Köln – Gerüchte über einen Verkauf der Lanxess-Arena gab es in den vergangenen zwei Jahren immer wieder. Exakt vor einem Jahr hatte Josef Esch (59) wenige Tage vor Heiligabend die 77 Gesellschafter des „Immobilienfonds Köln-Deutz Arena und Mantelbebauung GbR“ bei einer Versammlung über die Pläne informiert, die Multifunktionshalle mit 20 000 Plätzen mit allen Nebengebäuden einschließlich des Stadthauses Deutz zu verkaufen. Damals war von einem Mindestpreis von 450 Millionen Euro die Rede. Ernsthaft verhandelt wurde seit Frühjahr 2014.
Ein Jahr später – wieder kurz vor Weihnachten. Das Geschäft ist perfekt. Für dem Vernehmen nach rund 440 Millionen Euro steigen zwei asiatische Investmentfirmen ein. Sie planen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“, den Deutzer Gebäude-Komplex, der aus fünf Teilen besteht, möglicherweise einzeln weiter zu vermarkten. Einen sicheren Mieter haben die neuen Investoren: Die Stadt Köln ist an das Stadthaus Deutz noch bis zum Jahr 2029 gebunden – zu Mietbedingungen, die aus Sicht des Fonds recht attraktiv erscheinen.
Stadtkämmerin muss erst noch zustimmen
Stadtkämmerin Gabriele Klug hat den beiden asiatischen Investoren per Brief bereits ein Gespräch zum gegenseitigen Kennenlernen angeboten, teilte eine Pressesprecherin Ingrid Schürmann am Montag mit. Zu Einzelheiten will sich die Stadt erst am Dienstag äußern. Sie muss dem Verkauf ihre Zustimmung erteilen. Sie hat ein Vorkaufsrecht, wird davon aber wohl kaum Gebrauch machen, weil sie sich mit Josef Esch wegen des Neubaus der neuen Messehallen, die ebenfalls durch einen Esch-Fonds errichtet worden waren, seit Jahren in juristischen Auseinandersetzungen befindet. Im Stadtrat hatte es zuletzt immer wieder Initiativen gegeben, sich möglichst von allen Geschäften mit Esch-Unternehmen zu trennen.
Die Lanxess-Arena wurde im Oktober 1998 unter dem Namen Kölnarena eröffnet. Sie ist Deutschlands größte Multifunktionshalle und wurde zwischen 1996 und 1998 nach einem Entwurf des Architekturbüros Böhm errichtet. Sie fasst je nach Veranstaltungsart und Bühnenaufbau bis zu 20 000 Besucher. 2008 wurde sie in Lanxess-Arena umbenannt. Das laufende Jahr zählt zu den erfolgreichsten ihrer Konzertgeschichte. Etliche Weltstars sind in Köln aufgetreten. (pb)
Die 77 Investoren des Arena-Fonds hatten in den 1990er Jahren in den Bau der Halle und der Nebengebäude rund 320 Millionen Euro investiert. Zu ihnen zählen neben dem ehemaligen Boxer Henry Maske und der LTU-Erbin Vera Conle-Kalinowski auch die ehemaligen Oppenheim-Banker Matthias Graf von Krockow, Georg Baron von Ullmann und Christopher Baron von Oppenheim. Etliche der Fondsgesellschafter hatten ihr Investment damals, wie bei den meisten Esch-Fonds üblich, über Kredite finanziert. Das Investment soll im Laufe der Jahre aber gute Erträge abgeworfen haben. Auch vom Verkauf dürften die Fonds-Zeichner daher noch einmal profitieren. Sie müssen dem Geschäft zustimmen. Dazu reicht aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit aus.
Chance auf weitere Investitionen
Der Betrieb der Lanxess-Arena durch den Unterhaltungskonzern CTS Eventim, der 2012 eingestiegen war, und auch die Namensrechte, die bei Lanxess liegen, sind durch den Eigentümerwechsel nicht berührt. „Der mit dem aktuellen Verkauf der Arena verbundene Eigentümerwechsel tangiert uns als Betreibergesellschaft erst einmal nicht“, sagte Arena-Chef Stefan Löcher. „Wir können den Pachtvertrag bis ins Jahr 2032 verlängern. Dass wir zu den zehn bestbesuchten Arenen weltweit zählen, hat die Immobilie für Investoren erst interessant gemacht.“ Ein neuer Eigentümer biete die Chance, dass in die Halle weiter investiert wird.