Messe Fibo in Köln gestartetFitness-Studios setzen auf Babyboomer

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11.04.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Schauspieler Ralf Moeller posiert auf der Fitnessmesse Fibo auf einem Messestand. Auf der Messe für Fachbesucher und Verbraucher werden neue Trends rund um Fitness, Wellness und Gesundheit präsentiert. Foto: Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Schauspieler Ralf Moeller (65) posiert auf der Fitnessmesse Fibo.

Finanziell gut aufgestellt, zeitlich flexibel und bereit, in die Gesundheit zu investieren: Wie sich die Fitness-Branche auf die Babyboomer einstellt. 

Einst hatte man Ralf Moeller keine verheißungsvolle gesundheitliche Prognose gegeben. Auf der Kölner Fitness-Messe Fibo erzählt der einstige Bodybuilder, Schwimmmeister und Hollywood-Schauspieler, dass ihm vor Jahren immer wieder gesagt worden sei: „Warte mal ab, mit 55 Jahren wird der Bizeps bis zur Kniekehle hängen.“ Mit 65 Jahren sitze heute aber noch alles da, wo es sein soll. Dank eisernem Training und fast gänzlich veganer Ernährung habe er das biologische Alter 39, erzählt Moeller, der seit vielen Jahren regelmäßiger Gast auf der Messe in Köln ist.

Mehr als 100.000 Besucher erwartet

War die Fibo in ihren Anfängen vor allem ein großes Schaulaufen der größten Muskelpakete, ist die Messe mittlerweile thematisch sehr viel breiter aufgestellt und gilt als weltweit wichtigster Branchentreff für Fitness, Wellness und Gesundheit.

11.04.2024 Köln. Die Fitnessmesse FIBO 2024 in den Kölner Messehallen. Personal Trainer Manuel Gajus testet einige Neuheiten. Foto: Alexander Schwaiger

Personal Trainer Manuel Gajus testet auf der Fibo einige Neuheiten.

Bis Sonntag zeigen knapp 1000 Aussteller in den Kölner Messehallen ihre Neuheiten rund um Training, Ernährung und Wohlbefinden. Erwartet werden rund 100.000 Besucher.

Schon zu Beginn des ersten Messetages sind die Hallen voll und an den Geräten wird ausgiebig getestet. Aktiv werden können Besucher auch in Trainingsparcours, bei Fitnesskursen oder Seminaren. Zudem gibt es zahlreiche Shows und Wettbewerbe. In mehreren Weiterbildungsformaten gibt es Tipps von Brachenexperten, Wissenschaftlern, Ärzten und Therapeuten sowie Ernährungsexperten und Trainern. Auch E-Sport, also sportlicher Wettkampf mit Videospielen, hat einen eigenen Bereich in den Deutzer Messehallen.

KI auch im Fitnessbereich ein Mega-Trend

Zu den großen Trends gehören in diesem Jahr neben der Digitalisierung auch Künstliche Intelligenz (KI), wodurch das Training an Geräten individueller gestaltet werden kann.

Seit Jahren ein zentrales Thema ist die sogenannte Elektromuskelstimulation (EMS). Astronaut Matthias Maurer, der 177 Tage auf der Internationalen Raumstation ISS verbrachte, schildert, wie der Aufenthalt im Orbit schwächt. „Der Körper altert 30-mal schneller im All. Bei sechs Monaten im All würde man 15 Jahre älter werden, was den Abbau von Muskeln und Knochen angeht.“

Konventionelles Training und die Stimulation der Muskeln durch auf die Haut geklebte Elektroden oder Ganzkörperanzüge können helfen, die schwindende Muskulatur wieder aufzubauen. Die Methode stammt aus der Physiotherapie. Als Reha-Maßnahme kommt sie zum Beispiel zum Einsatz, wenn ein gezielter Muskelaufbau nach Verletzungen nötig ist oder Menschen zu alt oder zu schwach sind, um klassisch zu trainieren. Und so bieten immer mehr Fitnessstudios diese Anwendungen an – auch mit Blick auf eine älter werdende Kundschaft. Denn die wird mit der Generation der Babyboomer - also den geburtenstarken Jahrgängen von 1955 bis 1970 - immer größer.

Ältere Zielgruppe im Fokus

Nach Zahlen des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) waren Ende vergangenen Jahres 11,3 Millionen Menschen Mitglied in einem Fitnessstudio in Deutschland, davon war knapp eine Million (8,7 Prozent) 60 Jahre alt oder älter.

11.04.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Menschen trainieren auf der Fitnessmesse Fibo an Kraftmaschinen. Auf der Messe für Fachbesucher und Verbraucher werden neue Trends rund um Fitness, Wellness und Gesundheit präsentiert. Foto: Thomas Banneyer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Besucherinnen trainieren auf der Fitnessmesse Fibo an Kraftmaschinen.

„Wir gehen in den nächsten Jahren von einer hohen Nachfrage in dieser Altersgruppe aus. Gemessen an der Anzahl dieser Altersgruppe in Deutschland und verstärkt noch durch den demografischen Wandel ist das Potenzial enorm“, sagt Alexander Wulf vom DSSV. Denn die sogenannten „Best Ager“ sind oftmals finanziell gut aufgestellt, sind zeitlich flexibler als die Jungen und zudem bereit, in ihre Gesundheit zu investieren. Und so bieten viele Studios bereits spezielle Kurse an, die auf älteres Publikum zugeschnitten sind. Themen sind Mobilität, Gleichgewicht, Flexibilität, Kraft.

Branche wieder auf Wachstumskurs

Insgesamt hat sich die Branche nach Corona wieder erholt und sieht sich aktuell auf Wachstumskurs. Laut DSSV ist die Anzahl der Mitglieder in Studios und weiteren Einrichtungen im Jahr 2023 um 9,9 Prozent auf 11,3 Millionen angestiegen. Auch der Umsatz der Branche sei im Jahresvergleich zu 2022 um 11,9 Prozent auf 5,44 Milliarden Euro gewachsen.

Die Zahl der kommerziell betriebenen Fitness- und Gesundheitsanlagen in Deutschland beziffert der DSSV mit 9.111, diese sei nahezu konstant geblieben (ein Minus von 0,4 Prozent). Hingegen stieg die Mitarbeiterzahl der Branche nach Angaben des Verbands 2023 auf 163.300 Menschen an (ein Plus von 0,5 Prozent).


Die Fibo 2024 findet vom 11. bis 14. April statt. Fachbesucher können die Messe an allen vier Tagen besuchen. Für Privatbesucher öffnen sich die Tore am 13. und 14. April. Eintrittskarten für den Samstag sind nach Veranstalterangaben aber bereits vergriffen (Karten für den Sonntag kosten ohne Ermäßigung 37 Euro). Das Messegelände ist jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

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