P&C-Chef im Interview„Das Weltstadthaus in Köln ist nicht einfach zu bewirtschaften“

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Das Weltstadthaus in Köln

  • John Cloppenburg ist einer der Geschäftsführer der Einzelhandelskette Peek&Cloppenburg.
  • Im Interview spricht er über das schwierige vergangene Geschäftsjahr und darüber, wieso Handelsimmobilien ein Risiko sein können.
  • Außerdem erklärt er, was das „Weltstadthaus“ in Köln so besonders macht – und schwierig.

Düsseldorf – Herr Cloppenburg, Sie sind mit Peek & Cloppenburg vergleichsweise spät ins Onlinegeschäft eingestiegen. Wieso?

Unser Handeln ist durch langfristiges Kaufmannsdenken geprägt. Der Onlinehandel dagegen war gerade zu Anfang geprägt durch Investoren, die auf hohe Wachstumsquoten schielten. Das passt nicht zu uns, das hat uns nicht zu dem gemacht, was wir heute sind. Dennoch haben wir verstanden, dass es wichtig ist, online für unsere Kunden da zu sein – unabhängig davon, ob wir dort die gleichen Gewinne erzielen wie im stationären Handel. Mittlerweile ist der Onlineshop unser stärkstes „Verkaufshaus“.

Wie hoch sind Ihre Umsätze hier?

In Deutschland liegen wir prozentual bei etwa zehn Prozent des Gesamtumsatzes. Wir haben zuletzt einen Onlineshop für unseren Herrenausstatter Anson’s eröffnet und die Niederlande, Polen und Österreich als Märkte angeschlossen. Jetzt müssen wir im Auge behalten, wie sich das Ganze entwickelt. Wir machen hier die gleichen Erfahrungen wie im stationären Handel: Jeder Markt hat ein anderes Nachfrageverhalten, nicht überall läuft es gleich gut. In Polen haben wir zum Beispiel festgestellt, dass unsere Online-Einkäufer, die in Düsseldorf sitzen, lernen mussten, welche Marken im Osten gut funktionieren. Da gibt es signifikante Unterschiede.

John Cloppenburg (1)

John Cloppenburg

2018 sind Ihre Umsätze zurückgegangen. Was tun Sie, um wieder in die Spur zu kommen?

2018 war für uns sehr herausfordernd, gerade im deutschen Markt. Wir sind gut damit beraten, nicht blind jeden Euro Umsatz zu machen, sondern nur den, der gesund und nachhaltig für uns ist. Wir haben unser Sortiment fokussiert; versucht, Überschneidungen herauszunehmen. Die Präsentation der Ware in den Verkaufshäusern ist aufgeräumter und großflächiger. Das ist bei den Kunden sehr gut angekommen – ich sehe der Bekanntgabe der Zahlen im nächsten Jahr positiv entgegen. Dieses Weihnachtsgeschäft hat sich bisher deutlich besser angefühlt als das vergangene. Das zeigt, dass wir mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind.

Es heißt, sie wollen acht Warenhaus-Immobilien verkaufen, die aktuell Ihnen gehören – unter anderem das Haus in Bergisch Gladbach.

Immobilien-Verkäufe sind derzeit nicht beschlossen. Unsere Immobilien-Gesellschaft untersucht regelmäßig, welche Immobilien langfristig gehalten werden sollen. Wenn sich das Nachfrageverhalten der Kunden verändert, dann müssen wir auch die Standorte daraufhin prüfen, ob sie mit Blick auf die nächsten 30 Jahre die richtige Investition sind.

Welche dieser acht Häuser haben denn auch keine Zukunft als P&C-Standort?

Das kann ich Ihnen aktuell nicht sagen. Aber so eine Portfolio-Überprüfung der Immobilien-Gesellschaft ist auch nichts Ungewöhnliches. Unsere Standorte mieten wir in der Regel langfristig an und derzeit gibt es für das kommende Jahr keine konkreten Pläne, Verkaufshäuser zu schließen. Unser Ziel ist es, die Kunden glücklich zu machen. Dabei kommt es natürlich darauf an, was wir ihnen bieten, aber das ist eben nicht alles. Genauso wichtig ist, was eine Stadt zu bieten hat, ob sie für den Kunden attraktiv ist. Und wir sind nicht im Geschäft, um bestehende Standorte aufrechtzuerhalten, nur, weil sie schon immer da waren. Auch, wenn wir mit der Geschäftsentwicklung des Jahres zufrieden sind: Die Besucherfrequenz in den Läden sinkt weiter – bei uns genauso wie bei unseren Mitbewerbern.

Wie erklären Sie sich die sinkenden Frequenzen? Durch die Verlagerung der Mittelzentren in Zentren? Den Onlinehandel?

