Rheinland-Pitch in KölnBonner Gründerinnen gewinnen mit Pferde-App

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Pferde App Höhle der Löwen

Auch in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ traten Christina Terbille (l.) und Sarah Wendlandt auf.

Köln – Der Rheinland-Pitch gehört zu den größten Wettbewerben für Unternehmensgründer in Europa, den Veranstaltern vom Kölner Gründerzentrum Startplatz zufolge ist es der größte in Deutschland. In dieser Woche fand im IHK-Börsensaal in Köln das Winterfinale des Rheinland-Pitch statt. Fünf ganz unterschiedliche junge Firmen bewarben sich auf der Bühne um den Sieg. Am Ende gewann das Unternehmen zweier Bonner Gründerinnen, das sich vor kurzem auch in der TV-Show „Höhle der Löwen“ ein Investment sichern konnte. Wir stellen die fünf teilnehmenden Start-ups vor:

Lumoview

Das im Februar 2019 gegründete Kölner Unternehmen Lumoview ist eine Ausgründung des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR). Gründer Arne Tiddens, der beim Rheinland-Pitch auf der Bühne stand, ist Physiker und promovierter Ingenieur. Letzteres hat er gemein mit seinen Mitgründern Silvan Siegrist und Bernhard Hoffschmidt, Professor an der RWTH Aachen und DLR-Direktor.

650 Milliarden Euro würden jährlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Immobilien investiert, „fast ohne Datengrundlage“ über die Qualität der Immobilien, sagt Tiddens. Das handliche Gerät, das er für Lumoview präsentiert, soll das ändern und die Bewertung von Immobilien revolutionieren. Tiddens verspricht: Innerhalb von zwei Sekunden scannt das Gerät Räume und liefert Nutzern mit Hilfe von Lasern, zahlreicher Sensoren und Kameras Informationen, etwa über die Feuchtigkeit von Wänden, Isolierung von Fenstern und die Größe des Raums. Gleichzeitig soll es in der Lage sein, eine Reihe von Schadstoffen in der Luft zu registrieren.

Die Informationen sind anschließend online abzurufen, beispielsweise in Form von 3D-Modellen der analysierten Räume oder Infrarot-Panoramen. Derzeit müssen die Ergebnisse noch von Experten analysiert werden, langfristig plant Lumoview, die gesammelten Daten automatisiert zu interpretieren.

Aktuell laufen erste Pilotprojekte im Bereich der energetischen Sanierung, erzählt Tiddens. Zur Zielgruppe von Lumoview gehören insbesondere Wohnungsgesellschaften wie die städtische GAG in Köln. Das Start-up richtet sich jedoch auch an Sachverständige, wie es sie etwa beim Tüv gibt, und plant, sein Produkt letztlich auch über Baumärkte an Privatkunden zu verkaufen. Der Preis einer Analyse soll sich auf vier bis neun Euro pro Quadratmeter belaufen.

Verpackmeinnicht

Veronika Bauer und Elina Giorgou haben ihr Start-up namens Verpackmeinnicht in Wuppertal gegründet und richten sich mit Kosmetikprodukten an eine umweltbewusste Kundschaft. In den meisten konventionellen Pflegeprodukten sei Mikroverplastik verarbeitet oder sie seien in Plastik verpackt, häufig beides, erzählten die Gründerinnen aus dem Bergischen beim Rheinland-Pitch. Deshalb haben Bauer und Giorgou eine eigene Produktlinie entwickelt und sich mit Naturkosmetik zum Selbermischen selbstständig gemacht.

Bei einer Crowdfunding-Kampagne fanden sich im Sommer dieses Jahres mehr als 240 Unterstützer, die Verpackmeinnicht insgesamt gut 12.000 Euro gaben. So wurden Bauer und Giorgou auch die ersten 450 Sets – im Angebot sind bislang eine Deo-Creme, Körperbutter und Lippenbalsam – innerhalb kurzer Zeit los.

