Report über Kölner GründerszeneWas für Start-ups gut läuft – und was nicht

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Pirate Summi 2019 3

Das Start-up-Event Pirate Summit im Club Odonien lockt auch internationale Gründer jährlich nach Köln.

Köln – Außerhalb Kölns ist laut einer aktuellen Befragung nur wenig über die Stadt als Gründerstandort bekannt. Dennoch: Ein Großteil der Kölner Start-ups ist zufrieden mit dem Standort – die Gründer fordern laut dem neuen Start-up-Report der Stadt Köln und der Köln-Business-Wirtschaftsförderung aber einen besseren Zugang zu Fachkräften, bezahlbaren Immobilien und öffentlichen Fördermitteln.

Start-ups seien für eine Stadt wichtig, um an innovativen Prozessen teilzuhaben, sagte Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das die Befragung durchgeführt hat: „Wir haben viele große Unternehmen mit langer Tradition, aber die Zukunft wird nicht nur dort bestritten.“ Die Dynamik einer Stadt hänge an einem funktionierenden Start-up-Ökosystem. Womit kann Köln also bei Start-ups punkten, wo hinkt die Stadt noch hinterher? Wissenswertes aus der Befragung im Überblick:

Zentrale Erkenntnisse

86 Prozent der Kölner Start-ups wurden auch in der Stadt gegründet. Daraus könnte man ableiten, dass die hiesigen Gründer besonders heimatverbunden sind, eine andere Erklärung ist aber wohl treffender: Aus anderen Städten oder dem Ausland verlegen nur wenige Start-ups ihren Sitz nach Köln. Die Stadt sei zwar attraktiv für junge Menschen, heißt es in der Erhebung, die am Montag im Historischen Rathaus vorgestellt wurde – doch Köln ist vor allem bei in- und ausländischen sogenannten Scale-ups, also jungen Unternehmen, die die ersten Hürden genommen und bereits Kapital gesichert haben, irrelevant: „Die vorhandenen Stärken Kölns sind außerhalb der Stadt und international nur wenig bekannt.“

Wer aber schon in Köln ansässig ist, ist meist zufrieden, bewerten doch 75 Prozent der befragten Kölner Start-ups das hiesige Gründer-Ökosystem sehr gut oder gut. Auch aus Sicht befragter Experten verdient sich Köln sieben bis acht von zehn möglichen Punkten.

Ihre Kunden finden die jungen Unternehmen unterdessen insbesondere bei anderen Firmen: Gut vier von fünf Kölner Start-ups betreiben B2B-Geschäfte („Business to Business“). Der Anteil dieser Kunden ist mit 79,5 Prozent in Köln deutlich höher als in NRW (73,4 Prozent) oder ganz Deutschland (67,7 Prozent). 15,6 Prozent der hiesigen Jungunternehmen haben Privatkunden als Zielgruppe ausgemacht, fast jedes 20. macht Geschäfte mit öffentlichen Stellen.

Was gut läuft

24 Kriterien hat das IW von den Kölner Start-ups bewerten lassen, in fünf Bereichen erhält die Stadt Bestbewertungen: Freizeitwert, Co-Working-Büros, Hochschullandschaft, Veranstaltungsangebot, Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Start-ups. Sowohl die Gründer selbst als auch die Gründungsexperten bewerten die vorhandene Industrie, das großzügige und bevölkerungsreiche Einzugsgebiet sowie die zentrale Lage Kölns in Europa als große Vorteile.

Was schlecht läuft

Für die B2B-orientierte Kölner Gründerszene klaffen der Bedarf am Austausch mit etablierten Unternehmen und der tatsächliche Zugang zu ihnen auseinander. 93,6 Prozent der Gründer schreiben dem Austausch mit den Unternehmen eine große Bedeutung zu, lediglich ein Drittel ist mit der Offenheit der Etablierten in Köln aber auch zufrieden.

Was die Gründer sonst noch vermissen und schlechter bewerten, weicht nur wenig von den Bedürfnissen anderer Unternehmer ab: Sie bemängeln zu hohe Preise für Mieten und Immobilien, wünschen sich mehr öffentliche Fördermittel und weniger Bürokratie. Start-up-spezifisch ist dann eher der Mangel an Finanziers für Geschäftsideen: Schlechte Noten erhält Köln für den Zugang zu Business Angels – Privatleuten, die mit Geld und Erfahrung Gründungen unterstützen – und Risikokapitalgebern. Die Verkehrsinfrastruktur wird ebenso wenig den Ansprüchen der Start-up-Unternehmer gerecht wie die digitale Infrastruktur.

Was sich bessern soll

Aus Expertensicht wird darüber hinaus aus guten Ansätzen in der Stadt noch zu wenig gemacht. Das hindere mitunter die etablierten Unternehmen daran, mit Start-ups zu kooperieren. Beispiel Veranstaltungen: Es brauche nicht noch mehr, stattdessen sollen Start-up-Events besser auf bestimmte Branchen und Technologien fokussiert werden.

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Die Botschaft von Köln als Gründungsstandort soll nach Willen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker stärker international verbreitet werden. Dabei sollen laut Reker unter anderem die Kontakte zu 22 internationalen Partnerstädten helfen: „Viele müssen ausschwärmen und über die Stärken Kölns berichten und die Menschen davon überzeugen, dass man gemeinsam aus diesen Stärken Erfolge machen kann“.

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