Köln über DurchschnittZahl der überschuldeten Verbraucher in Deutschland auf Rekordtief

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Mahnungen in Briefform liegen übereinander

Briefe vom Gerichtsvollzieher (Symbolbild).

Noch nie waren weniger Menschen in Deutschland überschuldet (aktuell rund 5,88 Millionen). Das geht aus dem „Schuldneratlas 2022“ hervor. In den kommenden Monaten könnten viele Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch durch einen „Nachzahlungsschock“ in die Überschuldung getrieben werden.

Die Zahl der verschuldeten Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei „Creditreform“ auf ein Rekordtief gesunken. Die Ergebnisse der Konsumentendaten veröffentlichte das Neusser Unternehmen am Dienstag im „Schuldneratlas 2022“. Danach sind aktuell 5,88 Millionen Menschen in Deutschland überschuldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert um rund 270.000 gesunken. Das entspricht einer Überschuldungsquote von 8,48 Prozent (Vorjahr 8,86 Prozent) deutschlandweit. Bereits zum vierten Mal in Folge ist die Zahl der überschuldeten Personen damit bereits gesunken. Das gilt sowohl für die harte (juristische Sachverhalte) als auch die weiche Überschuldung (nachhaltige Zahlungsstörungen).

Auch in NRW ist die Überschuldungsquote erneut niedriger. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sind aktuell rund 1,5 Millionen Menschen überschuldet. Im Vergleich zum Vorjahr sind das rund 60.000 weniger. Mit 10,05 Prozent (im Vorjahr 10,47 Prozent) liegt die Überschuldungsquote allerdings über dem bundesweiten Durchschnitt. Schlechter schnitten lediglich Berlin (10,47 Prozent), Sachsen-Anhalt (11,20 Prozent) und Bremen (12,46 Prozent) ab. Am niedrigsten ist die Überschuldungsquote in Bayern (6,05 Prozent) und Baden-Württemberg (6,95 Prozent).

Verschuldungsquote in Köln über Durchschnitt

In Köln ist die Verschuldungsquote in den vergangenen vier Jahren ebenfalls stetig gesunken. Aktuell liegt sie mit 9,81 Prozent etwas über dem bundesweiten Durchschnitt. Im Jahr 2018 lag sie noch bei 11,67 Prozent.

Sorgenkinder NRWs sind die Ruhrgebietsstädte Duisburg (15,87 Prozent), Essen (12,45 Prozent) und Dortmund (12,44 Prozent). Die Überschuldungsquote sank zwar bereits zum zweiten Mal in Folge, bei dem Ranking der Städte mit mehr als 400.000 Einwohnern belegen sie dennoch die Spitzenpositionen. Das Ruhrgebiet bleibe ein „Brennpunkt sozialer Problemlagen in Deutschland“. Geringe Einkommen und eine hohe Arbeitslosigkeit werden als Ursachen dafür genannt.

Die Gründe für das deutschlandweite Rekordtief liegen nach Angaben der Datenforscher am „multiplen Krisenmodus“, der seit Beginn 2020 andauere. So sei die Corona-Pandemie noch immer nicht überwunden. In diesem Zusammenhang haben staatliche Hilfszahlungen viele Menschen in Deutschland vor einer drohenden Überschuldung bewahrt. Hinzu kam zu Beginn dieses Jahres der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dieser habe zusätzlich für einen Konsumverzicht und für Ausgabenvorsicht der Verbraucherinnen und Verbraucher gesorgt.

Die aktuell hohen Energiepreise sind allerdings bei Stand der Datenerhebung im Oktober 2022 noch nicht ins Gewicht gefallen. Experten des Instituts für Wirtschaftsforschung gehen davon aus, dass erst in den kommenden Monaten viele Menschen einen „Nachzahlungsschock“ erleiden werden. In Kombination mit einem inzwischen aufgebrauchten „Corona-Sparguthaben“ könne dies dann viele Menschen in die Überschuldung treiben.

Die Wirtschaftsauskunftei „Creditreform“ wurde 1997 gegründet und untersucht jährlich, wie sich die Überschuldung von Verbraucherinnen und Verbrauchern innerhalb Deutschlands verteilt und entwickelt. Eine Überschuldung im definitorischen Sinne des Unternehmens liegt dann vor, wenn eine Person „die Summe der Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann“ und ihr weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Oder kurz: Die Einnahmen sind niedriger als die zu leistenden Ausgaben.

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