Der Kölner Motorenbauer Deutz kauft einen deutschen Hersteller von Notstromaggregaten und wittert gute Geschäfte mit Rechenzentren.
Weiterer ZukaufWie Deutz zum KI-Profiteur werden will

Deutz baut sein Geschäft mit Notstromaggregaten weiter aus. Die Sparte soll in der Zukunft eine wichtige Säule des Unternehmens werden.
Copyright: Henning Kaiser/dpa
Deutz kauft erneut zu und stellt sich breiter auf. Der Kölner Motorenhersteller übernimmt die niedersächsische Firma Frerk mit rund 200 Mitarbeitern. Frerk vertreibt Notstromaggregate. Das Geschäft ist lukrativ, weil die Gas- und Diesel-Anlagen sowohl zur Absicherung kritischer Infrastruktur als auch zur Notversorgung von Rechenzentren gefragt sind. Deutz profitiert damit einerseits vom Boom bei KI und Cloud-Infrastruktur und andererseits von der Regulierung. Die verlangt etwa von Krankenhäusern oder Mobilfunkanbietern in Zukunft höhere Sicherheitsvorkehrungen für den Fall eines Stromausfalls. Die Unternehmen müssen die entsprechende Technik also über kurz oder lang nachrüsten.
„Wir haben jetzt alle Puzzleteile zusammen, um ein globaler Anbieter für Energielösungen zu werden.“
Deutz hat mit dem Geschäftsfeld bereits gute Erfahrungen gemacht. In den USA sind die Kölner mit ihrer Tochter Blue Star Power Systems bereits als Anbieter von Notstrom-Lösungen aktiv. Dort sichern die Aggregate unter anderem große Supermärkte ab. Frerk verkauft seine Anlagen wiederum vorwiegend in Deutschland. 85 Prozent des Umsatzes kommen aus dem Heimatmarkt. Die beiden Deutz-Töchter ergänzen sich also geographisch. Frerk soll nun, ausgestattet mit der Deutz-Expertise in der Fertigung und unterstützt vom Service- und Vertriebsnetzwerk des Motorenherstellers, europaweit wachsen. Gemeinsam mit Blue Star Power Systems soll so eine weltweite Plattform für Stromaggregate entstehen. „Wir haben jetzt alle Puzzleteile zusammen, um ein globaler Anbieter für Energielösungen zu werden“, sagte Deutz-CEO Sebastian Schulte bei der Präsentation des Deals vor Analysten.

Deutz-CEO Sebastian Schulte bei der Besichtigung eines neuen automatischen Lagersystems im Deutz-Servicezentrum in Kalk.
Copyright: Alexander Schwaiger
Deutz investiert hohen zweistelligen Millionenbetrag
Deutz traut Frerk unter den günstigen Marktbedingungen Wachstumsraten von zwölf Prozent pro Jahr zu. Die Akquisition kostet Deutz einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Der Kaufpreis liegt damit in etwa auf der Höhe des gegenwärtigen Umsatzes von Frerk, den das Unternehmen mit rund 100 Millionen Euro angibt. Gemeinsam mit dem US-Pendant soll der Umsatz der Sparte von derzeit etwa 280 Millionen Euro bis 2030 auf 500 Millionen Euro steigen. Der überwiegende Teil des Wachstums soll dabei aus dem Geschäft mit Rechenzentren kommen. Frerk macht mit diesem Kundenkreis bereits heute etwa die Hälfte seiner Umsätze. Dieser Anteil soll in Zukunft noch deutlich zunehmen. Deutz insgesamt erwirtschaftet derzeit rund 2,1 Milliarden Euro jährlich. Das neue Geschäftsfeld soll in Zukunft also eine tragende Säule des Unternehmens werden.
Alles zum Thema Deutzer Brücke
- Weiterer Zukauf Wie Deutz zum KI-Profiteur werden will
- Lärm, Feinstaub, Müll Hier darf an Silvester in Köln nicht geböllert werden
- Serie „Mein Kulturmonat“ Jürgen Wiebicke über die Stadt – „Der Rhein trennt in Köln soziale Welten“
- „Dem Thema Tod öffnen“ Kölner Hospiz bietet Kurse für Sterbebegleitung an
- „Luur ens vun Düx noh Kölle“ Familie macht Ludwig Sebus ein ganz besonderes Geschenk
- „Einfach in die Stadt kommen“ Mit diesem Verkehrskonzept begegnet Köln dem Weihnachts-Ansturm
- Köln früher und heute Warum die Deutzer Schiffbrücke schließlich abdanken musste
Deutz will unabhängiger vom Motorengeschäft werden
Für Deutz ist der Zukauf in mehrfacher Hinsicht attraktiv. Zum einen erwirtschaftet Frerk, 1964 gegründet und bislang im Familienbesitz, ansehnliche Renditen. Für das Geschäftsjahr 2025 peilen die Niedersachsen eine Vorsteuer-Marge von rund 13 Prozent an. Zum anderen macht Deutz sich mit der Übernahme auch unabhängiger vom zyklischen Motorengeschäft. „Damit setzen wir unsere Strategie fort, Deutz breiter aufzustellen – mit einem klaren Fokus auf wachstumsstarke Märkte, in denen wir unsere Stärke und unser Know-how ausspielen können“, erklärt Schulte.
Dem verbreiterten Portfolio trägt Deutz Rechnung, indem das Unternehmen sich zum neuen Jahr eine neue Organisationsstruktur gibt. Künftig soll Deutz mit fünf unabhängigen Business Units operieren. Neben das klassische Motorengeschäft und die Service-Sparte treten dann die Einheiten New Tech, Defense und Energy. New Tech fasst dabei die von Deutz voran getriebenen alternativen Antriebs-Lösungen zusammen, also Wasserstoffmotoren und Elektroantriebe. Defense, um die ebenfalls in diesem Jahr zugekaufte Firma Sobek, einen Hersteller von leistungsfähiger elektrischer Antriebstechnik für Drohnen, markiert den Einstieg von Deutz ins Rüstungsgeschäft. Energy schließlich beheimatet das Geschäft mit Notstromaggregaten auf beiden Seiten des Atlantiks.
Koordiniert werden die Sparten von einem Executive Team, das sich aus dem Deutz-Vorstand und den Leitern der jeweiligen Business Units zusammensetzt. Dem Kreis gehört außerdem Katharina Krüger an, verantwortlich für Strategie, Transformation und Personal. Die Rolle eines Chief Operating Officers, der das Tagesgeschäft leitet und Abteilungen koordiniert, entfällt im Gegenzug. Petra Mayer, die die Funktion mehr als drei Jahre innehatte, scheidet damit aus dem Vorstand aus.

