Zinsanstieg steht bevorSo sichern sich Hausbauer die niedrigen Konditionen

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Neubau

Köln – Gebannt blickten Sparer und Banker diese Woche nach Frankfurt, wo der Rat der EZB über die Zinsen debattierte. Noch gebannter aber schauen Häuslebauer und -besitzer zu dem Gremium. Denn eine Zinserhöhung kann für Menschen mit hohen Immobilienschulden fatale Folgen haben. Ein Überblick über die Zinsentwicklung und wie sich Kreditnehmer absichern können.

Was hat der EZB-Rat entschieden?

Auch angesichts einer unerwartet hohen Inflationsrate in der Eurozone belässt die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins vorerst bei historisch niedrigen null Prozent. Auch die beiden weiteren wichtigen Zinssätze blieben unverändert, wie die EZB am Donnerstag mitteilte. Der Einlagenzins für Banken beträgt weiterhin minus 0,5 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte wiederholt betont, dass es sich bei der hohen Inflation um ein vorübergehendes Phänomen aufgrund von Sondereffekten der Pandemie handele.

Wie entwickeln sich die Bau-Zinsen?

Auch wenn die EZB vorerst kein Ende der lockeren Geldpolitik beschlossen hat, zeichnet sich beim Baugeld bereits eine Trendwende ab. Für Immobilieninteressenten mit Finanzierungsbedarf könnte dies teuer werden. Die Inflationserwartungen und der Ausblick auf eine straffere Zinspolitik anderer Notenbanken verbunden mit höheren Renditen bei Staatsanleihen haben im Januar bereits zu einem Anstieg der Bauzinsen geführt. Allerdings ist der noch vergleichsweise gering.

Wo liegen die Bauzinsen aktuell?

Laut Interhyp , einem großen Vermittler privater Baufinanzierungen, liegen die Zinsen für Darlehen mit zehnjähriger Zinsfestschreibung Anfang Februar im Schnitt bei rund 1,2 Prozent. „Der Konditionssprung bei den Immobiliendarlehen zeigt, wie schnell sich ein Blatt wenden kann. Auch wenn die Konditionen im historischen Vergleich noch immer niedrig sind, bedeutet die sich manifestierende Zinswende beim Baugeld für viele Immobilienkäufer einen höheren finanziellen Aufwand“, sagt Mirjam Mohr, Vorstand bei Interhyp. „Wir halten Zinsen über 1,5 Prozent im weiteren Jahresverlauf für möglich.“

Wie geht es weiter?

Im Interhyp-Bauzins-Trendbarometer, bei dem monatlich Experten von Kreditinstituten befragt werden, hält die Mehrheit weiter steigende Zinsen im Jahr 2022 für wahrscheinlich. Falls sich die Corona-Pandemie nicht nochmals stärker bremsend als erwartet auf den Zinsauftrieb auswirkt und die Inflation längerfristiger Natur ist, ist laut Interhyp ein Zinsanstieg um mehrere Zehntelprozentpunkte wahrscheinlich.

Kann man sich die niedrigen zinsen sichern?

Ja, mit einem sogenannten Forward-Darlehen. Aber das hat seinen Preis. Ein Forwarddarlehen ist ein Darlehensvertrag, bei dem schon heute die Konditionen für ein Darlehen vereinbart sind, ­welches erst in der Zukunft ausgezahlt wird. Man kann damit also ein Darlehen, dessen Zinsbindung in drei Jahren endet, schon heute verlängern.

Was kostet das?

Der Zinssatz entspricht dem aktuellen Zins zuzüglich eines Aufschlages von derzeit rund 0,2 Prozentpunkten pro Jahr Restlaufzeit des aktuellen Darlehens. Ob es sich lohnt, heute den Zins schon festzuschreiben, kann niemand mit Gewissheit sagen.

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Falls die Zinsen bis zum Ablauf der Zinsbindung des aktuellen Vertrages steigen, freut sich der Darlehensnehmer über den vereinbarten niedrigen Zinssatz.

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