Weizen, Kartoffeln, MilchLandwirte müssen Erzeugerpreise stark erhöhen

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Kartoffeln auf einem Feld.

Kartoffeln auf einem Feld.

Die Erzeugerpreise in der Landwirtschaft bleiben konstant hoch. Kartoffeln und Milch sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Vielfaches teurer. Grund dafür sind viele verschiedene Faktoren.

Der anhaltend hohe Preisdruck macht auch vor Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte keinen Halt. So sind die Preise nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Oktober um fast 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Im vergangenen September lag der Zuwachs sogar bei 40 Prozent, im August bei mehr als 34 Prozent.

Die Statistiker der Bundesbehörde unterscheiden dabei zwischen pflanzlichen und tierischen Produkten. Bei pflanzlichen Produkten ist ein Plus von 26 Prozent und bei tierischen Produkten ein Plus von fast 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

Bei Erzeugerpreisen handelt es sich um die Verkaufspreise der Produzenten, die sich letztlich auch auf die Verbraucherpreise auswirken.

Mehr Anbaufläche, aber weniger Kartoffeln

Besonders stark gestiegen sind die Preise für Speisekartoffeln (plus 86 Prozent) und Milch (plus 56 Prozent) im Vergleich zu Oktober 2021. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Sprecher des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) nennt neben einem niedrigen Ausgangsniveau der meisten Agrarpreise, die in vielen Betrieben in der Regel gerade einmal die Kosten decken, auch Wetterphänomene, wie Dürre und Starkregen, als Ursachen: „Die Ernten fielen im Jahr 2021 und je nach Kultur und Region auch im Jahr 2022 knapper aus. Ein verknapptes Angebot führt unweigerlich zu höheren Preisen.“

Bei der Speisekartoffel beträgt die Ernte nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes in diesem Jahr rund 10,3 Millionen Tonnen. Im Jahr 2021 wurden dagegen 11,3 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Das entspricht rund eine Million Tonnen Kartoffeln weniger auf Erzeugerseite und das, obwohl mit 266.800 Hektar rund 3,3 Prozent mehr Anbaufläche genutzt wurde als im vergangenen Jahr (258.000 Hektar).

Steigt der Weizenpreis, ziehen weitere Agrarprodukte nach

Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wirke sich auf die Agrarpreise aus. So seien auch Getreideabkommen mit Russland und Lieferungen in die Ukraine in Verbindung mit weltweit gestörten Lieferketten ursächlich für die Preissteigerungen. Hinzu komme eine sogenannte Eckpreisfunktion bei Weizen. Steige dieser im Preis, würden andere Agrargüter in der Regel nachziehen.

„Unabhängig von diesen Entwicklungen auf den Gütermärkten brauchen Landwirte unbedingt höhere Preise, um die gestiegenen Kosten bei Vorleistungsprodukten wie Düngemittel und Diesel aufzufangen“, sagt der RLV-Sprecher. Schließlich wirke sich auch der gestiegene Mindestlohn auf das Preisniveau aus. „Vornehmlich bei vielen Produkten, die mit saisonalen Handarbeiten verbunden sind, stellt dies eine Kostenkomponente dar, die deutlich höhere Lebensmittelpreise verlangt.“

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hält sich auch die Inflation trotz eines leichten Rückgangs im November auf einem hohen Niveau.

So stiegen die Verbraucherpreise im vergangenen Monat im Vergleich zu November 2021 um 10 Prozent. Im vergangenen Oktober hatte die Jahresinflationsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit 70 Jahren erreicht. Grund zur Entwarnung sehen Volkswirte in der leichten Abschwächung aktuell noch nicht. (mit dpa)

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