Pfeifer & LangenWieso der Kölner Zuckerriese die Rügenwalder Mühle kauft

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Grossreinemachen bei Pfeifer & Langen *** NUR FUeR REDAKTIONELLE ZWECKE *** EDITORIAL USE ONLY ***Am Mittwoch, 18. Januar 2012, wurde Kalkar Appeldorn in der Zuckerruebenfabrik Pfeifer & Langen nach der Ruebenkampagne der Betrieb gereinigt und gewartet Buntes D NRW Kalkar Copyright: JohannesxKruck *** Lar Copyright: JohannesxKruck docnrwhugopicture44290585 EDITORIAL USE ONLY

Die beiden Zuckerhüte im Logo von Pfeifer & Langen sind den Spitzen des Kölner Doms nachempfunden

Das Kölner Unternehmen ist einer der größten Zuckerhersteller in Europa, setzt aber auch auf Fleisch- und Zuckeralternativen.

Wer das charakteristische „Pfeifer & Langen“-Logo mit seinen beiden Zuckerhüten sieht, geformt wie die Kölner Domspitzen, denkt dabei vor allem an eines: Zucker. Die Kölner Familienholding ist einer der größten Zuckerhersteller in Europa, ihre Marke Diamant gehört zum Standardsortiment im deutschen Lebensmittelhandel. Nun wird Pfeifer & Langen die Mehrheit an einem Unternehmen übernehmen, was auf ein ganz anderes Lebensmittel setzt: den (Veggie-)Wurstproduzenten Rügenwalder Mühle. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung der Kartellbehörden.

Mit 2500 Mitarbeitenden und einem Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro ist Pfeifer & Langen um ein Vielfaches größer als das Familienunternehmen Rügenwalder, das etwa 1000 Mitarbeitende und 260 Millionen Euro Umsatz misst. Rügenwalder soll sich laut einer gemeinsamen Mitteilung aktiv auf der Suche nach Unterstützung für die „unternehmerische Weiterentwicklung“ an Pfeifer & Langen gewendet haben. Denn auch wenn die Kölner vor allem für ihr Zucker-Geschäft bekannt sind, umfasst der Konzern deutlich mehr Geschäftsbereiche. So gehört beispielsweise auch die Intersnack Group zu Pfeifer & Langen, die Marken wie Funny-Frisch und Ültje vertreibt. Außerdem – und hier wird es für Rügenwalder interessant – bündelt die Schwestergesellschaft „The Nature’s Richness Group“ Unternehmen im Bereich New Food. Darunter ist auch „Endori“, ein Hersteller von Fleisch- und Fisch-Alternativen aus Pflanzenprotein.

Unternehmen wollen Fleischalternativen ausbauen

„Hierin liegt eine Motivation, dem Angebot von Rügenwalder Mühle nach einer partnerschaftlichen Beteiligung nachzukommen. Mit der Beteiligung wollen wir die Chance nutzen, dieses Portfolio fortzuentwickeln“, sagte Uwe Schöneberg, Geschäftsführender Gesellschafter von Pfeifer & Langen, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch. 

Die beiden Unternehmen passten zueinander, weil es sich um zwei Familienunternehmen handele, die sich im „nachhaltigen und generationenübergreifenden Denken und Handeln“ ähnelten. „Mit unserem Zusammengehen lassen sich unsere beiderseitigen Stärken etwa in der Rohstoffbeschaffung, bei der Herstellung innovativer Produkte oder auch in der Marktbearbeitung ergänzen. Unser übereinstimmendes Denken und Handeln erlauben, die noch junge Kategorie pflanzlicher Fleischalternativen weiterzuentwickeln.“ 

Kein Abbau von Arbeitsplätzen geplant

Die beiden Unternehmen gaben nicht bekannt, wie hoch die Beteiligung von Pfeifer & Langen ausfallen soll. Sie betonten aber, dass infolge der Übernahme kein Abbau von Arbeitsplätzen geplant sei. „Rügenwalder Mühle kann das Know-how der Pfeifer & Langen Gruppe nutzen – wie auch wir von der Expertise und unternehmerischen Kraft von Rügenwalder Mühle profitieren können“, so Schöneberg. 

Rügenwalder, 1834 gegründet und jahrzehntelang ein klassischer Wurst- und Fleischhersteller, setzt seit 2014 auch auf vegetarische und vegane Wurstalternativen. Damit war das Unternehmen früh dran, heute ist es mit einem Marktanteil von satten 40 Prozent deutscher Marktführer in diesem Bereich. Außerdem werden 60 Prozent des eigenen Umsatzes mit Fleischersatz erwirtschaftet. Allerdings ziehen zuletzt auch andere Veggie-Anbieter nach und gewinnen beständig Anteile dazu. „Mit der Beteiligung wollen wir die Chance nutzen, dieses Portfolio fortzuentwickeln, insbesondere über den deutschen Markt hinaus“, so der Aufsichtsratsvorsitzende von Rügenwalder Mühle, Christian Rauffus, in einer Mitteilung. 

1870 von Kölner Industriellen gegründet

Pfeifer & Langen äußerte sich am Mittwoch nicht zu der Frage, welche Folgen die Beteiligung für die weitere strategische Ausrichtung des Konzerns haben werde. Auch dazu, ob Veränderungen am Standort Köln geplant seien, schwieg man. Vor Abschluss der kartellrechtlichen Prüfung könne man sich zu strategischen und wettbewerblichen Themen nicht äußern.

Pfeifer & Langen wurde 1870 von den Kölner Industriellen Emil Pfeifer, Eugen Langen und Valentin Pfeifer gegründet. Die ersten Zuckerfabriken entstanden in Elsdorf, Euskirchen, Wevelinghoven und Dormagen – im rheinischen Raum wachse die Zuckerrübe besonders gut, heißt es in der Firmengeschichte des Unternehmens. Heute hat der Konzern Standorte in zehn europäischen Ländern. In den vergangenen Jahren entwickelt Pfeifer & Langen auch Zuckeralternativen, die ebenfalls in der „Nature Richness Group“ gebündelt sind.

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