Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Zahlreiche Autohäuser in Köln und RegionMitarbeiter demonstrieren gegen Verkauf von Mercedes-Niederlassungen

Lesezeit 3 Minuten
Die Mercedes-Niederlassung an der Widdersdorfer Straße

Die Mercedes-Niederlassung an der Widdersdorfer Straße

Mercedes-Benz will seine Niederlassungen verkaufen, in denen bundesweit rund 8000 Menschen arbeiten. Es kommt zu Protesten.

Mercedes-Benz stellt seine unternehmenseigenen Autohäuser in Deutschland auf den Prüfstand. Nach guten Erfahrungen in verschiedenen europäischen Märkten prüfe man nun auch hierzulande, wie man die konzerneigenen Niederlassungen eigenständiger aufstellen könne, teilte das Unternehmen Anfrage mit. Dabei sei auch ein Verkauf an erfahrene und renommierte Händlergruppen nicht ausgeschlossen. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Bei den konzerneigenen Niederlassungen von Mercedes-Benz sind aktuell etwa 8000 Menschen in rund 80 Betrieben beschäftigt. Zu einem Betrieb können einem Sprecher zufolge mehrere Autohäuser gehören.

Mercedes: Standorte sollen nicht geschlossen werden

Die Prüfung der eigenen Verkaufsstrukturen erfolgt nach Angaben des Autobauers ergebnisoffen, schrittweise und für jede Niederlassung einzeln. Als Investor komme nur in Frage, wer alle Voraussetzungen für den bestmöglichen Betrieb eines Autohauses nachweisen könne. Wichtig seien neben einer ausgewiesenen Expertise in dem Bereich unter anderem ein langfristiges unternehmerisches Konzept sowie nachhaltige Investitionsbereitschaft und die Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen. Die Standorte sollen darüber hinaus „nicht gesamthaft an einen Erwerber übergeben“ werden.

Zur Niederlassung Köln-Leverkusen gehören vier Standorte, sowie weitere in Leverkusen, Engelskirchen und Bergheim.

„Wir planen nicht, an reine Finanzinvestoren zu verkaufen, und eine Schließung von Standorten ist nicht Gegenstand der Überprüfung“, hieß es von dem Stuttgarter Konzern weiter. Man stehe zu der zugesagten Beschäftigungssicherung für alle Tarifmitarbeitenden bis Ende 2029. Bei einer möglichen Neuaufstellung werde es keine Kündigungen geben. Vielmehr wolle man langfristig die Zukunftsfähigkeit der regionalen Arbeitsplätze sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Niederlassungen sichern. Die Arbeitnehmervertretung solle eng in die Prüfung eingebunden werden, hieß es.

Es soll keine Kündigungen geben

„Bei einer möglichen Neuaufstellung wird es nicht zu Kündigungen kommen. Im Gegenteil geht es darum, langfristig die Zukunftsfähigkeit der regionalen Arbeitsplätze sowie den Bestand und die Wettbewerbsfähigkeit der Niederlassungen zu sichern. Wir wollen die Arbeitnehmervertretung eng in die Prüfung einbinden und stehen zur „Zukunftssicherung 2029“, also der zugesagten Beschäftigungssicherung für alle Tarifmitarbeitenden“, sagte ein Mercedes-Sprecher am Dienstag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Der geplante Verkauf ist daher ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen, die den Weg der Stabilisierung mit hoher Motivation und persönlichen Einsatz mitgestaltet haben. Die Niederlassungen sind als Teil der AG ein starker und verlässlicher Pfeiler in einer Zeit der großen Veränderungen innerhalb der Branche“, sagt der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen. Gerade in Zeiten der Transformation einer ganzen Branche bräuchten die Beschäftigten Rückhalt, Konstanz und Zuversicht für eine erfolgreiche Zukunft.

Sicht- und hörbare Aktionen vor den Niederlassungen

Für Mittwoch, 7. Februar um 11 Uhr hat die IG Metall daher zu Betriebsversammlungen in den Niederlassungen eingeladen. „Vor der Betriebsversammlung werden die Beschäftigten ihren Unmut in Form von sicht- und hörbaren Aktionen vor den Versammlungsorten kundtun“, kündigte die IG Metall am Montag mit. Die Aktionen finden in den Niederlassungen von Mercedes in Leverkusen (Overfeldstraße) und Köln (Mercedes-Allee 1) statt.

Der Gesamtbetriebsrat kritisierte die Pläne unterdessen als „Schlag ins Gesicht“ der Mitarbeiter. „Nach Jahren des Verzichts und damit einhergehend zahlreicher Zugeständnisse seitens der Beschäftigten sind die Niederlassungen profitabel und leisten ihren Beitrag zum Konzernergebnis“, teilte Betriebsratschef Ergun Lümali mit. Die Pläne seien weder akzeptabel noch nachvollziehbar.

Gerade in Zeiten der Transformation bräuchten die Beschäftigten Rückhalt, Konstanz und Zuversicht. „Wir werden alles dafür tun, damit die Beschäftigten langfristige Garantien erhalten“, sagte er. Sollte diese in Gesprächen mit dem Unternehmen nicht auf fruchtbaren Boden fallen, werde man Widerstand leisten. (mit dpa)