OECD-StudieDeutsche Arbeitnehmer haben mehr Stress

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Die Langzeitarbeitslosigkeit ist in Deutschland immer noch höher als im OECD-Durchschnitt.

Die Langzeitarbeitslosigkeit ist in Deutschland immer noch höher als im OECD-Durchschnitt.

Berlin – Deutsche Arbeitnehmer leiden häufiger unter Stress als ihre Kollegen in den meisten anderen europäischen Ländern. 19 Prozent der hiesigen Beschäftigten klagen über zu hohe Anforderungen und Zeitdruck am Arbeitsplatz. In Dänemark und den Niederlanden sind es nur neun Prozent.

Auf einer Rangliste zu körperlichen und psychischen Arbeitsbelastungen, die die OECD am Mittwoch in ihrem Beschäftigungsausblick 2014 veröffentlichte, belegt die Bundesrepublik den 17. Platz unter 23 europäischen Ländern. Schlechter schneiden nur die Slowakei, Griechenland, Tschechien, Slowenien, Frankreich und die Türkei am Ende der Rangliste ab. Der Ländervergleich, der auf einer Vielzahl arbeitsmedizinischer Studien, Arbeitnehmer-Umfragen und der Auswertung von Krankendaten beruht, zeigt einen engen Zusammenhang zwischen Stress am Arbeitsplatz und der Häufigkeit von Erkrankungen: Die Hälfte der Arbeitnehmer, die über ein schlechtes Arbeitsumfeld klagten, berichteten auch über beruflich bedingte Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit. Von den Beschäftigten mit guten Bedingungen im Job waren es nur 20 Prozent.

Jobs relativ sicher

Der Befund ist insofern überraschend, als dass Deutschland mit Blick auf die meisten anderen Arbeitsmarkt-Merkmale gut abschneidet. Die Arbeitsplätze sind relativ sicher, und die Absicherung bei Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise gut, wie die Plätze 8 und 7 unter 32 OECD-Ländern zeigen. Ähnliches trifft auf das Einkommensniveau (Rang 7) und die Einkommensverteilung (13) zu. Nicht zuletzt liegt die Arbeitslosigkeit in Deutschland nach internationaler Definition mit 5,1 Prozent niedriger als in allen anderen europäischen OECD-Staaten mit Ausnahme von Norwegen, der Schweiz und Österreich mit etwas geringeren Quoten.

Zudem ist die Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland seit 2008 stärker gesunken als in allen anderen OECD-Ländern. Sie liegt damit aber noch immer um zehn Prozent über dem OECD-Durchschnitt. Sorge bereitet den Autoren des 292 Seiten starken OECD-Berichts aber vielmehr, dass sich die Langzeitarbeitslosigkeit in anderen Ländern seit Beginn der Wirtschaftskrise erhöht und verfestigt hat. Insbesondere in südeuropäischen Krisenländern wie Spanien und Griechenland haben konjunkturell bedingte Entlassungen zu lang andauernder, strukturell verfestigter Arbeitslosigkeit geführt. Mehr als 17 Millionen Menschen in den OECD-Ländern sind derzeit länger als ein Jahr arbeitslos.

Zwar haben mittlerweile auch Griechenland und Spanien die Talsohle durchschritten, sie erholen sich aber nur sehr zögerlich. Noch immer lägen die Arbeitslosenquoten in beiden Ländern über 25 Prozent. Für den Euroraum sagen die Studienautoren bis Ende 2015 einen Rückgang von derzeit 11,6 auf 11,2 Prozent voraus. Für den OECD-Raum insgesamt gilt Ähnliches: Derzeit sind laut Bericht noch rund 45 Millionen Menschen in den 32 OECD-Staaten ohne Job. Das sind 12,1 Millionen mehr als 2007. Bis Ende 2015 rechnen die Experten mit einem Rückgang der Gesamt-Quote von 7,4 auf 7,1 Prozent. Um die Erholung zu beschleunigen, schlägt die OECD weitere Strukturreformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie größere Anstrengungen in Qualifikation und Weiterbildung vor.

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