Trotz hoher AbschreibungenSparkassen erzielen Gewinnplus – und trotzen Bankenkrise

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Gebäude und Logo der Sparkasse. Foto: Ralf Krieger

Gebäude und Logo der Sparkasse.

Die rheinischen Sparkassen haben im Jahr 2022 zwar ihren Gewinn gesteigert, dennoch wurden auch umfangreiche Wertberichtigungen auf Wertpapiere nötig.

Von den jüngsten Verwerfungen in der internationalen Bankenbranche zeigen sich die rheinischen Sparkassen weitgehend unbeeindruckt. Die regional orientierten Sparkassen verfügten mit ihrem kleinteiligen Geschäft bei den Privat- und Firmenkunden über ein stabiles Geschäftsmodell.

Krisenfestigkeit trotz Turbulenzen an internationalen Finanzmärkten

„Wir können Krise“, unterstrich der Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV), Michael Breuer, am Montag in Düsseldorf angesichts neuer Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten. Er verwies auch auf die Kernkapitalquote der rheinischen Sparkassen von 15,7 Prozent, die nahezu unverändert geblieben ist (2021: 15,8 Prozent).

Die öffentlich-rechtlichen Geldhäuser im Rheinland hätten ein gänzlich anderes Geschäftsmodell als die in Schieflage geratene Schweizer Großbank Credit Suisse, weshalb die Risiken aus dieser Bankenkrise für Sparkassen des Verbands aktuell überschaubar blieben.

Auswirkungen auf Landesbanken durch aktuelle Krise der Credit Suisse unklar

Zu der Frage, ob die aktuelle Krise der Credit Suisse mittelbar Auswirkungen auf die Landesbanken haben, die zum Sparkassensektor gehören, wollte Breuer sich nicht äußern. Nach der Abwicklung der WestLB ist die Helaba die für Sparkassen in Nordrhein-Westfalen zuständige Landesbank.

Die rheinischen Sparkassen haben unterdessen im abgelaufenen Jahr 2022 ihren Gewinn gesteigert. Die in der zweiten Jahreshälfte gestiegenen Zinsen führten demnach zu höheren Erträgen, zugleich wurden aber auch umfangreiche Wertberichtigungen auf Wertpapiere nötig. Bei den 28 Instituten des RSGV beliefen sich die Abschreibungen unter anderem bei Staatsanleihen auf mehr als 700 Millionen Euro, wie Breuer mitteilte.

Der Verbandspräsident geht davon, dass es sich dabei um temporäre Wertberichtigungen handelt und sich am Laufzeitende der gegenteilige Effekt einstellen werde. Sparkassen, die aktuell stark im Kurs gesunkene festverzinsliche Wertpapiere in ihren eigenen Büchern hielten, seien nicht gezwungen, diese zu heutigen Kursen zu verkaufen. Stattdessen warteten sie bis zum Ende der Laufzeit, um so Kursverluste zu vermeiden.

Die steigenden Zinsen sorgten in den Bilanzen der rheinischen Sparkassen auch für steigende Erträge: Der Zinsüberschuss kletterte laut Breuer um gut 268 Millionen Euro. Das Kreditneugeschäft legte um ungefähr vier Prozent auf 138 Millionen Euro zu. Bei Unternehmenskrediten sei der Korrekturbedarf „übersichtlich“. Die rheinischen Sparkassen lösten nach vorläufigen Zahlen 68 Millionen Euro mehr an Rücklagen 2022 auf als neu gebildet worden sind.

Immobiliengeschäft: Sparkassen verzeichnen heftige Schwankungen bei Wohnungsbaukrediten

Anders das Bild beim Immobiliengeschäft. Bei den Wohnungsbaukrediten verzeichneten die Sparkassen heftige Schwankungen: Zu Beginn des Jahres 2022 sorgte die Aussicht auf weiter steigende Zinsen zu einem anziehenden Neugeschäft. Der Trend kehrte sich im Jahresverlauf Michael Breuer zufolge um. Im Dezember 2022 ging das Kreditneugeschäft mit Privatpersonen sogar deutlich um die Hälfte zurück.

Zunehmend Sorge machen den öffentlich-rechtlichen Geldhäusern in NRW die wachsende Zahl von Automatensprengungen. Die Diebe gingen dabei immer brutaler vor. Wurde früher vor allem mithilfe von Gas gesprengt, nutzten die Kriminellen heute laut Breuer oft Plastiksprengstoff. Zwischen den Banken auf der einen und den Dieben auf der anderen Seite finde ein regelrechtes Wettrüsten statt.

Das Rheinland ist durch sein dichtes Autobahnnetz und die Nähe zu den Niederlanden viel stärker als andere Bundesländer betroffen
Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV)

„Das Rheinland ist durch sein dichtes Autobahnnetz und die Nähe zu den Niederlanden viel stärker als andere Bundesländer betroffen“, sagte Breuer. Die Kriminellen flüchten wenige Minuten nach der Sprengung mit verhältnismäßig schnellen Autos über die Grenze.

Die Problematik führe dazu, dass immer mehr Automatenstandorte besonders im ländlichen Bereich aufgegeben werden müssten, die Risiken seien zu hoch, die Versicherungskosten würden zudem ebenfalls steigen, so Breuer. Gleichzeitig schrumpft das Filialnetz immer weiter. In den vergangenen acht Jahren ist die Zahl der Niederlassungen aller regionalen Sparkassen um 25 Prozent gesunken.

Gab es 2021 noch 1015 Sparkassenfilialen im Rheinland, waren es 2023 nur noch 969. IM RSGV sind aktuell noch 29 Sparkassen organisiert, bald wird auch diese Zahl sinken. Die kleinste Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen wird von der größten, der Kreissparkasse Köln, übernommen.

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