Online-Marktplatz und Shops ohne PersonalReal schmiedet Bündnis gegen Amazon

Mini-Filiale unter der Marke Emmas Enkel ohne Personal, das Vorbild ist auch hier Amazon.
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Köln – Wer in den vergangenen Jahren die Zeitung aufschlug und Artikel über die Supermarktkette Real las, fand unisono nur Texte über den schleppenden Verkauf des Unternehmens. Denn die Konzernmutter Metro will Real schon seit Jahren loswerden und hat jetzt mit dem Immobilien-Investor Redos endlich auch einen Käufer gefunden. Doch am Dienstag in der Kölner Real-Digital-Zentrale wollte sich Real-Chef Patrick Müller-Sarmiento nicht wieder in der Rolle eines ungeliebten Metro-Stiefkindes präsentieren, sondern in einer aktiven Rolle.
Real wird an Redos verkauft
Im Schatten von immer weiteren Filialschließungen hat Real ein neues Geschäft entwickelt, das erfolgversprechende Wachstumszahlen in Aussicht stellt. Es ist der Online-Marktplatz „real.de“. Das aber ist nicht nur, wie man vermuten könnte, ein Internetableger der bestehenden Groß-Supermärkte, sondern eine Plattform, die auch für andere Händler offen steht.
Genau das macht auch der Internetgigant Amazon, und zwar mit großem Erfolg. Um eine breitere Plattform zu bieten, hat Real sich deshalb mächtige Verbündete an die Seite geholt. International Marketplace Network (IMN) heißt das neue Gebilde. Partner sind neben real.de der französische Händler C-Discount, die rumänische Kette E-Mag und als kleinster Partner die italienische Plattform E-Price. So erweitert Real seinen Online-Marktplatz um insgesamt 17 000 Händler. Ein Jahr lang haben etwa 100 von ihnen im Rahmen einer Testphase teilgenommen. Am Donnerstag soll die offizielle Betaphase starten, das Bündnis also ans Netz gehen. „IMN verkörpert die Idee eines grenzenlosen Europas und eines barrierefreien Onlinehandels“, sagte Real-Chef Müller-Sarmiento.
Amazon soll angegriffen werden
Ab Donnerstag also können sich alle Händler, die auf einem der vier bestehenden Marktplätze aktiv sind, ohne zusätzliche Kosten und ohne eine neue technische Anbindung für die ganze Plattform freischalten lassen.
Das Ziel der Partner ist kein geringeres, als den Marktführer Amazon anzugreifen. „Die Händler merken, dass sie sich zunehmend von Amazon unabhängig machen müssen“, sagt Claudia Bolten, Geschäftsführerin der Kölner Digitalsparte. Real.de wächst schneller als der übrige Online-Markt. Und doch ist Amazon noch klarer Platzhirsch. Real.de hatte zuletzt drei Millionen Kunden in Deutschland – bei Amazon waren es mehr als 40 Millionen.
Filialen ohne Personal
In den Markt mit den Marktplätzen hat sich Real erst vor zwei Jahren eingekauft, als das Kölner Start-up Hitmeister übernommen wurde. Der Name wurde zugunsten des gängigeren Labels real.de aufgegeben. Genau wie Amazon setzt man bei Real mit der Tochter Emmas Enkel auch auf Selbstbedienungsläden ohne Personal. Ein erster Shop wurde in Stuttgart eröffnet, weitere sollen folgen.
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Auf 45 Quadratmetern Verkaufsfläche steht dort ein automatisierter 24-Stunden-Convenience-Store. Eingekauft wird über eine Shopping-App von unterwegs oder über ein Touch-Display an einem Verkaufsschalter. Sichtbares Personal ist nur im Café, nicht aber im Laden anwesend. Rund 500 Artikel hat der kleine Laden vorrätig, alle haltbaren Produkte werden über eine vollautomatische Warenausgabe ausgegeben, frische Produkte wie Brot, Gemüse und Obst darf sich der Kunde laut Müller-Sarmiento auf Vertrauensbasis selbst nehmen.