Neues GeschäftsmodellLuca löscht alle Nutzerdaten aus der Pandemie

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Die Luca-App diente zur Nachverfolgung von Kontakten

Berlin – Mit dem praktischen Ende der Verfolgung der Kontakte von Corona-Infizierten durch Gesundheitsämter hat auch die Luca-App ihren Hauptanwendungszweck verloren. Sie soll aber ein zweites Leben erhalten. Die Funktionsweise der Luca-App zur Eindämmung der Corona-Pandemie war schnell erklärt: „Ich gehe mit Luca in die Bahn, piep, check ein, check aus. Gehe zur Freundin, privates Treffen check ein, check aus. Dann gehe ich ins Restaurant piep, piep“, erläuterte der Rapper Smudo im Februar 2021 bei „Anne Will“. Die Eindämmung der Pandemie erschien so einfach wie ein kleines Game auf dem Handy.

Das Corona-Kapitel der Luca-App wird nun vorerst beendet: Die Macher haben nach eigenen Angaben sämtliche Daten aus dem System gelöscht, die seit dem Start der Anwendung zur Kontaktnachverfolgung während der Pandemie erfasst und verschlüsselt gespeichert worden sind. Luca war stets umstritten. In der Kritik stand vor allem das Konzept zur zentralen Speicherung der verschlüsselten Kontaktdaten. Kritiker vom Chaos Computer Club und aus der wissenschaftlichen Community bezweifelten auch immer wieder den Nutzen der eingesammelten Daten, die kaum von den Gesundheitsämtern genutzt worden seien.

41 Millionen Deutsche als Luca-App-Nutzer registriert

Die Luca-Macher bestritten das und freuten sich über gute Zahlen: In den Top-Download-Listen der App-Stores war Luca nämlich trotz der Dauerkritik viele Wochen lang mit Spitzenpositionen vertreten. Nach Angaben der Betreiber haben sich seit dem Start der App 41 Millionen Menschen in Deutschland als ihre Nutzer registriert.

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Spätestens zum Zeitpunkt, als mit der Omikron-Variante die Zahl der Infizierten in die Höhe schnellte, wurde der eigentliche Zweck der Luca-App allerdings in Frage gestellt. Wenn Gesundheitsämter ohnehin keine Kontakte von Infizierten mehr ermitteln und benachrichtigen können, gibt es auch keinen Grund mehr, Restaurantbesuche mit der Luca-App für den Fall der Fälle digital zu protokollieren.

„Luca" wird zur Bezahl-App für Restaurants

Mit dem Ende der Luca-App als Tool zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird die Anwendung aber nicht verschwinden. Sie soll für die Digitalisierung des Gastgewerbes ein zweites Leben erhalten und startet im ersten Schritt als Bezahl-App für Restaurants.

Vor diesem Hintergrund fällt es den Machern der Luca-App leicht, sich von den alten Datenbeständen zu trennen. Die Daten seien nur noch lokal auf den Smartphones der Nutzerinnen und Nutzer gespeichert und sichtbar, sagte der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, Patrick Hennig, am Mittwoch in Berlin. „Luca hat darauf keinerlei Zugriff.“

Am Mittwoch startete die Culture4Life GmbH in Hamburg, Berlin und Rostock einen Dienst, mit dem Gäste Rechnungen bargeldlos bezahlen können. Dabei scannen die Restaurantbesucher an ihrem Tisch einen QR-Code und sehen in der App ihre Rechnung, die dann über das Smartphone beglichen werden kann.

Konkurrenz für PayPal und Deutsche Telekom

Weitere digitale Services wie die Annahme von Gutscheinen oder die Integration in Kassensysteme seien in der Entwicklung und würden bald folgen, sagte Hennig. Luca Pay soll sich über Transaktionsgebühren finanzieren, die 0,5 Prozent des Umsatzes plus 5 Cent für jeden Zahlungsvorgang betragen.

Zuvor hatten die Macher der Luca-App in einer Finanzierungsrunde 30 Millionen Euro eingesammelt, um die Anwendung umzubauen und das neue Geschäftsmodell umzusetzen. Mit dem neuen Angebot tritt Culture4Life unter anderem gegen Branchengrößen wie PayPal oder die Deutsche Telekom an. Die Telekom kooperiert dabei mit dem Start-up Enfore des Seriengründers Marco Börries.

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Deutschland hinke beim digitalen Bezahlen noch immer hinterher, sagte Luca-Chef Hennig. „Das wollen wir ändern. In nur drei Monaten haben wir mit Luca Pay ein neues Produkt entwickelt, mit dem wir das Kundenerlebnis in der Gastronomie digitaler und effizienter machen.“ Mit dem System sparten Gäste und Service-Mitarbeiter bei jedem Bezahlvorgang wertvolle Zeit, sagte Hennig. „Weitere digitale Services sind in der Entwicklung und werden bald folgen. Unser Ziel ist die vollständige Digitalisierung der Benutzererfahrung vom Reservieren über das Bestellen bis zum Bezahlen - und das über Deutschland hinaus.“ (dpa)

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