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Eine Woche mit Sharing-Apps durch KölnWie ein KVB-Rad Dreck und Ärger verbreitet

Lesezeit 3 Minuten
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Leihrad der KVB

  • Unser Autor Hendrik Geisler bewegt sich eine Woche lang nur mit Sharing-Angeboten durch Köln.
  • Er hat zwölf Sharing-Apps auf seinem Smartphone und testet Fahrräder, E-Scooter, Leihwagen und Lastenräder auf ihre Alltagstauglichkeit.
  • Am dritten Tag des Experiments ist er ziemlich genervt.

Köln – Ich bin genervt. Ich teste eine Woche lang Sharing-Apps auf ihre Alltagstauglichkeit und bin schon E-Scooter, E-Auto und Ford-Rad gefahren. Gestern Morgen wollte ich nun unbedingt mit einem KVB-Leihrad zur Arbeit radeln und freute mich, als mein Smartphone auch zwei Räder in meinem Veedel entdeckte. Auf der Suche nach dem Fahrrad war die Freude dann aber schnell verflogen.

Ich habe es schon Dutzende Male erlebt: In der KVB-App wird ein Rad als verfügbar angezeigt, ich gehe extra Umwege, um es abzuholen – und dann ist es nicht da. Manchmal steht es auf der Smartphone-Karte klar ersichtlich in einem Hinterhof, weil andere Nutzer es für eine später Verwendung weggeschlossen haben. Diesen ignoranten Egoisten wünsche ich platte Reifen auf Lebenszeit.

Es gibt aber auch die Fälle, in denen das Rad am Straßenrand stehen soll, kein Hinterhof in Sicht ist, und das Rad ist trotzdem nicht da. Wie gestern Morgen. Das Schlimme an der Situation ist, dass ich mich dann nicht mal über meine Mitmenschen aufregen kann. Es ist halt ein technischer Fehler, das passiert. Kümmert euch trotzdem drum, liebe Kölner Verkehrs-Betriebe. Sowohl um die Egoisten als auch die Fehler in der App.

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Der miese Start in den Morgen ist an dieser Stelle aber noch nicht perfekt. Ich gehe wieder mehrere Minuten zu Fuß zum nächsten KVB-Rad. Halleluja! Es steht sogar da, wo es auf der Karte auch angezeigt wird. Ich will den Sitz auf meine Größe verstellen und weiß schon aus Erfahrung beim Blick auf die verdreckte Stellschraube, dass das nicht so einfach wird. Irgendwas ist ja immer an den KVB-Rädern. Entweder sie quietschen wie eine olle Tröte, ein Gepäckband ist gerissen, der Lenker besteht aus klebrigem Gummi oder der Sitz lässt sich nicht verstellen.

Ein fetter schwarzer Fleck auf der Hose

Die Stellschraube steht ab, ist irgendwie verbogen, hält den Sitz kaum in Position. Also biege und drücke ich an ihr rum, rutsche ab und berühre mit der inzwischen verdreckten Hand meine helle Hose. Ein fetter schwarzer Fleck zieht sich über den Oberschenkel. Ich schaffe es dann noch die Schraube richtig einzustellen, muss aber nun nach Hause und die Hose wechseln.

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Bei dem ganzen Dreck und Ärger bringt es mir auch nichts, wenn ich Hunderte Sharing-Fahrzeuge um mich habe. 125 waren es alleine am Rande meines Heimwegs am Montag. Ein eigenes Fahrzeug ist immer in besserem Zustand als eines, das durch Hunderte und Tausende Hände geht und ständig in Bewegung ist.

Dreckige Räder haben alle im Portfolio

Ich fahre trotzdem immer wieder gerne KVB-Rad: Die drei Gänge sind leichtgängig, die Ausleihe meistens unkompliziert und die erste halbe Stunde für mich als Jobticket-Inhaber kostenlos. Morgens ist es nur sehr schwer, ein Rad zu finden. Die KVB-Räder sind sehr gefragt und können überall abgestellt werden, einen festen Anlaufpunkt, an dem ich eines finden könnte, gibt es nicht.

Das gefällt mir inzwischen bei den Ford-Rädern besser, da findet sich immer eins, denn sie müssen an festen Stationen abgestellt werden. Aber auch ihnen habe ich schon genervt den Rücken zugedreht: Dreckige Räder mit überholungsbedürftiger Technik haben schließlich alle Anbieter regelmäßig im Portfolio. Und sieben Gänge bei Ford sind nicht unbedingt besser als drei bei der KVB. Über die Mobike-Modelle, die sich wie Plastik anfühlen und fahren lassen, will ich gar nicht erst reden.

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