DatenauswertungMietbelastung im Regierungsbezirk Köln ist die höchste bundesweit

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30.06.2023, Köln: Der Blick auf Köln vom Colonius.
Blick auf die Zoobrücke mit Ringturm im Vordergrund.
Foto: Michael Bause

Die Mietbelastung in Köln ist besonders hoch.

Haushalte, die erst kürzlich umgezogen sind, müssen dabei unter Umständen mehr als 30 Prozent mehr zahlen als langjährige Mieter. 

Wer im Regierungsbezirk Köln lebt, zahlt gemessen am durchschnittlichen Einkommen im bundesweiten Vergleich die meiste Miete. Wie das Statistische Landesamt IT NRW mitteilte, liegt die sogenannte Mietbelastungsquote hier bei 30,7 Prozent des Einkommens, die für die Bruttokaltmiete ausgegeben werden – und damit höher als in jedem anderen deutschen Regierungsbezirk.

Neben der Stadt Köln umfasst der Bezirk auch die kreisfreien Städte Bonn und Leverkusen, dazu die Stadt sowie Städteregion Aachen, Düren, den Rhein-Erft-Kreis, Euskirchen, Heinsberg, den Oberbergischen, Rheinisch-Bergischen und Rhein-Sieg-Kreis. Hier liegt die durchschnittliche Bruttokaltmiete im Schnitt bei 9,4 Euro pro Quadratmeter. Der benachbarte Regierungsbezirk Düsseldorf kommt auf eine Mietbelastungsquote von 29,2 Prozent und eine Bruttokaltmiete von 8,50 Euro je Quadratmeter. 

„Die hohe Belastung in und um Köln hat vor allem zwei Gründe: zum einen das starke Wachstum der Region und zum anderen die niedrige Bautätigkeit“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW Köln). Denn nicht nur Köln, auch viele der umliegenden Gemeinden haben große Probleme, den Bedarf an Wohnungen zu decken. 

Voigtländer verweist aber darauf, dass die Spitzenposition Kölns auch etwas mit dem Zuschnitt der Regierungsbezirke zu tun habe. Auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte ist beispielsweise München und auch der angrenzende Landkreis deutlich teurer. In einer Auswertung des IW Köln im Herbst 2022 lagen sieben der zehn teuersten Regionen Deutschlands in der Metropolregion München. 

Stadt Köln kommt auf 31,7 Prozent Mietbelastungsquote

Im NRW-Vergleich auf Kreisebene hat nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes die Stadt Aachen mit 33,4 Prozent die höchste Mietbelastungsquote. Denn auch wenn die durchschnittliche Miete mit 8,4 Euro im Schnitt deutlich niedriger ist als in Köln (elf Euro), verdienen die Menschen hier auch deutlich weniger. Deshalb ergibt sich für die Aachener eine höhere finanzielle Belastung gemessen am Einkommen. Die Stadt Köln kommt auf eine Quote von 31,7 Prozent und liegt damit gleichauf mit Krefeld hinter dem Rheinisch Bergischen Kreis (32,1 Prozent) auf Rang drei. Expertinnen und Experten empfehlen, dass nicht mehr als 30 Prozent des Nettohaushaltseinkommens für die Miete aufgewendet werden sollten.

Die niedrige Mietbelastungsquote gibt es derweil nrw-weit im Hochsauerlandkreis (23,2 Prozent). Innerhalb des Regierungsbezirks Köln ist sie im Oberbergischen Kreis (26,9 Prozent) am geringsten. Auch Düren (28,3 Prozent), der Rhein-Sieg-Kreis (29 Prozent) und Leverkusen (29,8 Prozent) bleiben (teils knapp) unter der 30-Prozent-Marke. Im Rhein-Erft-Kreis und Euskirchen liegt die Mietbelastungsquote bei 30,6 und 30,3 Prozent. Im bundesweiten Vergleich wenden übrigens die Bewohnerinnen und Bewohner in der Region Chemnitz am wenigsten für die Miete auf: nämlich im Schnitt lediglich 21,4 Prozent.

Wer frisch umgezogen ist, zahlt besonders viel

Laut Statistischem Bundesamt zahlen Haushalte, die frisch umgezogen sind, besonders hohe Mieten. Wer erst 2019 oder später in seine Mietwohnung zog, musste deutschlandweit im Schnitt 9,8 Euro pro Quadratmeter und damit 34,2 Prozent mehr aufwenden als Haushalte, die vor 1999 einzogen (7,3 Euro). „Das trifft vor allem junge Erwerbstätige, die in eine neue Wohnung ziehen, und Familien, die sich vergrößern wollen“, sagt Voigtländer. Auch Einkommenszugewinne könnten die verstärkte Belastung nicht mehr kompensieren. 

In der Folge nehme die Überbelegung von Wohnungen zu: Statistisch betrachtet haben immer mehr Menschen kein eigenes Zimmer zur Verfügung. Denn auch die Ausweichmöglichkeiten nehmen ab. „Auch der Ring um die Stadt, der früher eine Alternative war, wird immer teurer.“

Nach der Auswertung des IW Köln ist zwischen 2018 und 2021 in 75 Prozent der Kreise in Deutschland die Mietbelastungsquote gestiegen. Eine Erleichterung ist nicht in Sicht. Denn während die Kaufkraft der Menschen infolge der Inflation zuletzt sank, stiegen Miete und Wohnnebenkosten weiter spürbar. Treiber dieser Entwicklung ist auch die schwierige Situation am Markt für Wohneigentum: Weil Eigentum für viele immer unerschwinglicher wird, weichen mehr Menschen auf den Mietmarkt aus. Die eingebrochene Bautätigkeit und Insolvenzen von Projektentwicklern sorgen aber dafür, dass nicht genug Angebot nachkommt. Die Preise steigen also weiter. „Es ist damit zu rechnen, dass sich die Mietbelastung weiter verstärken wird“, sagt Voigtländer. 

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