Deutz hat einen dreistelligen Millionenbetrag in den Mittelständler Sobek investiert und wettet auf das Geschäft mit Kriegsdrohnen.
Kölner MotorenbauerDeutz-Chef spricht über das Kalkül hinter dem Rüstungsdeal

Deutz-CEO Sebastian Schulte erklärt seinen Millionen-Zukauf in der ambitionierten Rüstungssparte.
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Der Kölner Motorenhersteller Deutz hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Bis 2030 soll der Umsatz verdoppelt, die Abhängigkeit vom zyklischen Geschäft mit Dieselmotoren für Land- und Baumaschinen deutlich verringert werden. Einen bedeutenden Schritt in diese Richtung hat das Traditionsunternehmen Anfang September unternommen. Deutz investierte einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag in den Mittelständler Sobek aus Baden-Württemberg. Von dem mögen viele noch nie etwas gehört haben. Kein Wunder. Sobek-Antriebe kamen bislang in Nischen zum Einsatz. Etwa als Hilfsmotoren im Motorrennsport. Sie treiben dort beispielsweise die Kühlsysteme von Formel-1-Fahrzeugen an.
Deutz hat mit Sobek aber weit mehr vor, wie Vorstandschef Sebastian Schulte diese Woche Journalisten der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf erläuterte. Die kompakten und reaktionsschnellen Sobek-Motoren sind nämlich zunehmend in der Steuerung von Kriegsdrohnen gefragt, derzeit zum Beispiel im Ukrainekrieg. Sobek erwirtschaftet 2025 damit bereits knapp die Hälfte seiner Umsätze.
Deutz-Drohnen: Ulm kommt als Produktionsstandort in Frage
„Produktsynergien“, gebe es freilich keine, räumt Schulte ein. Sprich: die Sobek-Systeme, die in leichten und vergleichsweise günstigen Drohnen verbaut sind, haben nichts gemein mit den Diesel-Kolossen, die man bei Deutz gewöhnlich baut. Auch Entwicklungszyklen und die Kundschaft sind völlig verschieden. Während typische Deutz-Motoren für die Ewigkeit gebaut werden, erleben die Drohnen mit Sobek-Antrieb üblicherweise nur einen einzigen Einsatz. „Die Drohnen kommen in der Regel nicht zurück“, so Schulte wörtlich.
Überschneidungen gibt es möglicherweise im Vertrieb. Hier könnte Sobek auf das weltweite Service-Netz von Deutz zugreifen. Außerdem stehe Deutz natürlich auch Pate, wenn es darum gehe, die Produktion bei Sobek hochzufahren. Noch gebe es dort ausreichend Kapazitäten. Die Kölner Deutz-Standorte kämen vermutlich ohnehin nicht zum Zug, wenn es darum ginge, Sobek bei der Fertigung zu unterstützen. Infrage käme dafür eher das Ulmer Deutz-Werk, schon wegen der „geografischen Nähe“. Sobek produziert in der Nähe von Heidelberg, Stuttgart und Kassel. Zudem habe das Ulmer Werk sich auch in der Vergangenheit „immer wieder gewandelt“, so Schulte.
Traditionelle Diesel bleiben weiter das Hauptgeschäft von Deutz
Der Umsatzbeitrag von Sobek wird vorerst gering sein. Ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag, von dem derzeit die Rede ist, fällt beim aktuellen Deutz-Jahresumsatz von rund 1,8 Mrd. Euro kaum ins Gewicht. Das bilanzielle Schwergewicht bei den Kölnern machen weiterhin die traditionellen Motoren für Land- und Baumaschinen aus. Schulte geht davon aus, dass „größere Motoren auch eine längere Daseinsberechtigung haben werden“ und nicht so schnell durch den Trend zu alternativen Antriebsarten unter Druck geraten. Schließlich habe man bei Deutz den ersten Ottomotor gebaut. Man werde wohl auch den letzten dort bauen, so Schulte.
Die Energiewende bietet Deutz unterdessen auch Chancen. Die Angst vor der Dunkelflaute, sprich dem großflächigen Ausfall der Stromversorgung, befeuert die Verkäufe von Stromgeneratoren aus dem Hause Deutz. Kraft- und Wasserwerke rund um den Globus sichern so ihren Betrieb ab. Auch neben den Supercentern von Einzelhändler Walmart stehen Deutz-Generatoren für den Notfall, so Schulte.
Deutz in „vielversprechenden Gesprächen“ mit potenziellen Kunden aus dem Verteidigungssektor
An der Börse verfängt die Wachstumsstory im Fahrwasser des allgemeinen Rüstungshypes zunehmend. Seit Jahresanfang liegen Deutz-Papiere gut 140 Prozent im Plus. Deutz-Motoren, die für den Einsatz jenseits der Straße gebaut seien und über entsprechend robuste Schläuche, Ventile und Elektronik verfügen, seien eigentlich prädestiniert für den Einsatz in Militärfahrzeugen, schildert Schulte. Bislang kommen sie aber noch hauptsächlich in der „Remotorisierung“ zum Einsatz, also als Ersatz für ausgefallene Motoren in Bestandsfahrzeugen von „Herstellern, die es zum Teil gar nicht mehr gibt“. Die Nato-Anforderung, dass die eingesetzten Motoren notfalls auch 500 Stunden mit Kerosin laufen müssen, erfüllen die Deutz-Motoren allerdings noch nicht. Auch daran wird aber gearbeitet. Neue Aufträge in der Rüstungssparte kann Schulte derzeit noch nicht vermelden. Man führe aber „vielversprechende Gespräche“.