem Immobilienmarkt mit einem geschätzten Immobilienvermögen von rund 24 Milliarden Euro.

Die Belegschaft von Galeria wird weiter hoffen, dass Benko den letzten deutschen Warenhauskonzern erneut stützt. Nach Aussage des Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz soll es erst Anfang nächsten Jahres eine Entscheidung geben, welche der 131 Filialen weitergeführt werden. Es werden lange Wochen für die Beschäftigten. 

KStA abonnieren