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Tüv-VerbandGebrauchte E-Autos werden zu Schnäppchen – auch in Köln

4 min
Der VW ID 3 in türkis ist in einem Ausstellungsraum zu sehen.

Der VW ID 3 ist seit fünf Jahren auf dem Markt und auf dem Gebrauchtwagenmarkt häufig verfügbar.

Gebrauchte E-Autos verlieren schneller an Wert als Benziner. Für Gebrauchtwagenkäufer ist das eine lukrative Chance. Doch es gibt Besonderheiten.

Lange Zeit war das Angebot an gebrauchten Elektroautos extrem überschaubar. Die ist aber vorbei. Der Markt für gebrauchte Elektroautos wächst: Immer mehr Modelle stehen zur Auswahl und die Preise sinken. Damit werden E-Fahrzeuge aus zweiter Hand zur echten Alternative zu Verbrennern.

Modelle wie der VW ID 3, Renault Zoe, Hyundai Kona Elektro oder Tesla Model 3 sind mittlerweile in großer Stückzahl verfügbar, häufig als junge Gebrauchte aus Leasingverträgen. „Gebrauchte Elektroautos haben sich von der Nische zum relevanten Marktsegment entwickelt“, sagt Robin Zalwert, Referent für Nachhaltige Mobilität beim Tüv-Verband. „Für viele Käufer sind sie technisch und preislich eine attraktive Alternative zu vergleichbaren Verbrennermodellen.“ 

Ältere E-Autos sind schneller überholt

Gebrauchte Elektroautos verlieren deutlich schneller an Wert als Verbrenner. Das zeigen Zahlen des Marktbeobachters DAT. Während Benziner und Diesel nach drei Jahren im Schnitt noch über 60 Prozent ihres Neupreises einbringen, liegt der Restwert bei E-Autos oft nur bei rund 50 Prozent, in manchen Fällen sogar darunter.

Das hat mehrere Gründe. „Neue Modellgenerationen bieten größere Akkus, längere Reichweiten und schnellere Ladezeiten“, sagt Zalwert. „Ältere E-Fahrzeuge wirken dadurch technisch schnell überholt.“ Sinkende Neuwagenpreise und Kaufanreize durch Rabatte drücken den Wert gebrauchter E-Modelle zusätzlich. Für Käufe ist diese Entwicklung aber ein Vorteil. Sie bekommen moderne Technik zu vergleichsweise günstigen Konditionen.

Mehr Auswahl, bessere Preise und die Möglichkeit, ein alltagstaugliches Elektroauto zu günstigen Konditionen zu erwerben
Robin Zalwert, Tüv-Verband

So ist ein Tesla Model 3 inzwischen häufig im Bereich von 18.000 bis 20.000 Euro zu haben. Kleinere Modelle wie der Opel Corsa-e sind entsprechend günstiger. Mit dem wachsenden Angebot an Leasingrückläufern wird sich dieser Trend voraussichtlich fortsetzen. Das bedeutet: mehr Auswahl, bessere Preise und die Möglichkeit, ein alltagstaugliches Elektroauto zu günstigen Konditionen zu erwerben.

Ein Marktcheck des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch auf dem Gebrauchtwagenportal Autoscout24 ergab ein aktuelles Angebot von 6900 gebrauchten E-Autos in Köln und einem Umkreis von 50 Kilometern. Die preiswertesten Angebote waren Klein- und Kleinstwagen von Renault für unter 6000 Euro. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass dieser Hersteller damals (2016) auf Mietbatterien setzte. Die Kosten für die Batterie müssen also noch aufgeschlagen werden. 

Für unter 10.000 Euro gibt es im Kölner Umland schon Kleinwagen im Alter von drei Jahren

Betrachtet man in dem beschriebenen Gebiet Fahrzeuge ab dem Baujahr 2020 lag das Angebot bei 6845 Fahrzeugen, das heißt, dass das Angebot von jüngeren Fahrzeugen geprägt ist, viele davon mutmaßlich Leasingrückläufer. Die preiswertesten Fahrzeuge in unserer Recherche waren Kleinwagen wie Dacia Spring E und Smart For Four im Alter von drei Jahren für unter 10.000 Euro.

Die preiswertesten VW ID 3 im regionalen Markt waren mehrere vier Jahre alte Fahrzeuge für ab 18.000 Euro mit rund 40.000 Kilometer Laufleistung. Gleichalte VW e-Ups gibt es für 12.000 Euro. Ford Mustang Mach-E zwischen drei und vier Jahren kosten demnach unter 30.000 Euro - der Neupreis liegt bei fast 70.000 Euro. Jahreswagen des in Köln gefertigten elektrischen Ford Explorer werden ab 38.000 Euro angeboten, neue kostet die Basisvariante knapp 40.000 Euro.

Käufer sollten unbedingt den Batteriezustand von einem unabhängigen Drittanbieter überprüfen lassen
Robin Zalwert, Tüv-Verband

Bei gebrauchten E-Autos muss man einige Dinge beachten, die für bisherige Verbrennerfahrer unbekannt waren. Das Herzstück und teuerste Bauteil jedes Elektroautos ist die Batterie. Ein kompletter Akkutausch kann je nach Modell zwischen 10.000 und 20.000 Euro kosten. Daher sollte ohne gründliche Prüfung der Batterie kein Kaufvertrag unterschrieben werden. „Die Leistungsfähigkeit des Akkus entscheidet über den Wert und die Alltagstauglichkeit eines gebrauchten Elektroautos“, sagt Zalwert.

„Käufer sollten unbedingt den State of Health (SoH) von einem unabhängigen Drittanbieter überprüfen lassen. Die Ermittlung des SoH kostet für gewöhnlich zwischen 100 und 200 Euro und zeigt, wie viel Kapazität der Akku im Vergleich zum Neuzustand noch besitzt. Liegt dieser Wert bei 80 Prozent oder mehr, ist das Fahrzeug in der Regel problemlos alltagstauglich und für viele Jahre nutzbar.“ Ab 2027 wird ein EU-weit verpflichtender Batteriepass zusätzliche Transparenz schaffen.

Auch ein Blick auf die Garantiebedingungen ist wichtig. Viele Hersteller bieten bereits freiwillig acht Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie auf ihre Batterien. Mit der Euro-7-Norm wird dies aber verbindlich. So müssen Pkw und Kleintransporter mindestens 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität nach fünf Jahren oder 100.000 km nachweisen können. Nach acht Jahren oder 160.000 Kilometern gilt der Grenzwert von 70 Prozent. Die gute Nachricht: Messungen von Forschungsinstituten und deutschen Prüforganisationen haben gezeigt, dass Batterien im realen Alltagsbetrieb wesentlich langsamer altern als in Labortests ursprünglich prognostiziert wurde.

Ein großer Vorteil von Elektroautos liegt in ihrem grundsätzlich geringeren mechanischen Verschleiß. Sie haben weder Auspuff noch Getriebe oder Zahnriemen, was die Wartungskosten im Vergleich zu Verbrennern deutlich senkt.