Kölner Prozess um Messe-NordhallenKein einziger Vorwurf gegen den Chef Josef Esch

Josef Esch
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Köln – Kein Verhandlungstag im Untreue- und Bestechungsprozess um die Messe-Nordhallen und den Medienstandort Ossendorf, ohne dass in Saal 142 des Landgerichts sichergestellte, gescannte Unterlagen an die Leinwände projiziert würden. Dokumente, die voller Zahlen stecken. Es dürfte im Sinne eines der drei Angeklagten sein: Immobilienunternehmer Josef Esch. "Um Herrn Esch zu verstehen, muss man wissen, dass er eigentlich nur Zahlen liebt", sagte am Dienstag sein enger Mitarbeiter Dirk Froese, Anwalt und Architekt, im Zeugenstand. Über Zahlen könne Esch "ein Gefühl aufbauen", das heißt ein Gefühl dafür, ob Projekte etwas taugen.
Froese ist Prokurist der Esch-Gruppe. Nach seinen Worten "unterstützt" er seinen Chef, so wie es früher auch Lothar Ruschmeier tat, nimmt "Sonderaufgaben" wahr, wird "bei vielen Fragen der Bauunternehmung und Projektentwicklung hinzugezogen", ist mit der "Abwehr zivilrechtlicher Ansprüche" betraut - und "eingebunden in die Verteidigung von Herrn Esch". Somit war nicht zu erwarten, dass er irgendetwas vorbringen würde, dass auch nur ansatzweise einen Hauptvorwurf der Staatsanwaltschaft glaubhaft erscheinen lassen könnte: Esch habe Ex-Sparkassenchef Gustav Adolf Schröder Schmiergeld in Höhe von 9,9 Millionen Euro gezahlt, damit dieser sich bei der Stadtspitze dafür starkmache, dass bei der Vergabe des Auftrags zum Bau der vier Messe-Nordhallen ein Esch-Fonds zum Zuge komme.
Die Anklage geht davon aus, das Schmiergeld sei zum größten Teil in der Form geflossen, dass zwei schwächelnde Esch-Fonds, durch die Bauvorhaben in Ossendorf finanziert werden sollten und für die die Sparkasse Mietgarantien übernommen hatte, gestützt wurden. Kurz: Esch habe "Mietzuschüsse" bewilligt. Davon könne überhaupt keine Rede sein, sagte Froese. Zwar habe die Sparkasse diesen Wunsch gehabt, doch Esch habe ihn klar abgelehnt. Ein Grund: Hätte er sich darauf eingelassen, wären Gesellschafter anderer für Ossendorf aufgelegter, also gleichsam benachbarter Esch-Fonds misstrauisch geworden und hätten "die berechtigte Frage gestellt: Was ist denn da los?".
Ein Rahmenvertrag von 2003 sah vor, dass die Sparkassentochter SKBB für ihre Leistungen beim Nordhallen-Projekt 14 Millionen Euro bekommen sollte. Die darüber hinausgehende Vergütung ist nach Darstellung von Froese durchaus vom Gesamtumfang der Leistungen gedeckt, die die Sparkasse - etwa durch Mietgarantien - dann tatsächlich erbracht habe. Und es sei nicht ungewöhnlich, einem Geschäftspartner, mit dem man viele Projekte erfolgreich verwirklicht habe, zu unterstützen. So habe Esch vor Jahren der Bitte von Karstadt-Quelle entsprochen, millionenschwere "Hilfestellung" zu leisten, um "die Geschäftsbeziehung fortzuführen".