Kommentar zum Streik der UniklinikenZwei Jahre Klatschen reichen eben nicht

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Applaus für Mediziner

Applaus als Dank für medizinisches Personal während der Corona-Pandemie (Archivbild)

Die bundesweite Inzidenz hat am Dienstag den zweiten Tag in Folge den bisherigen Höchstwert der Pandemie erreicht. Und ausgerechnet jetzt streiken fünf große Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen? Ja. Und zwar völlig zu Recht.

Am Dienstag legen die Kliniken in Köln, Düsseldorf und Essen die Arbeit nieder, am Mittwoch folgen Bonn und Münster. Warnstreik heißt es bei Verdi. Für jeweils einen Tag. Es ist ein Tag in mehr als eineinhalb Jahren Pandemie, in der die Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegerinnen und Betreuer täglich gegen das Coronavirus gekämpft haben. Für Viele wohl unter einer Belastung, die sie zuvor nie erlebt haben.

Lohn und Dank für die Retter in der Pandemie

Und deswegen gebührt ihnen auch ein entsprechender Lohn – und übrigens auch Dank. Wenn wie jetzt geschehen die zweite Runde im Tarifstreik scheitert, dann ist es das Recht des medizinischen Personals die Arbeit niederzulegen. Wie für jede andere Berufsgruppe auch.

Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt hatte kritisiert, dass Arbeitgeber sich im Lohnstreit nicht bewegen und besonders „fehlende Wertschätzung“ betont. Eine völlig berechtigte Kritik, denn der Lohn und die Art, wie die Tarif-Verhandlungen geführt werden, drücken nun mal auch Wertschätzung aus.

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Mit Blick auf die Rekord-Inzidenz wirkt der Zeitpunkt für den Streik erstmal unglücklich gewählt. Es ist allerdings nicht Aufgabe der Medizinerinnen und Mediziner, möglichst bequem auf die massive Belastung, den Personalmangel aufmerksam zu machen. Die Kliniken garantieren außerdem einen Notbetrieb für den Streiktag. Oder glauben Sie wirklich, dass die Retterinnen und Retter in der Pandemie Leben aufs Spiel setzen für ihren Arbeitskampf? Ich nicht.

Erinnern Sie sich noch an die Klatsch-Zeit? Als wir uns gemeinsam an Fenstern und Balkonen versammelt haben, um dem medizinischen Personal mit Applaus unseren Dank für den Pandemie-Einsatz auszudrücken? Aus dieser gesellschaftlichen Wertschätzung hätte stärker noch auch politischer und wirtschaftlicher Dank folgen sollen. Doch das ist nicht passiert – und am Fenster stehen wir auch nicht mehr.

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