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Umstellung auf KarteDeutschlands größte Bank schafft Sparbuch ab – Das machen die Kölner Banken

Lesezeit 4 Minuten
Deutsche Bank Sparbuch und EURO Geldscheine und Münzen *** Deutsche Bank passbook and EURO banknotes and coins

Bei der Deutschen Bank gibt es bald kein Sparbuch mehr.

Millionen Deutsche bekamen in ihrer Kindheit ein Sparbuch – viele haben es bis heute. Was Kunden jetzt tun müssen.

Das Sparbuch galt über Jahrzehnte als Ausdruck der Solidität und als vielleicht deutscheste Form der Geldanlage. Zahlte man etwas am Bankschalter ein, nahm der Bankmitarbeiter das Sparbuch, schob das Heft in einen eigenartigen Drucker und nach einigem Gerappel konnte der Kunde ganz analog sehen, wie viel Geld er auf der hohen Kante hat. Wer es ganz genau wissen wollte, kam nach dem Jahreswechsel nochmals bei Bank oder Sparkasse vorbei, und ließ sich die erhaltenen Zinsen im Büchlein nachtragen. Diese schöne Spartradition ist bald Geschichte – zumindest für Kunden der Deutschen Bank und ihrer Tochter Postbank.

Beide Institute schaffen das traditionsreiche Sparbuch nun ab. Sie geben bereits seit einigen Jahren keine neuen Sparbücher mehr aus, haben aber sämtliche Dienstleistungen rund um das Sparbuch weiterhin angeboten, wie zum Beispiel den Sparbuchdruck. „Nach einer Übergangsphase bis zum 30. Juni 2025 werden diese Dienstleistungen in den Postbank-Filialen nun sukzessive eingestellt. Auch in den Filialen der Deutschen Bank ist dies perspektivisch vorgesehen“, sagte ein Sprecher der Deutsche-Bank-Gruppe dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Services der Sparcard stehen online, in der App, an Automaten und telefonisch zur Verfügung
Dominik Hennen, Leiter Personal Banking Deutschland der Deutschen Bank

Kunden, die in den kommenden Monaten mit ihren Sparbüchern in die Filialen kommen, würden mit Filialaushängen und Broschüren über die Änderung informiert und aktiv angesprochen. Abgelöst werden die klassischen Sparbücher bei beiden Banken durch die Sparcard, die optisch einer Girokarte ähnelt. „Die Sparcard überführt ein klassisches Sparprodukt von der analogen in die digitale Welt und bietet dabei viele Vorteile für unsere Kundinnen und Kunden. Dabei ist die Nutzung ganz einfach, denn die Services der Sparcard stehen online, in der App, an Automaten und telefonisch zur Verfügung“, sagt Dominik Hennen, Leiter des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank.

Eine Bezahlfunktion wie die Girocard hat die Sparcard aber aus gesetzlichen Gründen nicht. Sparkonten dürfen in Deutschland nicht dem Zahlungsverkehr dienen. Einen Nachfolger für das bekannte Postsparbuch gibt es seit Jahren nicht. Bei der Postbank sind Auslandsabhebungen mit dem Sparbuch schon seit vielen Jahren nicht mehr möglich. Mit einem Sparbuch der Deutschen Bank waren auch in der Vergangenheit keine Auslandsabhebungen möglich.

Was ändert sich für Kunden durch die Abschaffung der Sparbücher? „Selbstverständlich bleiben alle Guthaben erhalten und können auch zu einem späteren Zeitpunkt auf ein anderes Konto übertragen werden, selbst wenn ein Kunde nicht auf die Sparcard gewechselt ist und der Sparbuch-Service in der Filiale bereits eingestellt wurde“, so der Sprecher weiter.

Kölner Banken setzen weiter aufs Sparbuch

Seit Ende 2017 bietet die Postbank im Neugeschäft das Produkt Sparbuch nicht mehr an, bei der Deutschen Bank ist das seit 2018 der Fall. Die Sparcard gibt es bei der Deutschen Bank übrigens bereits seit den späten 1990er Jahren. Einen Zwang zum Wechsel zur Sparcard gibt es nicht. „Die Umwandlung des Sparbuchs in eine Sparcard erfolgt nur auf ausdrücklichen Antrag des Kunden“, so der Sprecher. Kosteneinsparungen stünden bei dieser Maßnahme nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Tatsache, dass „für Sparbücher eine veraltete Technologie (Nadeldrucker) genutzt wird, die am Markt so nicht mehr erhältlich ist“.

Das scheint andere Banken nicht vom Sparbuch abzuhalten. „Seit über 200 Jahren gibt es das klassische Sparbuch, und für viele Menschen ist es nicht wegzudenken. Daher möchten wir auch weiterhin daran festhalten“, sagt ein Sprecher der Kreissparkasse Köln. Auf Wunsch gibt es aber auch eine digitale Alternative. Genauso hält es die Sparkasse Köln-Bonn, ihr sogenanntes Easysparen ermöglicht Ein- und Auszahlungen über die bestehende Girokarte.

Loseblattsammlung bei Volksbanken

Auch die Volksbank Köln-Bonn hält am Sparbuch fest. „Wir schaffen das Sparbuch nicht ab, auch wenn die Nachfrage in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Besonders die ältere Generation setzt noch auf das Sparbuch und fragt dieses Produkt auch noch an. Hier möchten wir keine Veränderung bei diesen Kundinnen und Kunden erzwingen, sondern weiterhin bedarfsgerecht agieren“, sagt eine Sprecherin der Volksbank. Genauso macht es die VR-Bank Bonn Rhein-Sieg

Die Commerzbank geht schon lange den Weg, den nun die Deutsche Bank und die Postbank beschreiten. „Wir führen seit langem kein haptisches Sparbuch mehr, sondern Sparkonten. Hier kann man beispielsweise mit der Sparcard Auszüge ziehen und über Geldbeträge verfügen“, sagt eine Sprecherin.

Kleinere Genosschaftsbanken gehen einen dritten Weg. „Bereits seit 2001 setzen wir Loseblattsparbücher als Standardurkunde bei der Führung von Sparkonten ein und bieten seit diesem Zeitpunkt keine gebundenen Sparbücher mehr an. Seit 2012 arbeiten wir aktiv an der Reduzierung des Bestandes an gebundenen Büchern. Bestehende, noch nicht vollgeschriebene Sparbücher können auf Wunsch des Kunden weiterhin genutzt werden, eine Neuausgabe oder Erneuerung ist allerdings nicht mehr möglich“, sagte Hans-Jürgen Lembicz, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Euskirchen, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Einen ähnlichen Weg geht laut einer Sprecherin die Volksbank Erft.

Die Sparda-Bank West hat sich komplett von reinen Spareinlagen verabschiedet. Das Sparbuch als Sparform wird bei der Sparda-Bank West seit Mitte 2020 mangels Nachfrage nicht mehr für Neuabschlüsse angeboten – mit Ausnahme von Mietkautionskonten auf den Namen des Vermieters, so eine Sprecherin der Bank. „Stattdessen setzen wir auf das Tagesgeldkonto als zeitgemäße, kurzfristige Sparform“.