Interaktive KarteKöln ist beim Wohnungsbau NRW-Schlusslicht – Euskirchen stark

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Neubaugebiet in Köln-Widdersdorf

Neubaugebiet in Köln-Widdersdorf

  • Die Stadt Köln konnte zuletzt nur 46 Prozent des Bedarfs an neuen Wohnungen decken – so wenig wie sonst keine Stadt oder Kreis in NRW.
  • Andere NRW-Großstädte schneiden deutlich besser ab.
  • Im Kölner Umland zeigen sich dagegen große Unterschiede – während die Situation im Rhein-Erft-Kreis kaum besser ist als in Köln, wird in Euskirchen genug gebaut.

Köln – Keine Region in Nordrhein-Westfalen kommt beim Bau benötigter Wohnungen so schlecht hinterher wie Köln. Laut einer Studie des Instituts für Wirtschaft Köln (IW) deckte die Stadt zuletzt nur 46 Prozent des Bedarfs an neuen Wohnungen – und bildet damit unter allen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW das Schlusslicht. Statt der jährlich benötigten 6900 Wohnungen wurden in Köln in den vergangenen vier Jahren im Schnitt lediglich 3100 gebaut.

„Köln wächst unheimlich schnell“, sagt Studienautor Ralph Henger vom IW. Jedes Jahr kämen mehr als 10 000 Einwohner dazu . Damit steige auch der Wohnungsbedarf stark an. Das sei noch vor zehn Jahren in dieser Form nicht absehbar gewesen – und Köln mit diesem Problem auch nicht allein. „Einige Städte gehen damit aber besser um, indem sie aktiver auf den Bodenmarkt Einfluss nehmen.“

Zu den Städten mit besonders starkem Wachstum zählen in NRW neben Köln auch Münster, Bonn und Düsseldorf – die in der Auswertung mit einem gedeckten Bedarf von 61 Prozent, 72 Prozent beziehungsweise 85 Prozent allesamt besser abschneiden als Köln, auch wenn dort ebenfalls zu wenig Wohnungen entstehen. „Entscheidend ist, dass man das Thema auf die politische Agenda setzt“, sagt Henger.

Hinter eigenen Zielen zurückgeblieben

Die Stadt Köln bleibt in Sachen Wohnungsbau seit Jahren hinter den eigenen Erwartungen zurück. Das Kölner Wohnbündnis, ein Abkommen zwischen Stadt und Wohnungswirtschaft aus dem Jahr 2017, sieht vor, dass jährlich 6000 Wohnungen gebaut werden sollen. 2019 waren es aber lediglich 2175. Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein kritisiert die aktuelle Entwicklung: „Es sieht nicht so aus, als könnten wir dieses Ziel in naher Zukunft erreichen“, sagt Hauptgeschäftsführer Thomas Tews in einer Mitteilung. Der Verein macht für das schlechte Abschneiden Kölns vor allem den Mangel an verfügbarem Bauland verantwortlich. Die Politik handle zu zögerlich, in den Bezirken bremsten widersprüchliche Interessen die Erschließung von mehr Bauflächen.

Auch die Studie des IW betont die Bedeutung eines modernen Flächenmanagements. Gerade in Köln, Düsseldorf und Bonn seien die Flächen knapp. „Es müssen mehr bebaubare Flächen auf den Markt kommen“, sagt Henger. Dafür sei mehr Personal und eine bessere technische Ausstattung wichtig.

Geteiltes Bild in der Region

In der Region um Köln herum ergab die Studie ein geteiltes Bild: Der Rhein-Erft-Kreis schnitt mit einer Bedarfsdeckung von nur 52 Prozent kaum besser ab als Köln. Ein möglicher Grund dafür: In den vergangenen Jahren sind verstärkt Familien ins Umland gezogen, was gerade in den gut angebundenen Umlandskreisen zu steigenden Preisen und mehr Wohnungsknappheit geführt hat. Auch in Leverkusen (62 Prozent) und dem Rhein-Sieg-Kreis (63 Prozent) wurde zuletzt deutlich weniger gebaut als benötigt.

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Im Rheinisch-Bergischen Kreis (80 Prozent) und im Oberbergischen Kreis (84 Prozent) waren die Werte dagegen deutlich besser. Der Kreis Euskirchen ist der einzige im Umland, bei dem in den vergangenen vier Jahren mehr neue Wohnungen gebaut wurden als benötigt – hier lag die Bedarfsdeckung bei 104 Prozent.

Umgekehrter Trend

Die IW-Studie zeigte für einige Teile NRWs aber auch einen umgekehrten Trend: In Gelsenkirchen (190 Prozent), im Hochsauerlandkreis (247 Prozent) und im Kreis Höxter (283 Prozent) wurden viel mehr Wohnungen gebaut als benötigt.

Das IW hat die Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund erstellt. Um den Wohnungsbedarf zu ermitteln, wurde ein Modell entwickelt, in das unter anderem auch demografische Daten einflossen.

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