Die Wahlplakate sind zurück in Köln: Was das mit „Wer wird Millionär?“ zu tun hat und welche Strafen es für Regelverstöße gibt.
Wahlkampf hat begonnenRegeln, Fristen und kuriose Fakten zu den Wahlplakaten in Köln

Maria Helmis-Arend (Kandidatin der SPD) plakatiert mit ihren Parteifreunden Marcus Cormann (hinten) und Niklas Behrendt-Emden (links).
Copyright: Dirk Borm
Im politischen Betrieb des Stadtrates ist angesichts der Schul-Sommerferien gerade ebenfalls Pause, aber die nahende Kommunalwahl am 14. September dürfte seit Freitag ein Stück weit mehr ins Bewusstsein der Kölnerinnen und Kölner rücken. Denn jetzt dürfen die Parteien mit ihren Kandidaten und Botschaften auf Plakaten werben.
Das Stadtbild Kölns verändert sich. Die CDU beispielsweise hängt unter anderem 14.000 Wahlplakate auf, die Grünen 7000. Die SPD als dritte der drei großen Parteien will die Zahl nicht nennen und spricht kryptisch von der Größenordnung der anderen Parteien. Aber welche Regeln gelten eigentlich für die Wahlplakate? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie lange dürfen die Wahlplakate denn hängen?
Zunächst seit dem gestrigen Freitag um 15 Uhr bis Samstag, 20. September, 24 Uhr. Das sind sechs Tage nach der Wahl am 14. September. Insgesamt könnten die Plakate also 51 Tage hängen, danach müssen die Parteien sie entfernen. Eine Ausnahme sind die Plakate für eine mögliche Stichwahl wie 2020: Damals holte keine der Bewerberinnen oder der Bewerber um das Amt der Oberbürgermeisterin oder des Oberbürgermeisters eine absolute Mehrheit. Letztlich unterlag Andreas Kossiski (SPD) Amtsinhaberin Henriette Reker (parteilos): Kossiski holte 40,73 Prozent der Stimmen, Reker 59,27 Prozent. Dieses Jahr tritt die 68-jährige Reker nach zwei Amtszeiten und zehn Jahren an der Spitze der Stadt nicht mehr an.
Das bedeutet: Gibt es wie 2020 eine OB-Stichwahl, dürfen Plakate für ausschließlich diese Bewerber hängen bleiben oder aufgehängt werden.
Was ist, wenn Wahlplakate zu früh aufgehängt werden oder länger als erlaubt hängen bleiben?
Dann kann das Geld kosten – und zwar 15 Euro je Wahlplakat. So sieht es die amtliche Verfügung der Stadt Köln vor, sie spricht in diesem Fall von einer „nicht erlaubten Plakatierung“.
Und welche Vorgaben gibt es?
Unter anderem heißt es von Seiten der Stadt: „Hartfaserplatten, Mastanhänger oder Plakate aus Kartonplast sind rutschfest aufzuhängen. Durch regelmäßige Kontrollen ist dafür Sorge zu tragen, dass sich die Werbeträger jederzeit in einem ordnungsgemäßen und einwandfreien Zustand befinden.“
Allerdings sind sie auch Vandalismus und dem Wetter ausgesetzt. Bei der Landtagswahl 2022 beispielsweise berichteten die Grünen davon, dass 75 Prozent ihrer Plakate lädiert oder zerstört waren. Aber es blieb unklar, ob wirklich alle dem Vandalismus zum Opfer fielen oder der Witterung. Eine weitere Regel: „Die Plakatwerbung darf nach Ort und Art der Anbringung sowie nach Form und Farbe der Plakate nicht zu Verwechselungen mit Verkehrszeichen und -einrichtungen führen oder deren Wirkung beeinträchtigen.“
Gibt es noch weitere Besonderheiten?
Ja. Die Stadt hat auch geregelt, wo die Parteien plakatieren dürfen. Es ist ausschließlich an Beleuchtungsmasten erlaubt, dort aber gelten bestimmte Bedingungen, in welcher Höhe es erlaubt ist. Plakate müssen mindestens in 2,20 Meter Höhe hängen, die Unterkanten dürfen maximal in vier Meter Höhe angebracht sein. Das schränkt die Möglichkeiten der Parteien ein, wie viele Plakate an einen Masten passen. Verboten ist es an Verkehrszeichenmasten, Ampeln, Blitzern, Straßennamensschildern, Wegweisungsbeschilderungen, Parkscheinautomaten, Halteeinrichtungen von Papierkörben oder in Grünflächen und Parkanlagen. Ein Verstoß kostet auch in diesen Fällen 15 Euro je Wahlplakat.
Aber es gibt doch auch die großen Aufsteller an den Hauptstraßen?
Ja, die sogenannten Wesselmänner. Der Name geht zurück auf die Bochumer Werbefirma Wesselmann, die die mehrere Meter großen mobilen Werbeflächen an die Parteien vermietet. Der typische Wesselmann im Querformat misst 3,56 Meter auf 2,52 Meter. Übrigens: Die Frage, für welchen Anlass die Wesselmänner ein sichtbares Anzeichen sind, war auch schon mal die Millionen-Frage bei der Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ Die Kandidatin stieg aber aus, weil sie die Antwort – Wahlen – nicht wusste.
Haben Wahlplakate überhaupt noch eine Wirkung?
Unter anderem Frank Brettschneider, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim, beschäftigt sich mit diesem Thema. Im Vorjahr sagte er anlässlich der Europawahl dem ZDF: „Niemand sieht ein Plakat und denkt, tolle Position, diese Partei wähle ich.“ Und: „Bilder werden schneller betrachtet und länger fixiert als Textpassagen und deutlich besser erinnert.“
Aus einigen Kölner Parteien hörte man in der Vergangenheit auch, dass die Plakate wichtig sind, um nach innen Präsenz zu zeigen. Experte Brettschneider sagte voriges Jahr: „Das Plakat bleibt das Wahlkampfinstrument Nummer eins, mit der größten Reichweite über verschiedene Bevölkerungsgruppen hinweg.“