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Deutschlandweit an der SpitzeNRW bei Windkraftausbau auf Rekordkurs

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ARCHIV - 19.10.2022, Nordrhein-Westfalen, Bergheim: Windräder stehen auf einer Anhöhe. Mit einem Erlass erweitert die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen jetzt die Möglichkeiten zum Ausbau der Windkraft und der Freiflächen-Sonnenenergie . (zu dpa: «NRW genehmigt bundesweit am meisten Windenergieleistung») Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Windräder stehen auf einer Anhöhe bei Bergheim. NRW liegt beim Ausbau der Anlagen in diesem Jahr auf Rekordkurs. Foto: Henning dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Es gibt aber auch Probleme beim Transport der Windradanlagen über die Autobahnen und bei den Netzanschlüssen.

Beim Ausbau der Windkraft liegt Nordrhein-Westfalen bundesweit an der Spitze. Das gilt auch für die Erteilung von Genehmigungen für neue Anlagen. Im ersten Halbjahr gingen nach einer vorläufigen Auswertung 101 neue Windräder mit einer Leistung von 525 Megawatt ans Netz, so der Landesverband für Erneuerbare Energien (LEE NRW). Auf den Plätzen zwei und drei folgen Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Der bisherige Rekordwert von 881 Megawatt Brutto-Leistung aus dem Jahr 2017 dürfte damit in diesem Jahr übertroffen werden. Weil in den zurückliegenden sechs Monaten auch Anlagen abgebaut wurden, beträgt der Netto-Zuwachs zwar nur 479 Megawatt, das reicht aber auch in dieser Kategorie zum Spitzenplatz in Deutschland. Zu den drei Kreisen mit dem größten Zubau bis zum 30. Juni zählen Steinfurt (92 MW), Paderborn (58 MW) und Recklinghausen (36,5 MW).

„Wir erwarten deshalb – wenn der Himmel nicht auf die Erde fällt – dass am Jahresende die bisherige NRW-Rekordmarke getoppt wird. NRW könnte somit beim Windkraftausbau erstmals nach acht Jahren ein neues Spitzenniveau erreichen“, sagte LEE NRW-Geschäftsführer Christian Vossler. Die Landesregierung müsse alles daransetzen, das neue Ausbau-Niveau „zumindest“ beizubehalten.

Landesregierung dürfte ihr Ausbauziel bis 2027 erreichen

Für die kommenden Monate kann NRW auf einen üppigen Puffer neuer Genehmigungen setzen: Allein in den ersten sechs Monaten haben die zuständigen Behörden 468 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 2.822 MW genehmigt. Damit entfallen bundesweit rund 35 Prozent aller in der ersten Jahreshälfte erteilten Genehmigungen auf NRW. „Absehbar ist damit, dass die schwarz-grüne Regierung ihr erklärtes Ziel erreichen wird, beim Bruttoausbau mindestens 1.000 neue Windenergieanlagen in dieser Legislaturperiode bis Mai 2027 ans Netz zu bringen“, sagte Vossler.

Einem schnellen Ausbau stehen nach Angaben des Verbands aber auch Hindernisse im Weg. Die Wartezeiten auf den Netzanschluss verlängerten sich zusehends. Ungelöst sei auch das Transportproblem von Anlagenteilen über Autobahnen und Landstraßen. „Bei der im vergangenen Sommer vom Landesverkehrsministerium eigens für diese Themen neu gegründeten Stabsstelle Windenergie ist noch viel Luft nach oben“, sagte Vossler. „Wir haben wiederholt gemacht, etwa Mikrokorridore zu den zukünftigen Windenergiegebieten oder temporäre Behelfsausfahrten zu schaffen. Davon ist bis heute nichts umgesetzt worden.“

Für die Akzeptanz eines weiteren Ausbaus der Windkraft werde es nach Ansicht des LEE NRW-Geschäftsführers immer wichtiger, dass die Menschen in den Kommunen sowie Industrie- und Gewerbebetriebe zum Beispiel durch Bürgerstrom-Tarife direkt davon profitieren. Ausbaufähig sei aber die direkte Strombelieferung von Industrie und Gewerbe aus einem benachbarten Windpark. Windstrom sorge für günstigere Strompreise und niedrigere CO₂-Kosten. „Diese Option wird landesweit bislang nur von zwei Betrieben genutzt. Das ist viel zu wenig“, so Vossler.