ModeWarum die Latzhose so beliebt ist

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Illustration: Models in Latzhosen

Jetzt ist die Latzhose auch abseits von Umstandsmode wieder angesagt.

Viele Schwangere lieben sie durchgehend, in der übrigen Modewelt ist sie mal mehr, mal weniger beliebt: Die Latzhose.

Es ist eines der ungelösten Rätsel der Modewelt: Warum ist die Latzhose in der Umstandsmode seit Jahrzehnten ein Must-have? Klar, sie rutscht nicht. Doch An- und Ausziehen ist mit dem ganzen Verschnallen und Zuknöpfen mitunter eher umständlich, und mit zunehmendem Bauchumfang spannen selbst großzügig geschnittene Modelle früher oder später.

Und doch lieben Schwangere sie. Model Sofia Richie, Tochter von Sänger Lionel Richie, ist da keine Ausnahme: Die werdende Mutter zeigte sich jüngst in einer verwaschenen, grünen Latzhose, die Modemagazine prompt als „stylischen Eyecatcher“ bejubelten. Den unpraktischen Eigenschaften des Kleidungsstücks begegnete Richie, indem sie einen Hosenträger lässig baumeln ließ – der One-Shoulder-Look ist schließlich auch ein angesagter Trend.

Während die Latzhose für Schwangere nie out war, verlief ihre Beliebtheit in der regulären Damenmode eher in Wellen. Bevor sie im Zweiten Weltkrieg auch von weiblichen Mitgliedern der britischen und amerikanischen Armee getragen wurde, war die Latzhose eine für Männer entwickelte Arbeiterhose. Die Jeans-Riesen Levis und Lee entwickelten Anfang des 20. Jahrhunderts erste „Bib Overalls“ aus grobem Denim. Die französische Firma A. Lafont will bereits 1844 ein erstes Modell entworfen haben. Der Latz (englisch: Bib) ersetzte Hosenträger, schützte gleichzeitig vor Schmutz, sorgte aber mit aufgesetzter Tasche auch dafür, dass kleines Werkzeug griffbereit war.

In den 70ern Symbol der Frauenbewegung

In den Siebzigerjahren wurde die Latzhose schließlich zum Symbol der neuen Frauenbewegung. Bevorzugt in der Farbe Lila stand sie für ein neues Bewusstsein im Hinblick auf die politische und gesellschaftliche Rolle der Frau. Das legere Kleidungsstück stellte einen Gegenpart zur bis dahin figurbetonten Konfektionsmode dar. Dass die Latzhose auch sexy Seiten hat, bewies unter anderem Sängerin Britney Spears, die Ende der Neunzigerjahre nur Bandeaus darunter zu tragen pflegte.

Auch Neunzigerjahrebands wie NSYNC mit Britneys einstigem Freund Justin Timberlake oder TLC posierten gern in Latzhosen. Selbst Stars, deren Outfits in der Regel eher ladylike waren, hatten seinerzeit ein Faible für das Kleidungsstück: So sah man etwa auch Lady Diana oder Whitney Houston darin

Jetzt ist die Latzhose auch abseits von Umstandsmode wieder angesagt. Labels wie Dorothee Schumacher, Max Mara oder Herno setzen dabei jedoch weniger auf Jeans, sondern auf Leinen, Baumwolle oder Viskose. Mit rustikaler Workwear haben diese Modelle eher wenig zu tun. Vielmehr kommen sie elegant und schlicht daher.

Der langärmelige Overall mit seiner auftrumpfenden Hoppla-jetzt-komm-ich-Anmutung kommt gegen so viel sympathisches Understatement nicht an.

Konkurrenz vom Latzkleid

Konkurrenz gibt es jedoch vom Latzkleid beziehungsweise vom Latzrock. Was zunächst nach Kindergartenoutfit klingt, sieht beispielsweise bei Dior ziemlich damenhaft aus: In Midi-Länge, mit definierter Taille und weitem Rock weht ein Hauch Fünfzigerjahre mit bei den Entwürfen. Auch Kreationen aus Tweed, Echt- oder Kunstleder lassen das Latzkleid sehr erwachsen erscheinen. Kombiniert wird es mit T-Shirts oder – noch feiner – mit weißen Blusen. Anders als die Latzhosen gibt es Latzkleider außerdem auch mit V-Ausschnitt. Und auch der Jeans-Latzrock für Damen ist Trend.


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