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TalanxVersicherung prüft Verlagerung des Firmensitzes von Köln nach Hilden

Lesezeit 3 Minuten

Der Sitz von HDI in den Kölner Rheinhallen neben dem Sender RTL 

Der Hannoveraner Talanx-Konzern zieht rund 600 Stellen von Köln-Deutz nach Hilden ab. Die Überlegungen gehen offenbar weiter.

Der Kölner Versicherer HDI Leben, Tochter des Hannoveraner Talanx Konzerns, plant dem Vernehmen nach, den juristischen Sitz der Lebensversicherung von Köln nach Hilden zu verlegen. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, heißt es nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Dabei spielen mehrere Punkte eine Rolle. Zum einen ist die Gewerbesteuer in Hilden etwas niedriger. In Köln gilt derzeit ein Hebesatz von 475, in Hilden dagegen nur 400. Damit ist der Standort aber nicht vergleichbar mit NRWs „Steueroasen“ wie Monheim oder Leverkusen, die Sätze von nur 250 verlangen.

Gewerbesteuer fließt in die Stadtkasse

Eine Verlagerung des Firmensitzes wäre – so es denn dazu kommt – indes ein herber Schlag für die Kölner Kämmerei, denn die Gewerbesteuer fließt in die Kassen der Stadt. Zur Höhe der von HDI Leben gezahlten Beträge können wie auch bei anderen Unternehmen keine Angaben gemacht werden, denn sie unterliegen dem Steuergeheimnis. 

Viel wesentlicher für die bereits geplante Verlagerung von rund 600 Arbeitsplätzen sei laut Brancheninsidern aber, dass die Talanx-Gruppe in Hilden einen frisch renovierten und in Teilen leerstehenden Bürokomplex besitzt. Am derzeitigen Kölner Standort in den ehemaligen Messehallen direkt am Rhein neben dem Fernsehsender RTL dagegen zahlt Talanx eine nicht unerhebliche Miete.

Ein weiterer Grund für den Abzug der Arbeitsplätze aus Köln soll zudem sein, dass man in der Hannoveraner Konzernzentrale offenbar erwartet, dass nicht alle Beschäftigten mitziehen. Ein Talanx-Sprecher widerspricht: Das Unternehmen brauche alle Mitarbeitenden.

Rund 600 Stellen aus dem Bereich Lebensversicherung sollen 2026 von Köln nach Hilden verlagert werden, so der derzeitige Plan. Betroffen seien 30 Prozent von derzeit rund 2000 Mitarbeitenden, sagt der Konzern-Sprecher. Zuerst hatte der Branchendienst Versicherungsmonitor über die Vorgänge berichtet.

Die Standorte Köln und Hilden sind nur etwas mehr als 30 Kilometer voneinander entfernt, also gut 40 Minuten Fahrzeit. „Unsere Mitarbeitenden haben zudem die Möglichkeit im Rahmen unseres hybriden Arbeitsmodells bis zu 60 Prozent mobil zu arbeiten“, so der Sprecher. Das heißt, an rund drei Tagen in der Woche dürfen die Beschäftigten im Homeoffice bleiben.

Einmalprämie für den Umzug

Außerdem zahle der Konzern eine Einmalprämie für den Umzug, gestaffelt nach Distanz zum neuen Arbeitsplatz, berichten Mitarbeiter dem Versicherungsmonitor.

Der Konzern verweist darauf, dass das Ressort Leben & Bancassurance der Tochter HDI Deutschland bisher Mitarbeitende an beiden Standorten hat. Unter Bancassurance versteht man den Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung. Dabei geht es um den Versicherungsvertrieb über Banken, Sparkassen, Fintechs oder Finanzdienstleister.

„Wir bündeln in Hilden Tätigkeiten, um eine noch bessere Zusammenarbeit des Ressorts Leben & Bancassurance zu ermöglichen und damit unseren Kunden noch besseren Service zu bieten“, sagt der Sprecher. Dazu nutze man künftig das eigene Gebäude in Hilden am Proactiv-Platz 1, das gerade modernisiert wurde und mit hochmodernen Arbeitsplätzen ausgestattet sei.

Umzug im kommenden Jahr

Ab Mitte des kommenden Jahres sollen die meisten betroffenen Beschäftigten von Köln nach Hilden umziehen. Die Belegschaft in Hilden wird dann auf insgesamt 1400 Mitarbeiter angewachsen sein.

Der Konzernsprecher betont, dass kein Standort geschlossen werde. Köln bleibe definitiv erhalten. „Die meisten Mitarbeitenden werden auch weiter ihren Arbeitsplatz langfristig in Köln haben“ – darunter auch Mitarbeitende des Leben-Ressorts, die zum Beispiel einen Bezug zu Ampega haben, dem Asset-Manager des Konzerns. In Köln arbeiteten darüber hinaus weiterhin Mitarbeitende der Ampega, Talanx, HDI Global, IT, der Bereiche Personal, Zentralfunktionen und HDI Deutschland.

Standort Köln soll erhalten bleiben

Talanx hatte 2006 den traditionsreichen Kölner Versicherer Gerling mit Sitz in der Innenstadt nahe dem Friesenplatz übernommen. Die besonders erfolgreiche Sparte der Sach- und Industrieversicherung wurde nach Hannover abgezogen, die Lebensversicherung blieb bislang in Köln. Die Marke Gerling ist seit nun rund zehn Jahren verschwunden. Nur das luxuriöse Gerling-Quartier mit Wohnungen und Büros sowie dem Hotel 25 Hours erinnern heute noch an den großen Kölner Familien-Konzern.