Viele Rüben, wenig Zucker„Herausfordernde“ Rübenkampagne für Kölner Zuckerproduzent Pfeifer & Langen

Lesezeit 4 Minuten
Eine Fahne mit dem Unternehmenslogo weht auf dem Gelände der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen.

Eine Fahne mit dem Unternehmenslogo weht auf dem Euskirchener Gelände der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen. (Symbolbild)

Das Rheinland hat eine schwierige Rüben-Saison hinter sich. Der Ertrag könnte sich auf den bereits hohen Zuckerpreis auswirken.

Dauerregen, kaum Sonne und am Ende sogar Schnee: Der Kölner Zuckerproduzent Pfeifer & Langen hat im Rheinland eine durchschnittliche Rübenkampagne abgeschlossen. Als Kampagne bezeichnet man in der Branche die Zeit, in der Zuckerfabriken Zuckerrüben verarbeiten. Sie dauert in der Regel von Mitte September bis Ende Dezember, zur besseren Auslastung der Fabriken auch in den Januar hinein.  Der Zuckergehalt läge deutlich unter dem langjährigen Mittel, teilte Hermann Schmitz, Leiter Landwirtschaft, auf Anfrage mit.

„Es war herausfordernd für die ganze Lieferkette. Der Rübenertrag war überdurchschnittlich, der Zuckergehalt war dagegen extrem niedrig“, bilanzierte Schmitz. Das Rübenjahr 2023 werde daher als äußerst nasses und ertragreiches, aber wenig süßes Jahr in Erinnerung bleiben.

Auch in den Zuckerfabriken machte sich die Witterung bemerkbar. So gelangte durch die Rüben viel Erde und Wasser in die Fabriken, was laut Schmitz zu einem hohen Verschleiß führte. Zu Beginn der Kampagne hatte das Unternehmen eine durchschnittliche Ernte erwartet.

Zuckerrüben: Verband hat „schwierige Kampagne“ hinter sich

Auch der Rheinische Rübenbauer-Verband (RRV) zog eine durchwachsene Bilanz der Kampagne. Vorsitzender Bernhard Conzen sprach von einer „schwierigen Kampagne durch witterungsbedingte Einflüsse bis zum Schluss. Die Böden machten das Ernten extrem schwierig, sodass Zuckerrüben in der Erde geblieben sind und nicht mehr gerodet werden konnten.“

Wie eine Rübenkampagne verläuft, kann sich letzten Endes auch auf Verbraucherpreise auswirken. Wenn der Zuckerertrag hoch ist, könnte dies zu niedrigeren Zuckerpreisen führen, was wiederum Süßigkeiten, Eis und Co. vergünstigen könnte. Laut Statistisches Bundesamt ist der Verbraucherpreis von Zucker seit Anfang 2010 um 82 Prozent gestiegen.

Die hohen Preise von Rohstoffen wie Zucker sind ein Grund, weshalb der Branchenverband erstmals seit Jahren 2023 ein Minus bei der Menge der exportierten Süßwaren verzeichnet hatte. Der BDSI trägt die Internationale Süßwarenmessen (ISM) mit, die noch bis Mittwoch, den 31. Januar in Köln stattfindet.

Rheinland: Hoher Ertrag gleicht niedrigen Zuckergehalt aus

Zahlen des RRV mit den drei Zuckerfabriken Euskirchen, Jülich und Appeldorn am Niederrhein veranschaulichen das Ergebnis der Kampagne. Im rheinischen Anbaugebiet erzielten die Landwirtinnen und Landwirte den höchsten je erzielten Durchschnittsertrag: 90 Tonnen pro Hektar. Dabei schwankten die Erträge der Betriebe stark.

Gleichzeitig hatten die Rüben nur einen durchschnittlichen Zuckergehalt von 15,9 Prozent. Das ist der niedrigste Zuckergehalt seit 40 Jahren. Aus dem Rübenmasseertrag und deren Zuckergehalt resultiert der für die Rübenanbauer wichtige Zuckerertrag. Dieser Wert liegt leicht über dem langjährigen Durchschnitt bei 14,4 Tonnen pro Hektar. Die Kampagne begann Ende September des vergangenen Jahres und endete am Montag, dem 22. Januar.

Conzen erklärt den niedrigen Zuckergehalt mit den ungünstigen Witterungsbedingungen: „Das ist auch dem dunklen Wetter mit viel Niederschlag geschuldet. Die Rübe ist permanent weitergewachsen aufgrund der Feuchtigkeit und des Nährstoffflusses. Aber die Sonne hat gefehlt, um das Kraftwerk Rübe mit Zucker vollzukriegen.“

Pfeifer & Langen: „Gute“ Rübenkampagne in Euskirchen

Die Euskirchener Ernte blieb von dem Frost und Schnee verschont, da dort die Kampagne bereits am 31. Dezember beendet war. Schmitz von Pfeifer & Langen nannte es eine „gute“ Ernte: „Der Ernteverlauf war aufgrund einer nicht ganz so extremen Witterung weniger dramatisch, trotz der ein oder anderen Herausforderung, und es konnten alle Rüben geerntet und zu Zucker verarbeitet werden.“

Euskirchen liegt im Regenschatten der Eifel und leidet daher normalerweise unter Trockenheit, was zu niedrigeren Erträgen im Vergleich zu anderen Standorten führt. Im Mittel lag der Masseertrag laut RRV bei 81 Tonnen pro Hektar, der Zuckergehalt bei 17,1 Prozent. Das ergibt einen Zuckerertrag von 13,8 Tonnen pro Hektar.

Der Zuckerpreis drückt auf die Margen deutscher Lebensmittelhersteller. Der weltweite Zuckerpreis ist rückläufig, da eine zeitweise Verknappung getilgt werden konnte. Doch der Preis ist weiterhin sehr hoch. Seit Ende 2020 ist er um 55 Prozent angestiegen. Laut dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) liegt das Preisniveau in der EU derzeit 20 Prozent über dem Weltmarktpreis und über 90 Prozent über dem Mittel der vergangenen drei Jahre. Conzen sagte mit Blick auf die nächste Kampagne: „Wir gehen davon aus, dass der Zuckerpreis sich irgendwo hoffentlich da einpendelt, dass wir noch Rüben produzieren können.“

KStA abonnieren