Kommentar zum Bayer-KonzernKrisen beenden – statt ein Krisenfall zu werden

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Der Bayer-Sitz in Leverkusen

Leverkusen – Bayer-Chef Werner Baumann verspricht seit der Übernahme des Agrarchemie-Konzerns Monsanto vor beinahe drei Jahren, dass der 57 Milliarden Euro teure Kauf das Leverkusener Unternehmen stärken wird. Das Gegenteil ist bis jetzt der Fall. Und auch in der Pharma-Sparte, in der zentrale Blockbuster-Patente auslaufen, gibt es statt klarer Erfolge nur die Hoffnung, dass Produkte aus der späten Forschungspipeline die große Lücke stopfen werden. Das reicht nicht mehr.

Wenn ein so bedeutender Aktionär wie Deka Investment über 2020 von einem „weiteren verlorenen Jahr“ spricht, liegt das nicht an der Corona-Krise, sondern daran, dass Bayer es weder schafft, aus dem Monsanto-Loch herauszukommen, noch sein Potenzial in unsicheren Zeiten zu entfalten, wenn seine Produkte doch besonders gefragt sein müssten.

Bayer hat an Rekordjagd nicht teilgenommen

Weltweit stürzten die Kurse im Frühjahr des vergangenen Jahres in den Keller – doch anschließend folgte an den Märkten eine Rekordjagd, an der Bayer nicht teilgenommen hat. Statt Krisenfestigkeit zu beweisen, hat das auf Ernährung und Gesundheit fokussierte Geschäft vielmehr gezeigt, wie krisenanfällig es ist. Erst im nächsten Jahr ist langsam Erholung in Sicht.

Und auch die Glyphosat-Frage lässt Bayer nicht los. Zehn Monate ist es her, dass der Konzern einen Vergleich mit krebskranken Klägern präsentierte, der aber mit Blick auf künftige Klagen so unzureichend war, dass er bis heute nicht vom zuständigen Richter akzeptiert wurde. Bayer wartet weiter auf grünes Licht für seine neu ausgehandelte Lösung. Und so hat seit der Akquisition nicht nur der Aktienkurs, sondern auch das Renommee der Leverkusener erheblichen Schaden genommen.

Beliebtheitsschub für Bayer

Dass Bayer sich intensiv als Schlüsselunternehmen für eine nachhaltige Wirtschaft präsentiert, wird das Ansehen des Unternehmens in der Öffentlichkeit nur nachhaltig aufpolieren können, wenn Konzernlösungen auch bei Kritikerinnen und Kritikern als sinnvolle Entscheidungen wahrgenommen werden.

Einen Beliebtheitsschub dürfte es geben, sobald der Impfstoff von Curevac zugelassen wird und sich der Produktions- und Distributionspartner Bayer der Rolle als wichtiger Kämpfer gegen die Corona-Pandemie hingeben kann.

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Die Leverkusener sind weiterhin gehalten, jede Kraftanstrengung zu unternehmen, um Nebenschauplätze hinter sich zu lassen, und sich darauf zu konzentrieren, was Bayer leisten können muss: ein Leuchtturm der Industrie und ein verlässlicher Arbeitgeber in der Region zu sein. Und ein Unternehmen, das in Krisenzeiten Krisen beenden kann, statt zum Krisenfall zu werden.

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