Gegen Trend der SchließungenEin Kölner Warenhaus sticht in der Krisenzeit heraus

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Das Ladengeschäft von Globetrotter im Kölner Olivandenhof.

Das Globetrotter-Kaufhaus in Köln

Große Warenhäuser galten früher als Leuchttürme der Innenstädte. Diese Zeit ist vielerorts vorbei. Ein Konzept sticht aber auch in Krisenzeiten heraus.

In vielen nordrhein-westfälischen Innenstädten galten sie Jahrzehnte lang als Leuchttürme des Einzelhandels: Warenhäuser. Das Konzept mehrstöckiger Kaufhäuser, die alles unter einem Dach vereinen, hat in den vergangenen Jahren so sehr an Erfolg einbüßen müssen, dass es vielerorts zu Schließungen kam. Der Konzern Galeria Kaufhof Karstadt hat erst vor wenigen Wochen bekannt gegeben, mehr Filialen dichtmachen zu müssen, als vorher prognostiziert zu haben. Ist es vorbei mit den Leuchttürmen in Innenstädten? Nicht ganz. Ein Warenhaus sticht auch in Krisenzeiten heraus.

Wer die 6144 Quadratmeter große Filiale des Outdoor-Warenhauses Globetrotter in der Kölner Innenstadt betritt, wird sich entscheiden müssen, worauf der Blick zuerst fallen soll. Ein 4,30 Meter tiefes Tauchbecken im Untergeschoss, ein Klettertunnel, ein Aquarium gefüllt mit Quallen, überall Zelte und Kanus. Alles, rund um das Thema Outdoor vereint unter einem Glasdach.

Vorjahresumsatz um 29,4 Prozent gesteigert

Seit 2006 besteht die Filiale an der Richmodstraße. Der Handelskonzern Fenix Outdoor International AG, zu dem unter anderem die deutschen Globetrotter-Geschäfte in Köln, Düsseldorf und Dortmund gehören, konnte in der ersten Jahreshälfte 2022 ein deutliches Plus erwirtschaften. Mit einem Umsatz von 331,1 Millionen Euro wurde das Niveau des Vorjahreszeitraums um 29,4 Prozent übertroffen. In Deutschland, dem wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns, konnte sogar ein Plus von 49 Prozent erzielt werden. Allein hierzulande betrug der Umsatz 118 Millionen Euro. Auch der operative Gewinn stieg um 29 Prozent auf 28 Millionen Euro. Keine Spur von Krise.

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„Eine wesentliche Stärke ist es, alle Sinne ansprechen zu können. Die Beratung ist vielen Kundinnen und Kunden gerade bei Outdoor-Ausrüstung wichtig, um den optimalen Rucksack oder die richtigen Wanderschuhe für ihre geplanten Urlaube und Touren zu finden“, sagt Andreas Bartmann, CEO von Globetrotter zum Konzept des Outdoor-Geschäfts.

„Produkte werden erlebbar gemacht“

Auch für Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), geht ein Besuch in dem Kölner Warenhaus über den simplen Kaufvorgang hinaus: „Die benötigten Produkte werden erlebbar gemacht: Zelte ausprobieren, Wanderschuhe auf unterschiedlichen Böden testen, ein Tauchbecken, früher auch Kälte- und Regenkammern. Dieser konkrete Erlebnischarakter gepaart mit Beratung lässt keine Fragen offen.“ Traditionelle Warenhäuser würden heutzutage nicht mehr funktionieren, weil zwar zahlreiche Sortimente darin enthalten seien, eine Tiefe in der Produktpalette dagegen aber fehle.

„Konzepte, die funktionieren, bieten einen klaren Mehrwert aus Kundensicht“, erklärt Stüber. Darüber hinaus sei es immer wichtiger auch für Werte einzustehen und Positionen zu beziehen. Inzwischen seien auch Konzepte gefragt, die einen Service, wie zum Beispiel Reparaturleistungen, anbieten. In der Kölner Filiale arbeiten rund 150 Mitarbeiter. CEO Andreas Bartmann betont auch den Community-Gedanken: „Wir bringen Outdoor-Fans bei zahlreichen Veranstaltungen und Workshops zusammen. Nachhaltige Angebote wie ein Ausrüstungsverleih und eine Secondhand Verkaufsfläche runden das Angebot ab.“

Und dafür strömen Outdoor-Fans über die Stadtgrenze hinaus in die Richmodstraße. Das Einkaufserlebnis lockt Publikum nach Köln. „Globetrotter ist ein Frequenzbringer in zentraler Lage in der Innenstadt - durch die Architektur und das Tauchbecken ist die Filiale schon fast als Sehenswürdigkeit zu bezeichnen“, sagt auch Eva Stüber vom IFH. Es gibt sie also noch, die Leuchttürme der Innenstädte.

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