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FahrräderDie traditionsreiche Radmarke „Kettler“ wird kölsch

Lesezeit 3 Minuten

Trotz Insolvenz: der Name „Kettler“ ist eine etablierte Marke.

Köln – Die Fahrradsparte von Kettler wird kölsch: Die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft ZEG mit Sitz in Köln will die Sparte des insolventen Unternehmens in Kürze übernehmen und die Kettler-Jahresproduktion im saarländischen Hanweiler mittelfristig auf 50 000 klassische Fahrräder und E-Bikes verdoppeln.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Für die Kölner Einkaufs-Genossenschaft wäre es das erste eigene Werk. Die 80 Mitarbeiter aus der Kettler-Produktion sollen übernommen werden. Der Gläubigerausschuss muss jedoch noch zustimmen, ebenso das Bundeskartellamt.

Der Name „Kettler“ zieht

„Die Marke Kettler ist ein Juwel“, sagte ZEG-Vorstandschef Georg Honkomp dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Kettler-Fahrräder standen immer für Innovation und Qualität“, so Honkomp – auch wenn die Innovationskraft des Unternehmens in den vergangenen Jahren nachgelassen habe. „Wir wollen die Traditionsmarke erhalten und ausbauen und setzen ganz bewusst auf eine Produktion in Deutschland“.

Gemessen an den Stückzahlen sei Kettler auf dem deutschen Fahrradmarkt klein. Doch es stecke noch großes Potenzial in der Marke. „Wir wollen Kettler in ruhigen Schritten wieder dahin bringen, wo das Unternehmen einmal war“, so Honkomp. Herstellung und Vertrieb werden künftig von der neu gegründeten ZEG-Tochter Kettler Alu-Rad GmbH übernommen, die den Gesamtfachmarkt bedienen werde.

Die ZEG (Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft) aus Köln ist mit 1000 Mitgliedsfirmen nach eigenen Angaben Europas größter Zweirad-Fachhandelsverband.

500 Millionen Euro setzte die ZEG 2014 um. Zu den Eigenmarken gehören Pegasus, Bulls, Zemo.

Kettler produziert nicht nur Fahrräder, sondern auch Gartenmöbel, Fitnessgeräte und Kinderartikel in Deutschland. Gegründet wurde das Unternehmen 1949 durch Heinz Kettler. Stammsitz ist das sauerländische Ense-Parsit. Im Sommer stellte Kettler Insolvenzantrag. Der Grund: Nach dem Verkauf eines Kettler-Darlehens durch die Commerzbank wollte Kettler die Übernahme durch den Investor Carlyle verhindern.

Weniger als 200 Millionen Euro soll Kettler zuletzt mit Rädern und Gartenmöbeln im Jahr umgesetzt haben. (eve)

Investitionssumme bleibt geheim

Der Kauf werde die ZEG, die mit vielen Herstellern Vertriebspartnerschaften unterhält, voranbringen: „Made in Germany ist ein ganz wesentliches Verkaufsargument“, sagt Honkomp. „Die Qualitätsansprüche der Kunden steigen.“

Mit Kettler wolle die Einkaufs-Genossenschaft ihre Modellvielfalt erhöhen. Die ZEG hat in den vergangenen Jahren nicht nur die Marke „Hercules“ erworben – gefertigt werden die Hercules-Räder in Ungarn –, sondern auch die Premium-Marke „Wanderer“. „Wanderer“-Fahrräder sollen künftig im Kettler-Werk Hanweiler produziert werden. Die ZEG will die Produktionsstätte in den kommenden Jahren modernisieren. Die Investitionssumme wollte Honkomp allerdings nicht nennen.

Kettler ging insolvent

Im Juni hatte Kettler Insolvenzantrag gestellt. Der Grund: Ein US-Investor hatte einen Teil der Schulden aufgekauft und wollte das Familienunternehmen schlucken. Firmenerbin Karin Kettler wollte dies verhindern und die Firma selbst weiterführen. Seit dem 1. September ist die Heinz Kettler GmbH in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. 200 der 1100 Mitarbeiter werden im Zuge der Sanierung ihren Job verlieren. 80 Mitarbeiter wechseln nun zudem zur ZEG. Kettler will sich künftig auf Fitnessgeräte, Gartenmöbel und Kinderartikel konzentrieren. Mit der Trennung von der Radsparte sei ein wichtiges Ziel des Restrukturierungsprogramms erreicht, heißt es.