Speckgürtel wohlhabender als Stadt KölnSo viel verdienen Ihre Nachbarn in NRW

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Odenthal

Die Odenthaler sind Kölns einkommenstärkste Nachbarn.

  • Die reichsten Menschen im Umland leben in Odenthal.
  • Wesseling ist das regionale Schlusslicht.
  • Und Kölner sind deutlich ärmer als Düsseldorfer – ein Überblick zum Einkommen in Köln und der Region.

Köln/Düsseldorf – Wie wohlhabend sind die Menschen in NRW? Jährlich veröffentlicht das statistische Landesamt (IT-NRW das in einem Einkommensatlas. Aber wie reich oder arm sind die Menschen an Rhein und Ruhr? Im Mittel lässt sich das leicht sagen. So verfügt jeder Einwohner von NRW über ein durchschnittliches verfügbares Jahreseinkommen von 23.093 Euro. Aber wo verdient wer wieviel?

Wie sich die Zahl errechnet? Das sogenannte „Verfügbare Einkommen“ wird von den Statistikern von IT-NRW als die Einkommenssumme (Arbeitnehmerentgelt und Einkommen aus selbstständiger Arbeit und Vermögen) bezeichnet, die den privaten Haushalten nach der Einkommensumverteilung, also abzüglich Steuern und Sozialabgaben und zuzüglich empfangener Sozialleistungen, durchschnittlich für Konsum- und Sparzwecke zur Verfügung steht. Errechnet wird es als Durchschnitt über alle Einwohner im Land, egal ob in Arbeit, selbstständig oder Rentner.

631 Euro mehr als im Vorjahr

Insgesamt waren es 631 Euro mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2019, und damit sind alle Corona-Effekte darin noch nicht berücksichtigt. Das liegt aber nicht an alten Daten. Die Berechnungen basieren auf Steuerdaten. Und das heißt nicht nur, dass die Finanzämter nicht die schnellsten sind, sondern auch, dass es Widerspruchsfristen für Steuerbescheide zu beachten gilt.

Jetzt sagen diese gut 23.000 Euro und ein paar zerquetschte leider noch nicht viel darüber aus, wie viel nun tatsächlich Ihr Nachbar verdient. Die Zahl gibt es auch öffentlich nicht. Wohl aber die Durchschnittseinkommen auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte und sogar kleiner Gemeinden mit wenigen Tausend Einwohnern.

Drei Kleinstädte liegen an der Spitze

Wo leben nun die wohlhabenderen NRWler? Der Rheinländer ist stets geneigt, die Städte am großen Strom und deren Speckgürtel als reich zu empfinden, und die deutlich rustikaleren, stilleren und vermutlich ländlicheren Westfalen als die Ärmeren im Bindestrich-Bundesland . Keine Sorge, es ist jetzt auch nicht umgekehrt. Sondern komplett durcheinander.

Auf Platz eins in NRW mit dem höchsten Durchschnittseinkommen landet ein Überraschungsgast: Mit 53.601 Euro wies Attendorn im sauerländischen Kreis Olpe das höchste verfügbare Einkommen je Einwohner aller 396 Städte und Gemeinden in NRW auf. 24.000 Einwohner hat der Spitzenreiter, der vielen Rheinländern wohl eher durch Biggesee und Atta-Höhle bekannt sein dürfte. Daher noch eine Geheiminfo: Attendorn ist eine Karnevalshochburg in Südwestfalen. Höhepunkt des närrischen Treibens ist jedes Jahr der Veilchendienstags-Umzug, der sich um 11.11 Uhr an der Atta-Höhle in Gang setzt. Mit bis zu 30.000 Besuchern gehört er zu den größten im Sauerland, weswegen die Stadt sich in der gerne „Klein-Kölle“ nennt.

Auch Rang zwei geht an die Westfalen, und zwar nach Schalksmühle im Märkischen Kreis, wo die Menschen 37.686 Euro pro Jahr an verfügbarem Einkommen haben. 2011 lag noch Schalksmühle auf Rang eins. Allerdings hinkt die Zahl etwas. Sie ist maßgeblich dadurch beeinflusst, dass Schalksmühle die NRW-Gemeinde mit den meisten Einkommensmillionären ist, was den Durchschnitt nach oben zieht.

Auf Platz drei und damit einkommensstärkste rheinische Stadt ist Meerbusch bei Düsseldorf, bekannt für seine Villenviertel und seine berühmtesten Einwohner, Verona Pooth und ihr Mann Franjo.

Kölner Einkommen sind sehr durchschnittlich

Doch wie reich sind die Kölner und ihre Nachbarn? In Köln hat ein durchschnittlicher Bürger 23.339 Euro verfügbares Einkommen, das reicht grade mal für Rang 245 in NRW. Immerhin waren es 500 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Dennoch ist Köln abgerutscht, 2013 lag die größte Stadt des Landes noch auf Rang 203. Doch die direkten Nachbarn sind ärmer. Ein Leverkusener kommt auf ein verfügbares Einkommen von 22.683 (Rang 289), immerhin 726 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Ein Düsseldorfer kommt auf ein verfügbares Einkommen von 27.199 Euro, was für Rang 43 reicht.

Odenthaler sind reichste Nachbarn

Der Speckgürtel Kölns ist eindeutig der Rheinisch Bergische Kreis. Mit 27.254 Euro liegt der gesamte Kreis vor Düsseldorf. Spitzenreiter ist Odenthal mit 32.138 Euro (Rang 8 in NRW). Die direkte Nachbarstadt Bergisch Gladbach schneidet mit 27 441 Euro auch überdurchschnittlich ab. Leichlingen toppt die Kreisstadt sogar mit 27.842 Euro, was für Rang 26 reicht.

Im Süden Kölns sticht Bad Honnef raus, wo die Menschen 31 724 Euro pro Jahr zur Verfügung haben (Rang 9). Allerdings gibt es im Rhein-Sieg-Kreis enorme Schwankungen. Denn Eitorf ist mit Rang 346 oder 21.266 Euro vergleichsweise arm. Troisdorf kommt auf 22.316 Euro.

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Wesseling ist in der Region um Köln mit 20.346 Euro die einkommensschwächste Gemeinde. Die Nachbarstadt Brühl kommt da mit 24.609 Euro deutlich besser weg. Frechen schafft 23.921 Euro, das benachbarte Hürth 23.687 Euro. Das wegen seiner Schuldenfreiheit und der niedrigen Gewerbesteuer bundesweit bekannte Monheim am Rhein rangiert mit 22.221 Euro durchschnittlichem Einkommen seiner Bewohner übrigens allenfalls im Mittelfeld. Bleiben noch die Nachbarstädte Pulheim mit beachtlichen 27.757 Euro und Dormagen im Rhein-Kreis Neuss mit 22.915 Euro.

Am unteren Ende der Skala in ganz NRW rangieren Duisburg (17.741 Euro, Gelsenkirchen (17.015 Euro) und das beschauliche Kranenburg im Kreis Kleve am Niederrhein (16.990 Euro).

Betrachtet man das Wachstum gegenüber dem Vorjahr, gibt es für Neider Grund zur Schadenfreude. Die geringsten Zuwächse erzielten Schalksmühle (plus 0,8 Prozent) und Attendorn (minus 0,6 Prozent).

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