Kurz vor WeihnachtenGaleria-Chef bereitet die Beschäftigten auf noch härtere Einschnitte vor

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Außenansicht des Warenhauses Galeria Karstadt.

Der Kölner Karstadt in der Innenstadt.

Kaufhaus-Mitarbeiter müssen an den Festtagen weiter um ihre Jobs bangen. Nach dem Absprung des ersten Investors zeigt sich Betriebsratschef enttäuscht. 

Für die Belegschaft des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria reißen die schlechten Nachrichten auch ganz kurz vor Weihnachten nicht ab. Denn Galeria-Chef Miguel Müllenbach, bereitet die rund 17.000 Beschäftigten auf harte Einschnitte vor. „Wir haben bei 90 Filialen Herausforderungen, um sie dauerhaft profitabel zu betreiben“, sagte Müllenbach laut „Wirtschaftswoche“ in einem unternehmensinternen Podcast. Dabei spielten unterschiedliche Themen wie Sortiment, Umsatz, Miet- und Kostenbelastung eine Rolle. Der Gesamtbetriebsrat hatte jüngst in einer Mail gewarnt, bis zu 90 der 131 Filialen seien von der Schließung bedroht.

„Deutlich klarere Aussagen“ solle es Ende Januar geben, kündigte Müllenbach laut „Wirtschaftswoche“ an. Im März sollten die Gläubiger dann über den Sanierungsplan abstimmen. Bis dahin wolle das Management die Beteiligten überzeugen, dass Galeria eine Zukunft hat, sagte der Unternehmenschef. Galerias Eigentümer, die österreichische Signa-Gruppe von Immobilienunternehmer René Benko, habe signalisiert, dass er „auch nach vorne hin bereit ist, Geld in dieses Unternehmen ‚reinzugeben‘, sofern wir eine Einigung mit den Gläubigern im März erreichen“.

Galeria hat bereits 2020 Filialen geschlossen

Galeria, hervorgegangen aus Karstadt und Kaufhof, musste Ende Oktober zum zweiten Mal Insolvenz anmelden. Bei der Sanierung im Jahr 2020 waren bereits rund 40 Filialen geschlossen, etwa 4000 Stellen abgebaut und mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden gestrichen worden. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat bereits angekündigt, dass nur ein harter Kern an Kaufhäusern übrig bleiben werde. Müllenbach sagte laut „Wirtschaftswoche“ in dem Podcast, derzeit schaue sich ein Team von Geiwitz die Filialperformance an.

Man sei zur Erkenntnis gelangt, „dass wir nicht wieder den Zustand von 2019 erreichen“ würden. Im diesjährigen Weihnachtsgeschäft habe es zwar Zuwächse bei der Kundenfrequenz gegeben, die Werte lägen aber immer noch rund 20 Prozent unter denen von 2019. Da müsse Galeria seine Strategie „an die neuen Realitäten anpassen“. Das künftige Filialportfolio müsse „dauerhaft“ den veränderten Marktbedingungen standhalten.

Internethändler zieht Angebot zurück

Und die Beschäftigten mussten am Donnerstag einen weiteren Rückschlag erleben. Der Detmolder Internethändler buero.de hatte sein Angebot zur Übernahme von 47 Filialen der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zurückgezogen. Wie dessen Vorstandsvorsitzender Markus Schön am Donnerstagabend dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte, hätten die zuständigen Gremien das nun entschieden. „Die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage führen zu veränderten Rahmenbedingungen, die für uns nicht akzeptabel sind“, sagte Schön. Der Betriebsrat zeigte sich enttäuscht. „Es wäre eine Chance gewesen“, sagte der Galeria-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl. „Es ist ein bisschen frustrierend, dass so schnell das Handtuch geschmissen wurde.“ Die ersten Gespräche seien konstruktiv gewesen.

Am Mittwoch hatte Galeria mitgeteilt, ein weiteres Übernahmeangebot für eine Reihe von Filialen erhalten zu haben. Dieses bestehe nach wie vor, sagte der Sprecher am Donnerstag. Noch vor Weihnachten erwarte das Unternehmen weitere Angebote von mehreren anderen Interessenten. Betriebsratschef Ettl forderte ein neues Warenhaus-Konzept. „Es braucht eine Konzeption, die Kunden und Mitarbeiter mitnimmt“, sagte er.

Das digitale und das stationäre Geschäft müssten eine homogene Einheit bilden, bei der der Mehrwert für alle ersichtlich sei. „Ich glaube, das Warenhaus hat eine Berechtigung.“ Trotz der schwierigen Lage liegt Galeria laut Ettl beim aktuellen Weihnachtsgeschäft über den Erwartungen. „Dafür ein Dank an die Kunden - und als Betriebsrat ein besonderer Dank an die Kolleginnen und Kollegen, die dies trotz großer Unsicherheit geleistet haben.“ (mit afp, dpa)

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