Neuanfang im JobWie der Kölner Daniel Opoku sein altes Leben hinter sich ließ

Wenn es der Auftrag erfordert, geht Daniel Opoku auch ins Wasser.
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- Eigentlich lief alles wie geschmiert: Daniel Opoku studierte, promovierte und arbeitete als Volkswirt. Dann wurde das Fotografieren zu seiner Berufung.
Köln – Daniel Opoku, Outdoor-Kleidung, schlanke Statur, fester Händedruck, offenes Lächeln, Laptop im Rucksack – genauso stellt man sich einen Start-up-Unternehmer vor, der jedes W-Lan-fähige Café zum Arbeiten nutzt. Tatsächlich tauschte Opoku sein Leben im Business-Anzug und das Ambiente einer Kölner Unternehmensberatung vor drei Jahren gegen das mobile Leben eines Gründers.
„Ich habe zwar noch kein Atelier, arbeite aber gut von meiner Dachgeschosswohnung aus“, erzählt Opoku. Aufgewachsen im hessischen Dillenburg, nach dem Abitur Zivildienst als PR-Referent für Erntehelfer in North Carolina, dann Studium der Volkswirtschaftslehre in Bayreuth, „weil ich dort im Sommersemester direkt anfangen konnte“. Bloß keine Zeit verlieren auf dem Weg zum sicheren Einkommen. Alles lief wie geschmiert. Auf den Diplomvolkswirt folgte die Promotion, gefördert von der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Mit 30 Jahren zog Opoku 2007 nach Düsseldorf, um bei einer internationalen Unternehmensberatung seine berufliche Karriere zu starten. Fortan beschäftigte er sich damit, wie große Unternehmen mit den häufig wechselnden und ständig komplexer werdenden steuerlichen Regularien im In- und Ausland zurechtkommen können. In dem Unternehmen gehörte es zum guten Ton, dass alle, die mit Finanzen und Steuern zu tun haben, auch nach zwei Jahren die Steuerberaterprüfung ablegen. „Als ich erfuhr, dass ich diese Prüfung nicht bestanden hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Diesen Anstoß brauchte ich, um mir einzugestehen, dass das Steuerrecht auf Dauer doch nicht so gut zu mir passte.“ An diese Erkenntnis schloss sich der Wechsel zu einer weiteren Beratungsfirma an, dann zu einer anderen. Doch die berufliche Erfüllung sollte ausbleiben.
Jobfrust statt Joblust – Podiumsdiskussion
Am Dienstag, 29. Januar, 19 Uhr,
informieren der Kölner Coach und Autor Horst Conen und Personalberaterin Kirsten Rückert gemeinsam mit Fotograf Daniel Opoku und Heilpraktikerin Simone Schmidt, wie ein beruflicher Neustart gelingen kann . Die Veranstaltung findet statt im studio dumont, Breite Straße 72, Köln
Tickets: 15/13 Euro (Abo-Card)
Moderation: Lioba Lepping
Ein Workshop zum Thema Neustart richtet sich an die, die schon konkrete Schritte auf dem Weg zum beruflichen Neuanfang definieren und individuelle Strategien auf dem Weg dahin definieren möchten.
Der Workshop findet statt am Samstag, 2. Februar, 11–17 Uhr, studio dumont, Breite Straße 72, Köln,
Tickets : 98 Euro/ 93 Euro, erhältlich im Service-Center Breite Straße 72, Köln und unter: Telefon 02 21 / 28 01 und 0221/ 280344 (Abocard-Hotline)
Ein Interview mit Kirsten Rückert und ein Porträt über Simone Schmidt, die aus dem Immobilienbereich in die Heilpraktiker-Praxis wechselte, lesen Sie am 7. Januar im Magazin.
Im Rückblick bezeichnet Daniel Opoku 2015 als „das Jahr des scheuklappenlosen Querdenkens“. „Freunde hatten mich schon häufiger gefragt, ob ich aus der Fotografie nicht mehr machen wollte.“ 2015 ließ er also einen Testballon steigen und bewarb sich beim Magazin „Profi Foto“ um ein Stipendium für die Fotoakademie-Köln. Er wurde zum Auswahltag eingeladen. Die Entscheidung war gefällt.
Der Wechsel in die Fotografie kam nicht aus heiterem Himmel. Opoku ist familiär vorbelastet. Seine Mutter war Fotografin bevor sie 1962 in den Westen rübermachte, arbeitete später bei der Dillenburger Lokalzeitung als Entwicklerin. Sein Großvater war Meister-Fotograf, von ihm bekam der damals Neunjährige seine erste Kamera. „Ich war früher sehr gerne in seinem Atelier in Wermelskirchen.“ Der Ur-Großvater war auch schon Fotograf und Filmoperateur, wie das damals hieß. „Er drehte zum Beispiel auf den Flugtagen in Plauen.“ Und auch dessen Vater war fotografisch aktiv.
Noch während des Studiums zum Diplom-Fotografen knüpfte Opuko Kontakte. Erste Aufträge kommen von Stadtteilmagazinen, für die er Geschäfte und ihre Inhaber fotografiert. Für Unternehmen entwirft er Bilderstrategien, analysiert, wie Produkte für Katalog oder Website fotografiert werden sollen. „Meine Leidenschaft ist, mit Bildern Brücken zu bauen. Unternehmen wollen Kunden. Und Kunden wollen verstanden und inspiriert werden. Mit meinen Bildern baue ich die Brücke.“
„Ich habe Freiheit gewonnen“
Mit dem Chef des RTZ-Gründerzentrums in Kalk, Heinz Bettmann, entwarf er seinen Businessplan. Seit 2016 zeigt er seine Bilder beim Gründertag in Köln und berät andere, die sich fragen, wie man sich als Fotograf selbstständig machen kann. Opoku weiß: Es ist kein einfacher Weg, allein das Equipment verschlingt leicht einen fünfstelligen Betrag. Um die ersten Jahre seines neuen Lebens zu finanzieren, hat er seine Fixkosten drastisch reduziert. Von Sülz zog er ins Rechtsrheinische, das Fitnessstudio hat er gekündigt, seine monatlichen Geldanlagen gekürzt. Reue? Nein. „Ich bin flexibler geworden, habe Freiheit gewonnen, ich war zum Beispiel einmal für 14 Tage ehrenamtlich in Ruanda und habe dort bei einer Benefiz-Sportveranstaltung fotografiert und gefilmt.“ Der Fotograf und Volkswirt sagt heute über sich, dass er „noch nie so viel von dem, was ich kann, beruflich eingesetzt habe. Allein schon deshalb war es jede Mühe wert, noch mal was Neues anzufangen.“