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Angriffe verdoppeltVodafone will Firmen mit neuer Einheit vor Hackern schützen

Lesezeit 4 Minuten
Cyber-Sicherheitszentrum von Vodafone

Die Zentrale im Cyber-Sicherheitszentrum von Vodafone in Düsseldorf.

In Düsseldorf wurde ein Cybersicherheitszentrum eröffnet. Die Sparkasse Köln-Bonn bestätigt eine Zunahme der Angriffe, die teuer werden können.

Es ist der Albtraum eines jeden Unternehmers: Die Computer im Büro werden hochgefahren – wie jeden Morgen zum Arbeitsbeginn. Doch dieses Mal: schwarze Bildschirme. Stillstand der Maschinen. Kein Zugriff auf Produktionsdaten oder IT-Systeme. Cyber-Angriff. Ausgelöst durch den scheinbar harmlosen Klick eines Mitarbeiters auf einen unsicheren Link.

Die Abläufe des Unternehmens liegen brach. Es kann nicht geliefert und gearbeitet werden. Immer öfter tagelang. Während Großkonzerne Hackerangriffen mit riesigen IT-Einheiten begegnen, sind kleinere und mittelgroße Unternehmen häufig kaum geschützt. Weil es aus Kosten- und Kapazitätsgründen oft keine Cyber-Experten in den eigenen Reihen gibt, oder diese nur selten rund um die Uhr im Einsatz sind.

Weil genau diese kleineren Unternehmen immer öfter und vor allem an Wochenenden und Feiertagen im Netz angegriffen werden, wittert Vodafone ein Geschäft. Der Mobilfunker startet jetzt eine neue Cyber-Sicherheitszentrale in Düsseldorf. Rund 100 Experten, die auf Hackerangriffe spezialisiert sind, sollen dort später Firmen und Betriebe jeder Größe vor Gefahren im Netz schützen – idealerweise rund um die Uhr.

Team soll von 20 auf 100 Leute wachsen

Ein Team von Fachleuten sei darauf ausgerichtet, vor allem kleine und mittelständische Unternehmen vor Bedrohungen zu schützen, sagte Geschäftskundenchef Hagen Rickmann im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zum Start besteht das Team aus 20 Leuten, die im Schichtdienst arbeiten. 

Die Cyber-Sicherheitszentrale im Vodafone-Campus in Düsseldorf ist beeindruckend. Im Herzen des Bürotraktes blickt man auf ein gutes Dutzend groß-dimensionierter Monitore, die bunt blinkend Warnhinweise geben und auf einer Karte Cyberangriffe auf der ganzen Welt in Echtzeit visualisieren. 

Der Mittelstand ist bekanntermaßen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – und ein beliebtes Ziel für Cyber-Kriminelle. Aktuelle Studien zeigen, dass 47 Prozent aller Geschäftsrisiken in Deutschland auf Angriffe im Internet zurückzuführen sind. Deutsche Unternehmen werden im Schnitt jede Woche 1200 Mal angegriffen. Mehr als die Hälfte aller Angriffe richten sich gegen kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Aktuell dauert es rund 21 Tage, bis das operative Geschäft in solchen Unternehmen nach einem Angriff wieder vollständig läuft. Für kleinere Betriebe geht es dann schnell um die Existenz.

Angriffe in nur zwei Jahren verdoppelt

Dass die Relevanz von Cybersicherheit steigt, hängt auch mit den potenziell hohen Auswirkungen in Bezug auf finanzielle Schäden zusammen. Die Kosten durch einen einzelnen Vorfall von Datendiebstahl oder -missbrauch in den letzten drei Jahren beziffern 83 Prozent der Befragten aus Deutschland in einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC auf bis zu 9,9 Millionen Dollar. Rund acht Prozent berichten von Schäden zwischen zehn und 20 Millionen Dollar oder sogar mehr. Lediglich fünf Prozent der befragten deutschen Unternehmen waren laut PwC in den vergangenen drei Jahren nicht von solchen Vorfällen betroffen – weltweit waren mit 14 Prozent deutlich weniger Opfer solcher Angriffe.

Die Sparkassenorganisation berichtet von einer deutlichen Zunahme von Cyber-Angriffen. „In den Jahren 2022 bis 2024 haben wir eine Verdoppelung von Cyberangriffen wie Phishing und DDoS“, sagt Andreas Dartsch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Köln-Bonn, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Unter DDoS verstehen Experten einen Angriff von einer Vielzahl von Rechnern. Beim Phishing gehen die Angreifer mit gefälschten Webseiten oder E-Mails vor. Dartsch ist bei der Sparkasse zuständig für die IT und beruft sich auf Aussagen des Sparkassen-übergreifenden IT-Dienstleisters.

Aus der neuen Cyber-Sicherheitszentrale von Vodafone heraus steuern IT-Experten Gefahren-Analysen in Echtzeit, vorbeugende Sicherheits-Services und im Ernstfall Gegenmaßnahmen, um die potenziellen Schäden möglichst gering zu halten. Das Ziel ist es, Einfallstore für Cyber-Kriminelle zu reduzieren, Cyber-Angriffe frühzeitig zu erkennen und Schäden im Ernstfall möglichst klein zu halten. Bäckermeister, Handwerksbetriebe oder Logistik-Konzerne werden von dieser IT-Außenstelle rund um die Uhr durch persönliche Ansprechpartner betreut. Zudem sollen Firmen und Betriebe von hier aus künftig durch Trainingstools begleitet werden, um Mitarbeiter für Gefahren im Netz zu sensibilisieren.

Wir demokratisieren die Cybersicherheit für alle Betriebe im Land
Hagen Rickmann, Vodafone

Hagen Rickmann wurde von der Deutschen Telekom zu Vodafone geholt, um das Geschäftskundengeschäft nach vorn zu bringen. In Deutschland stagniert das Segment. Rickmann räumt ein, dass bei Vodafone derzeit nicht alles richtig läuft. „Ich bringe das Vodafone-Firmenkundengeschäft wieder dahin, wo es hingehört“, sagt er.

Vodafone galt über Jahre als mächtigster Rivale der Deutschen Telekom – in Europa insgesamt, aber vor allem auf dem Heimatmarkt Deutschland. Doch in den vergangenen Jahren schwächelte Vodafone hier. Serviceumsätze und die Zahl der Festnetzkunden sind rückläufig.