Trotz Einbruch des KreditgeschäftsKreissparkasse Köln profitiert von gestiegenen Zinsen – und macht Rekordgewinn

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Mobile Filiale der Kreissparkasse Köln in Troisdorf

Mobile Filiale der Kreissparkasse Köln in Troisdorf

Geschlossene Niederlassungen werden durch Filialbusse ersetzt. Den Landkreisen winken höhere Ausschüttungen.

Die Kreissparkasse Köln ist großer Profiteur der gestiegenen Zinsen und das, obwohl die Kunden immer weniger Kredite nachgefragt haben. Gleichzeitig werden die Filialen immer weniger wichtig. Am Donnerstag hat der Chef der zweitgrößten Sparkasse Deutschlands, Alexander Wüerst, die Bilanz für das abgelaufene Jahr 2023 vorgestellt. Ein Überblick.

Geschäftsverlauf

Trotz der anhaltenden Wirtschaftsflaute in Deutschland mit der Tendenz zur Rezession hat die Kreissparkasse Köln ein deutlich überdurchschnittliches Geschäftsjahr hinter sich gelassen. „Der Gewinn vor Steuern liegt voraussichtlich bei 347 Millionen Euro“, sagte Alexander Wüerst im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Nach der Zahlung von 100 Millionen Euro Steuern verbleibt ein Überschuss von 247 Millionen Euro. Das ist fast dreimal so viel wie im Jahr 2022. Grund für die gute Geschäftsentwicklung ist der im vergangenen Jahr deutlich gestiegene Zinssatz. So lag der Zinsüberschuss 2023, das klassische Ertragsmodell einer Bank, bei 666 Millionen Euro, nach knapp 400 Millionen Euro im Jahr 2022.

Ausschüttungen

Träger der Kreissparkasse Köln sind im Wesentlichen der Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Rheinisch-Bergische Kreis und Oberbergische Kreis sowie teilweise deren Gemeinden. Ein Teil des Gewinns wird laut Wüerst an diese Gebietskörperschaften ausgeschüttet. Im schwächeren Vorjahr hatte die Bank zwölf Millionen Euro an diese Kreise ausgezahlt. Dieses Jahr dürfte es deutlich mehr werden. Genaue Zahlen stehen noch nicht fest, der Vorstand rechnet aber mit einer Summe von ungefähr 30 Millionen Euro.

Kreditgeschäft

Das Neu-Kreditgeschäft der Kreissparkasse ist massiv eingebrochen. Wurden 2022 noch 3,5 Milliarden Euro an Krediten neu vergeben, waren es im vergangenen Jahr nur noch knapp 2,6 Milliarden Euro. Am deutlichsten war der Rückgang bei den Wohnungsbaudarlehen. Hier hat sich die Summe fast halbiert, von gut zwei Milliarden Euro auf 1,18 Milliarden. Hiervon entfallen 750 Millionen Euro auf private Bauherren oder Käufer, nach 1,3 Milliarden im Vorjahr. Grund dafür ist laut Vorstandschef Wüerst der drastische Anstieg der Zinsen. „Nach dem Anstieg der Bauzinsen von einem Prozent auf drei oder vier Prozent ist der Kreis der Menschen, die sich eine Finanzierung noch leisten können, drastisch gesunken“, sagt Wüerst. Die Kreditbestände insgesamt sind aber stabil wie im Vorjahr bei mehr als 23 Milliarden Euro.

Kreditausfälle

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat nach langer Pause wieder zugenommen. Das spürt auch die Kreissparkasse. Sie bildete Einzelwertberichtigungen von 27 Millionen Euro, hinzu kommen Pauschalwertberichtigungen von 25 Millionen Euro auf eventuelle künftige Ausfälle. Historisch gesehen sind diese Abschreibungen aber vergleichsweise niedrig. Die meisten insolventen Firmen seien seit langem in der Krise gewesen und unter anderem durch Corona-Hilfen und gute Konjunktur künstlich am Leben erhalten geblieben. Bei privaten Bauherren habe es praktisch keine nennenswerten Ausfälle gegeben. „Das liegt am stabilen Arbeitsmarkt“, sagt Wüerst.

Filialschließungen

Insgesamt werden 23 Filialen geschlossen, die meisten davon haben zwei oder weniger Mitarbeiter, die entsprechenden Pläne hatte die Kreissparkasse im Januar bekannt gegeben. Im Rhein-Erft-Kreis sind das die Standorte Berrendorf, Mödrath, Liblar und Vochem. An allen diesen Standorten werden SB-Filialen mit Geldautomaten eingerichtet, in Berrendorf wird zusätzlich die mobile Filiale in einem Bus halten. Im Rhein-Sieg-Kreis sinkt die Zahl der bemannten Niederlassungen von 49 auf 35. Betroffen sind die Filialen Sechtem, Meckenheim (Neuer Markt), Bad Honnef (HIT), Thomasberg, Leuscheid, Dattenfeld, Birk, Stallberg, Siegburg (Kaiserstraße), Niederpleis, Menden, Troisdorf-Bergheim, Mondorf und Oberlar.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis werden die Bankstellen Bechen, Forsbach, Bergisch Gladbach (Lindlar-Haus) und Herkenrath der Kreissparkasse Köln geschlossen. Im Oberbergischen Kreis wird nur eine Filiale geschlossen, und zwar die im Engelskirchener Stadtteil Loope. An vielen Standorten werden die Niederlassungen durch SB-Standorte ersetzt. „Wir stocken aber auch die Flotte unserer Filialbusse auf. Diese mobilen Filialen werden sehr gut angenommen, mit mehr als 20 Kundenbesuchen pro Stunde“, sagt Wüerst.

Spareinlagen

Trotz des wieder für Sparer attraktiveren Zinssatze sind die Einlagen bei der Kreissparkasse um 800 Millionen Euro auf knapp 17 Milliarden Euro gesunken. Laut Wüerst ist das das Resultat der gestiegenen Inflation. Die Menschen hätten einfach weniger, um es zu Seite zu lagen, und griffen teils aktiv auf ihre Ersparnisse zurück.

Sparkasse als Großbank

Die Sparkasse hat seit Jahren eine Bilanzsumme von knapp unter 30 Milliarden Euro. Ab 30 Milliarden Euro gilt ein Kreditinstitut als Großbank mit einer wesentlich weiter reichenden Aufsicht durch die Europäische Zentralbank. Damit verbunden ist der Aufbau einer neuen Abteilung, um an die EZB zu berichten. Der Schritt, Großbank werden zu wollen und damit eine Überschreitung der 30-Milliarden-Grenze in Kauf zu nehmen, wurde voriges Jahr beschlossen. Damit verbunden sind jährliche Kosten im zweistelligen Millionenbereich. Nun ist die Bilanzsumme aber zunächst nicht über die Grenze gestiegen, sondern trotz der Übernahme der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen gesunken, von 29,8 Millarden auf 29,4 Milliarden. „Das verschafft uns Zeit, die Aufsichtspflichten zu erfüllen“, sagt Wüerst.

Mitarbeiter

Entgegen einem jahrelangen Trend steigt die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell – trotz der Filialschließungen. Gut 200 Beschäftigte plus 100 Auszubildende wurden im vorigen Jahr neu eingestellt. Insgesamt hat die öffentlich-rechtliche Bank damit 3300 Mitarbeiter.

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