Analyse des MilliardenprojektsChinas Seidenstraße bringt Züge bis an den Rhein

Copyright: Ksta Grafik/Böhne/dpa
- Die „Neue Seidenstraße“ bringt eine Nähe zwischen NRW und China, die es in diesem Ausmaß noch nicht gab.
- Doch ist China Chance oder Gefahr für das Land?
- Eine Analyse des Milliardenprojekts.
Köln – Die neue Seidenstraße soll China stärker an Europa anbinden und den Handel vertiefen. Das Schlagwort fällt immer wieder. Aber was steckt hinter dem Milliardenprojekt – ein Überblick.
Name
Der Name „Neue Seidenstraße“ knüpft an die alte gleichnamige Handelsverbindung zwischen China und dem Westen an – ein Netz von Karawanenstraßen, dessen Hauptroute den Mittelmeerraum auf dem Landweg über Zentralasien mit Ostasien verband. Die Bezeichnung geht auf den deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen zurück, der sie 1877 erstmals verwendet. Sie wird oft mit dem venezianischen Händler Marco Polo in Verbindung gebracht.
Route
Offiziell heißt das neue Projekt „One Belt, One Road“. Darunter bündelt die Volksrepublik China unter ihrem Präsidenten Xi Jinping den Aufbau ihrer Handelswege gen Westen. Die Seeroute führt rund um Indien, durch das Rote Meer, den Suezkanal und das Mittelmeer zu den südlichen EU-Staaten. Über Land gibt es verschiedene, teils konkurrierende Wege. Diese eigentliche Seidenstraße erstreckt sich von verschiedenen Regionen Chinas aus über Süd-, West- und Zentralasien und Länder wie Iran, Türkei, Pakistan und West-Russland schließlich bis nach Mittel- und Westeuropa.

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Rheinland-Anbindung
Seit fünf Jahren endet die neue Seidenstraße als Schienenweg im rheinischen Duisburg. Dort befindet sich der größte Binnenhafen Europas. Bei der Eröffnung im Jahr 2014 kam Staatspräsident Xi Jinping dafür persönlich in die Ruhrgebietsstadt. 900 Millionen Euro haben sich die Chinesen die Eisenbahn-Route kosten lassen. 14 bis 16 Tage braucht ein Güterzug für die 10.000 bis 12.000 Kilometer lange Strecke. Inzwischen kommen pro Woche bis zu 35 Züge aus China in Duisburgs Binnenhafen an. Von dort können die Waren leicht in die europäischen Nachbarstaaten transportiert werden. In Duisburg sitzen die Chinesen nun an einer zentralen Ader, denn der Rhein ist die wichtigste Verkehrsstraße in Zentraleuropa. Für die Stadt Duisburg bedeutet die Seidenstraße eine große Hoffnung. Die Stadt leidet unter der noch immer anhaltenden Krise der Stahlbranche und dem Strukturwandel im gesamten Ruhrgebiet.
See-Handel
Im Wettbewerb befindet sich die Bahnlinie mit See- und Luftfracht aus China. Güterzüge sind fast doppelt so schnell wie Schiffe, die Frachtkosten sind auf der Schiene aber auch bis zu 50 Prozent höher. Schiffe haben einen Vorteil: Die größten von ihnen können mehr als 20.000 Container laden, ein Zug 40 bis 50. Dem entspricht in etwa die Verteilung der Güter. Beim gesamten Warenaustausch zwischen Europa und China dominiert der Transport per Schiff mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent. Lediglich gut ein Prozent aller Container werden auf der Schiene transportiert – Tendenz allerdings stark steigend. Der Rest entfällt auf Luftfracht.
Risiken
In vielen der Staaten entlang der Route bestehen Rechtsunsicherheiten, politische Instabilitäten und ein hohes Risiko für Zahlungsausfälle. Deshalb stehen vom Bund unterstützte Hermesbürgschaften bei der Finanzierung von Geschäften in vielen Seidenstraßenländern nach wie vor nur eingeschränkt zur Verfügung, warnt die staatliche Handelsagentur „Germany Trade & Invest“. Außerdem sind die Absicherungskosten vergleichsweise hoch, heißt es von den deutschen Banken und der Außenhandelskammer der deutschen IHK.