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Nach Amazon-RückzugHGK baut 55 Hektar Industrie-Areal in Köln-Niehl

Lesezeit 3 Minuten
Luftbild zeigt das Gelände, auf dem das Industriegebiet entstehen soll.

Hier soll das Industriegebiet entstehen, im Bereich des Niehler Containerterminals.

Die städtische Hafenfirma HGK plant ein riesiges Industriegebiet im Kölner Stadtteil Niehl. In einem Jahr soll es schon losgehen. Feste Investoren gibt es noch keine. Die Investitionen, finanziert durch Schulden, liegen bei 100 Millionen Euro.

Im Kölner Stadtteil Niehl soll eines der größten innerstädtischen Industrie-Areale Westdeutschlands entstehen. Entsprechende Pläne präsentierte jetzt die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK), eine Tochter der kommunalen Stadtwerke Köln. Auf einem 55 Hektar großen Areal will die HGK gleichzeitig Produktion, Logistik, Forschung & Entwicklung ansiedeln. Das Projekt trägt den Arbeitstitel Fusion Cologne, der den Mix der anzusiedelnden Branchen ausdrücken soll.

Das Gelände liegt zwischen dem Niehler Ei und der Autobahnauffahrt Niehl (A 1), westlich der Industriestraße. Bislang hat die HGK erst gut 17,4 Hektar der Flächen erworben. Sie waren vorher im Besitz der Stadt. Diese sollen als erstes erschlossen werden. „Wir peilen an, bereits zum Jahreswechsel 2023/2024, also in gut einem Jahr, die ersten Flächen an interessierte Unternehmen übergeben zu können“, sagt HGK-Chef Wedig. Der erste geplante Abschnitt sind die südlichsten knapp sechs Hektar.

Wir suchen nicht irgendeinen Investor, sondern schauen, wer etwa unseren Kriterien in Sachen Nachhaltigkeit entspricht
HGK-Chef Uwe Wedig

Dort sollen 20.500 Quadratmeter Logistikflächen entstehen, den am Mittwoch präsentierten Plänen zufolge sollen darauf drei Hallen gebaut werden. Östlich davon sind laut Planung zwei Industrie-, Montage- oder Produktionsgebäude vorgesehen, auf einer Fläche von 39.000 Quadratmetern. Daneben ist noch ein Areal von 7300 Quadratmetern für ein Laborgebäude und 11.000 Quadratmeter für ein Bürogebäude mit begrüntem Innenhof vorgesehen. Es gibt bereits Baurecht, gebaut werden darf bis zu 22 Meter hoch. Die Flächen liegen unmittelbar neben dem Containerterminal mit diversen Gleisen und Kranen.

All das sind aber bislang noch reine Planungen. Laut HGK-Chef Uwe Wedig und dem Geschäftsführer der Fusion-Projektgesellschaft Peter Trapp gibt es noch keinen einzigen Investor, der bislang verbindlich zugesagt hat. Derzeit liefen aber zahlreichen Gespräche. „Wir suchen auch nicht irgendeinen Investor, sondern schauen uns genau an, wer etwa unseren Kriterien in Sachen Nachhaltigkeit am besten entspricht“, so Wedig.

So könnte das Industrieareal in Niehl in Zukunft einmal aussehen.

Auf den Dächern sollen Solar-Anlagen montiert und 30 Prozent der Gebäude sollen begrünt werden. Den Planungen zufolge ist ein Verzicht auf fossile Energieträger vorgesehen. Eine Option neben Solarpaneelen ist laut Wedig die Nutzung oder der Bau eines Biomassekraftwerks. „Zur ebenso umweltschonenden wie komfortablen An- und Abfahrt der künftig hier arbeitenden Menschen wird Fusion Cologne an eine ÖPNV-Buslinie mit bis zu vier Haltestellen auf dem Areal angeschlossen. Auf dieser Linie sollen von Beginn an moderne Elektrobusse zum Einsatz kommen“, so Wedig. Wahrscheinlich ist, dass die bereits heute dort verkehrende Buslinie 122 einfach eine andere Route fährt. Eine Anbindung an die Straßenbahn hält Wedig für sinnvoll, aber mittelfristig kaum umsetzbar.

Die noch geplanten 38 Hektar weiter nördlich müssen von der HGK noch erworben werden. Bislang sind sie im Besitz des Chemiekonzerns Infineum (Esso/Shell). Dieser ist laut HGK aber an einem Verkauf interessiert. Das könnte auch daran liegen, dass im Boden des früheren Raffinerie-Geländes Altlasten vermutet werden können. Für die gesamte Industriefläche von 55 Hektar sieht Wedig einen Planungshorizont von einem Jahrzehnt. Laut Chefplaner Trapp ist das angesichts der Dimension des Projektes ein „sportliches Tempo“.

Für den Ausbau muss die HGK laut Wedig Kredite in Höhe von 100 Millionen Euro aufnehmen. Die Grundstücke werden im Besitz der HGK bleiben und den Firmen lediglich gegen einen Pachtpreis zeitlich überlassen. Die auf der Fläche stehenden Gebäude sollen die Firmen selbst bauen, nicht die HGK. Ursprünglich wollte Amazon auf dem Areal ein großes Logistikzentrum bauen. Das scheiterte aber am Druck der Politik, die die HGK bevorzugte.