Das ist eine der heißdiskutiertesten Fragen der Branche. Interessant ist, dass gut gemachte Einkaufszentren aktuell besser dastehen als andere Standorte. Ich vermute, dass das auch mit den guten Parkmöglichkeiten zu tun hat. Denn neben dem großen Thema Nachhaltigkeit erleben wir gerade einen noch stärkeren Gegentrend – und das ist die Bequemlichkeit. Deshalb kaufen auch so viele Menschen im Netz ein. Die Städte müssen sich mit dieser Problematik auseinandersetzen und schauen, wie sie den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden können – zum Beispiel durch einen besseren Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Zur Person und dem Unternehmen

John Cloppenburg ist der Sohn des langjährigen P&C-Chefs Harro Uwe Cloppenburg. Nach dem Studium stieg der Diplom-Kaufmann 1993 im elterlichen Betrieb ein, erst als Abteilungsleiter in Hamburg, dann als Chef eines P&C-Hauses in Wuppertal. Von 1997 bis 2009 war er Leiter der P&C-Tochterfirma Anson's. Seit 2010 ist er einer der Geschäftsführer der Gruppe und bringt die Firma auf einen neuen Internetkurs. John Cloppenburg wohnt in Düsseldorf.

Peek & Cloppenburg (kurz P&C) mit Sitz in Düsseldorf ist eine im Jahr 1901 gegründete Textil-Einzelhandels-Kette in Familienbesitz. Das Unternehmen ist in 15 Ländern mit 141 Verkaufshäusern präsent. 2018 betrug der Umsatz mit 1,452 Milliarden Euro, etwas weniger als im Vorjahr (1,49 Milliarden Euro). P&C beschäftigt nach eigenen angaben ungefähr 12 300 Mitarbeiter.

Wegen Umsatzverlusten hatte Peek & Cloppenburg vor einem Jahr über Verkleinerungen von Flächen und Untervermietungen nachgedacht. P&C ist an vielen Standorten heute noch Eigentümer der Immobilien. Für die Standorte Hagen, Bergisch Gladbach, Recklinghausen, Saarlouis, Hanau, Homburg und Gießen wird nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein Verkauf geprüft.

Wie läuft es am Kölner Standort? Ist etwas dran an den Gerüchten, dass Anson’s ins Weltstadthaus ziehen soll?

Nein, davon habe ich noch nie etwas gehört. Wir sind zufrieden mit beiden Standorten. Das P&C-Weltstadthaus ist vermutlich einer unser schönsten Standorte, auch wenn es nicht ganz einfach zu bewirtschaften ist. Der Kunde muss dort vergleichsweise weit laufen, wir müssen auf jeder Etage Highlights anbieten. Aber wir sind auf einem guten Weg, das Angebot so auf die Kölner Kunden zuzuschneiden, dass der Zuspruch weiter bleibt.

Wie steht Köln im Vergleich zu den Mittelstädten da?

Wir beobachten aktuell den Trend, dass die Mittelstädte für uns besser laufen als die Großstädte. Ich vermute, dass auch das mit der besseren Erreichbarkeit der Einkaufszentren zusammenhängt. Großstädte haben bislang besonders davon profitiert, dass dort mehr hochwertige Ware verkauft wird als in den Mittelstädten und damit größere Umsätze generierten.

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Die Immobilien, die Sie verkaufen wollen, liegen nun aber in mittelgroßen Städten. Was machen Sie mit den Erlösen?

Aus Finanzierungssicht muss die Immobiliengesellschaft keine Häuser verkaufen. Bei diesen Entscheidungen geht es darum, wie die Immobiliengesellschaft die Perspektive eines Standorts einschätzt – und da wird den Immobilien in Großstädten natürlich das größere Potenzial zugesprochen. Die Immobiliengesellschaft besitzt im großen Maße Eigentum in Einzelhandelsimmobilien. Das ist auch ein Risiko, weil wir nicht ausschließen können, dass sich zum Beispiel die Zinssituation oder das Einkaufsverhalten der Menschen grundsätzlich verändert. Wir haben auch schon Situationen erlebt, in denen in einer Stadt ein Center geöffnet hat und die komplette Innenstadt daran kaputtging. Im Nachhinein ist so etwas immer leicht zu bewerten. Wir versuchen, so gut es geht in der Kristallkugel zu lesen.

Sie haben kürzlich den insolventen Online-Luxus-Händler Stylebop gekauft. Wieso?

Mit einem breiten Sortiment in verschiedenen Stilrichtungen und Preislagen bis hin zu Premium sind wir Marktführer im gehobenen Textileinzelhandel, aber das Luxussegment war bislang nicht unser Geschäft. Die Übernahme hat uns eine gute Gelegenheit geboten, in den Markt einzusteigen – ohne die großen Anfangsverluste, die dort sonst üblich sind.

Was werden Sie besser machen als die vorherigen Besitzer?

Stylebop hat versucht, sich auf den chinesischen Markt einzustellen. Aber die chinesischen Onlineanbieter kennen ihre Kunden selbst sehr gut, hier liegt als deutscher Anbieter nicht unser Fokus. Außerdem hat die Plattform unter dem hohen Wettbewerbsdruck gelitten. Viele Player kamen neu auf den Markt, denn der Onlinehandel mit hochwertigen Kleidungsstücken ist lukrativ. Wir wollen nicht übermorgen Marktführer im Luxussegment sein. Aber wir sehen Stylebop als sehr interessante Erweiterung unseres Angebots und setzen auf ein stetiges und nachhaltiges Wachstum.

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