Gewerbegebiet RodenkirchenPapierfetzen und Datenschutz

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Luftaufnahme des Gewerbegebiets Rodenkirchen

Köln-Rodenkirchen – In der Serie „Arbeitswelten“ stellen wir zehn Kölner Gewerbegebiete vor. In dieser Folge: das Gewerbegebiet Rodenkirchen.

Das Gewerbegebiet

Größe: etwa 100 Hektar Eröffnet: 1970er Jahre Vertretene Branchen: Handel, Handwerk, Medizintechnik, Industrie, Brauereigewerbe Verkehrsanbindung: Autobahnen 4, 555, Stadtbahn-Haltestelle Rodenkirchen Michaelshoven, Bus 135 Das ist das Gebiet: Auf dem Gelände des heutigen Gewerbegebiets wurde einst Tagebau betrieben. Die „rheinische Fruchtfolge“ von „ausheben, zuschütten, bebauen“ bildete hier den Nährboden für Industrieansiedlungen. Das ist heute nur noch am Namen des „Kiesgrubenwegs“ erkennbar. Nach der Zuschüttung der Grube wurden in den 1970er Jahren nach und nach Gewerbeflächen ausgewiesen. Die Rübenäcker wichen den Fabrikhallen. Nur wenige Flächen an den Rändern des Gebiets sind noch ungenutzt. Zu den prominenten Firmen gehören sowohl Industrieunternehmen wie der Verpackungsspezialist Cyklop, Brauereibetriebe wie Reissdorf Kölsch als auch moderne IT-Dienstleister.

Unternehmen im Porträt

Documentus

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Walter Passmann, Geschäftsführer von Documentus

„Wir schreddern derzeit so viel Akten wie noch nie“, berichtet Walter Passmann, Geschäftsführer von Documentus. Die Digitalisierung verschafft seinem Unternehmen eine Sonderkonjunktur. War es einst damit getan, die gigantischen Massen von Papier, die in Lkws angeliefert wurden, zu zerkleinern und zu entsorgen, stellt Documentus seinen Kunden heute alle erdenklichen Services im Zusammenhang mit dem Aufbewahren, Organisieren und der digitalen Erfassung der Bestände zur Verfügung. Die Firma lagert Dokumente so lange die Datenschutzvorgaben es verlangen, verschlagwortet die Akten, wenn gewünscht und scannt sie ein, um den digitalen Zugriff zu ermöglichen.

2,5 Millionen Aktenordner verwaltet die Firma bereits. Das Archiv fast 120 Kilometer Papier – und platzt aus allen Nähten. Daher expandiert Documentus und eröffnet im Frühjahr in Wesseling. Dass die Geschäfte derart boomen, liegt auch daran, dass viele Unternehmen nach wie vor auf das analoge Backup setzen. „Der sicherste Ort für Ihre Daten ist immer noch unser physisches Archiv“, so Passmann.

Outbox AG

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Bernd Schlägel von der Outbox AG

Als die Outbox AG vor einigen Jahren nach neuen Büroräumen suchte, ging es dem Unternehmen bei der Standortwahl nicht zuerst um eine repräsentative Adresse oder eine gute Verkehrsanbindung. „Den Ausschlag für Köln-Hahnwald gab die Nähe zum Rechenzentrum dort“, sagt Vorstand Bernd Schlägel. Eine superschnelle und stabile Netzanbindung ist bis heute die absolute Mindestanforderung an den Firmensitz. „Wenn wir hierhin keine Glasfaser bekommen hätten, wären wir nicht mehr da“, bekräftigt Schlägel. Schließlich arbeitet sein Team, das zu zwei Dritteln aus Entwicklern besteht, an internetbasierten Telefonie-Services.

Wo immer Systemhäuser, Stadtwerke, Regionalanbieter oder auch die großen Netzbetreiber ihre Kabel verlegen, Outbox stellt auf dieser Infrastruktur Telefonanschlüsse bereit, stellt sicher, dass Rufnummern bei einem Umzug mit umziehen und einzelne Gespräche minutengenau erfasst werden. „Wenn Sie zu Hause einen modernen IP-Telefonanschluss haben, ist es recht wahrscheinlich, dass Outbox-Technik beteiligt ist – auch wenn unser Name beim Endkunden nicht auftaucht“, so Schlägel.

Dahlhausen Medizintechnik

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Peter Josef Dahlhausen von Dahlhausen Medizintechnik

Peter Josef Dahlhausen verkaufte schon Medizin-Zubehör an Krankenhäuser, als die häufig noch von Schwesterorden betrieben wurden und die Nonnen gebrauchte Mullbinden auswuschen, aufwickelten und nochmals verwendeten. Heute macht sein Unternehmen 110 Mio. Euro Umsatz mit Beatmungsschläuchen, Netzimplantaten und Kathetern. Den Medikamentendispenser, in den Patienten ihre Pillen einsortieren, führte einst Dahlhausen ein. Rund 2000 Produkte führt und exportiert der Mittelständler heute.

Der Firmensitz an der Emil-Hoffmann-Straße ist längst zu klein geworden. Ein doppelt so großes Areal hat die Firma bereits erworben. „Wir bauen für die vierte Generation“, sagt Dahlhausen, dessen Sohn Ulrich die Firma heute leitet. Dem Gewerbegebiet nahe Hahnwald bleibt das Familienunternehmen treu. „Spätestens wenn es um den Wiederverkauf des alten Firmengeländes geht, wird auch die Anbindung an moderne Netze eine große Rolle spielen“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Gerhard Linnemann, „denn die ist nicht nur uns, sondern auch vielen anderen Firmen besonders wichtig.“

Leo B. Pesch – Classic Sports Cars

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Leo Peschl von Leo B. Peschl – Classic Sports Cars

Nur 6000 Fahrzeuge fertigte der italienische Autobauer Maserati  von 1957 bis 1974. Einige von ihnen stehen heute bei Leo Peschl in der Garage. Der ehemalige Manager machte seine Leidenschaft für das Auto zum Beruf. Sein ganz besonderer Kfz-Betrieb restauriert die wertvollen Einzelstücke. „Jedes Auto hier wurde von Hand gefertigt“, so Peschl. Entsprechend behutsam müssen die Fahrzeuge restauriert werden. Oft stecken Tausende Stunden Arbeit in einer Komplettsanierung. In solchen Fällen müssen die Besitzer sechsstellige Summen aufwenden, um ihre Schätze in Stand zu setzen.

„Fehlende und irreparable Bauteile dieser Autos kann man nicht mit Gold aufwiegen“, sagt Peschl. Nur in seltenen Fällen fertigt er nach. „Wir versuchen so viel wie möglich von der Substanz des Originals zu erhalten.“ Kunden können ihren Maserati auch bei ihm parken. In einem klimatisierten Gebäude, so abgeschirmt „wie in einem Hochsicherheitsgefängnis“. Die Halle ist mit Webcams ausgerüstet. So können die Besitzer ihre Fahrzeuge jederzeit im Blick haben.

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