In den Produkten des Start-ups finden sich weder Plastik noch Palmöl, Konservierungs- oder tierische Stoffe. Die Zutaten werden portioniert geliefert, zu Hause müssen die Kunden sie im Wasserbad zum Schmelzen bringen und selber fertigstellen. Die Gründerinnen haben sich hohe Ziele gesteckt, wollen mit ihren Produkten in Deutschland einen 104 Millionen Euro großen Markt ansprechen. Zielgruppe sind vor allem Frauen, künftig soll es aber auch spezielle Produkte für Männer geben.

Trailer Dynamics

1,2 Millionen Euro hat das Aachener Start-up Trailer Dynamics bereits von Investoren eingesammelt. Mit seinen Produkten richtete sich Gründer und Geschäftsführer Abdullah Jaber auf der Bühne an die Logistik-Branche: Trailer Dynamics hat sowohl besonders aerodynamische Lkw-Sattelauflieger entwickelt als auch einen elektrischen Antriebstrang und entsprechende Software, die gemeinsam den Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen von Lkw senken sollen.

Das Versprechen des Unternehmens: Der Kostenvorteil durch bis zu 38 Prozent Diesel-Ersparnis soll jährlich 11.000 Euro pro Fahrzeug betragen, versprach Jaber. Sein Unternehmen befinde sich mit Volkswagen, Daimler und anderen Logistik-Dienstleistern in Gesprächen über Kooperationen.

Die Pferde-App

Die Idee der Bonner Gründerinnen Christina Terbille und Sarah Wendlandt hat bereits vor großem Publikum bestanden: In der vergangenen Staffel der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ sicherten sie sich mit ihrem Unternehmen Die Pferde-App ein Investment von Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer in Höhe von 150.000 Euro. Insgesamt haben sich die Bonnerinnen bereits gut 420.000 Euro von Geldgebern gesichert, und auch Jury und Publikum ließen sich von der Pferde-App überzeugen.

Terbilles und Wendlandts Produkt soll jegliche Aspekte rund um die Pflege von Pferden sicherstellen. Bislang sei das in den mehr als 15.000 deutschen Ställen eine rein analoge Angelegenheit, sagte Terbille auf der Bühne. Bei Pferden, die zwischen 10.000 und 100.000 Euro wert sind, sei es wichtig, dass alle Dienstleister ständig auf dem gleichen Stand über Gesundheit, Gewohnheiten, Nahrungsversorgung oder Reitbeteiligungen.

Mit der Pferde-App wollen die Bonnerinnen am jährlich rund 6,7 Milliarden Euro großen deutschen Markt rund um die Haltung von Pferden teilhaben. Neben den Stallbetreiberin gebe es auch vier Millionen Reiter und eine Million Pferdebesitzer, die zur möglichen Nutzergruppe gehören. Bislang haben sich etwa 6000 Menschen in der App registriert, 500 davon betreiben eigene Ställe. Die Start-up-Chefinnen holten schließlich den Sieg beim Rheinland-Pitch. Dafür gab es zwar kein Preisgeld, aber viel Aufmerksamkeit von potenziellen Investoren.

Mane Biotech

Mane Biotech will die regenerativen Kräfte des Menschen nutzen, um Haarausfall entgegenzuwirken. Das Kölner Start-up hat ein auf dem Kopf tragbares Gerät entwickelt, das Stammzellen mechanisch zum Haarwuchs anregen soll. Es soll ausreichen, die Apparatur täglich rund 30 Minuten anzuwenden.

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Wie genau das funktioniert, erklärte Gründer Carlos Chacón-Martínez, der zuvor am Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns geforscht hat, nicht. Aktuell steht noch die Bestätigung eines entsprechenden Patents aus. Gefördert wird die junge Firma bereits durch das Bundeswirtschaftsministerium.

Derzeit sammelt Mane Biotech Investitionen in Höhe von ingesamt 200.000 Euro ein. Anschließend sollen in Köln 50 Freiwillige die Technologie testen. Frühestens 2023 soll das Produkt tatsächlich auf den Markt kommen. 

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