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Schickedanz-ProzessIn den Insolvenzstrudel hineingedrängt?

Lesezeit 3 Minuten

Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz kämpft vor Gericht um 1,9 Milliarden Euro.

Köln – Während die Beschäftigten von Karstadt harten Einschnitten entgegensehen und um ihre Jobs fürchten, geht es im Schickedanz-Prozess am Kölner Landgericht weiter um die Vorgeschichte der Schieflage des Warenhauskonzerns. Am Montag hat Matthias Bühler (39), Sohn von Karstadt-Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, stundenlang vor der 21. Zivilkammer als Zeuge ausgesagt. Er stützte die Darstellung seiner Mutter, sie sei über die Risiken eines groß angelegten Aktienkaufs, der die Übernahme der Mehrheit der Karstadt-Quelle AG zum Zweck hatte, nicht ausreichend aufgeklärt und als eine Art Strohfrau benutzt worden. Weil die heute 71-Jährige im Jahr 2009 einen großen Teil ihres Vermögens durch die Insolvenz des Karstadt-Nachfolgekonzerns Arcandor einbüßte, will sie vom Bankhaus Oppenheim, einigen Ex-Bankern, dem Immobilienunternehmer Josef Esch, der damals ihr Vermögensberater war, und weiteren Beklagten 1,9 Milliarden Euro haben.

Bühler sagte, Esch habe ihn mit der Versicherung, er spreche für das Bankhaus, schon 2003 unter vier Augen in den Plan eingeweiht, aus Karstadt-Quelle die Immobilien unter deren geschätzten Wert herauszukaufen und in eine Gesellschaft zu überführen, an der Madeleine Schickedanz zu einem Drittel beteiligt sein würde – allerdings bloß nominell: Die Bank werde den Deal, von dem sie sich einigen Gewinn versprochen habe, komplett finanzieren. Um das Geschäft einzufädeln, habe man die Aktienmehrheit, also die „Dominanz“ bei Arcandor erlangen müssen. Schickedanz hielt nur 30,66 Prozent. Laut Bühler drängte Esch die Mutter daher zur Erhöhung ihres Anteils, obwohl sie ihn ganz im Gegenteil habe verkaufen wollen. „Über mich nicht“, habe sie zuerst „hart“ auf das Ansinnen reagiert, sie solle als offizielle, ihren Namen hergebende Käuferin Aktien zum Kurswert von 380 Millionen Euro mit Hilfe eines Oppenheim-Kredits erwerben. „Wir kaufen für dich“, habe Esch sie beruhigt, sie müsse für das Darlehen weder haften noch Zinsen zahlen. So kam es im Frühjahr 2005 zum Zukauf von circa 15 Prozent aller Aktien. Esch sei nicht selber als Käufer aufgetreten, um die „Meldeschwelle“ von fünf Prozent nicht zu überschreiten, erklärte Bühler.

Seine Mutter habe sich darauf verlassen, durch Abstoßen ihres Pakets würden später, wie von ihrem Vermögensverwalter in Aussicht gestellt, 500 Millionen Euro netto für sie erlöst. Thomas Middelhoff, seinerzeit Arcandor-Vorstand, habe 20 Prozent der anvisierten Bruttosumme bekommen sollen, Esch fünf Prozent.

Im September 2008 brach die Arcandor-Aktie jedoch ein, und die Bankenaufsicht Bafin wurde vorstellig. In einem „dramatischen Gespräch“ mit Esch, so Bühler, habe seine Mutter sich geweigert, weitere Sicherheiten zu stellen: „Das mache ich nicht.“ Es kam anders, sie geriet mit ihrem Vermögen in den Insolvenzstrudel hinein.