Erst vor wenigen Monaten gab es einen Tarifkonflikt bei der Bahn, nun steht der nächste an. Ob ein Kompromiss gefunden wird?
„Die Zeichen scheinen auf Sturm zu stehen“Tarifverhandlungen bei der Bahn haben begonnen

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, fordert unter anderem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich.
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Bei der Deutschen Bahn hat die erste Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) begonnen. Fahrgäste der Bahn müssen sich damit wieder auf ungewisse Zeiten auf der Schiene einstellen.
Ein rascher Arbeitskampf in dem Streit gilt als wahrscheinlich. GDL-Chef Claus Weselsky machte mögliche Streiks vor allem von der Haltung der Arbeitgeberseite zur Gewerkschaftsforderung nach einer Arbeitszeitabsenkung für Schichtarbeiter abhängig.
Weselsky: Kompromisse sind immer möglich
„Wenn die eine Seite ablehnt, über die Arbeitszeitabsenkung zu reden, wird sichtbar, dass man auf dem Verhandlungsweg nicht zusammen kommt“, sagte Weselsky kurz vor dem Verhandlungsbeginn in Berlin. „Damit es zum Streik kommt, muss die Arbeitgeberseite entweder gar kein Angebot machen oder ein schlechtes Angebot.“
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Er signalisierte aber auch Kompromissbereitschaft. „Wir werden sehen, was am ersten Verhandlungstag kommt“, sagte er am Morgen in Berlin. Kompromisse seien immer möglich. Auch die geforderte Arbeitszeitabsenkung der Gewerkschaft für Schichtarbeiter könne in Schritten umgesetzt werden. „Streiks gibt es erst, wenn die Verhandlungen abgebrochen sind oder gescheitert.“
Allerdings lehne die Arbeitgeberseite die Forderungen der GDL nach einer Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich ab, kritisierte Weselsky. „Ohne Arbeitszeitabsenkung wird es keine Tarifeinigung geben“, betonte er. „Die Zeichen scheinen auf Sturm zu stehen.“
Bahn reagiert auf Forderungen der Gewerkschaft
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler nannte die Ausgangslage vor Verhandlungsbeginn als „schwierig“. Das Forderungspaket der Gewerkschaft sei riesig und „so in der Form nicht umsetzbar“. „Wir müssten, allein wenn man das Arbeitszeitthema anguckt, zehn Prozent mehr Leute einstellen und das bei diesem Arbeitsmarkt.“ Gleichwohl wolle die Bahn am Verhandlungstisch zu Lösungen kommen. Die Bahn habe ein Angebot dabei. Details nannte Seiler zunächst nicht.
Die Gewerkschaft fordert in den Verhandlungen neben der Reduktion der Arbeitszeit unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Bahn hat die Forderungen zurückgewiesen und ein eigenes Angebot für die erste Verhandlungsrunde angekündigt. (dpa)

