Deutscher MeisterDirk Zöll schafft es mit Wotan im Holzrücken auf Platz 1

Mit höchster Konzentration meisterten Dirk Zöll und Wotan den anspruchsvollen Parcours.
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Kreis Euskirchen – Der deutsche Meister im Holzrücken mit den Einspännern kommt aus dem Kreis Euskirchen. Dirk Zöll aus Udenbreth hat mit seinem Belgischen Kaltblut Wotan in Reuden (Sachsen-Anhalt) den anspruchsvollen Parcours mit der höchsten Punktzahl absolviert und die Konkurrenz weit hinter sich gelassen.
„Ich wollte angreifen“, sagt Zöll über seine Ambitionen vor der Veranstaltung. Mittlerweile sind Mensch und Pferd ein wettkampferfahrenes Gespann, das zuletzt die NRW-Meisterschaft gewinnen konnte. Wotan sei mittlerweile 14 Jahre alt. Das sei das beste Alter für Arbeitspferde. Doch ob sein treuer Gefährte in der Zukunft von Unfällen und Krankheiten verschont bleibe, sei halt unklar.

So sehen deutsche Meister aus: Dirk Zöll mit Wotan.
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Also hatte der Udenbrether sich viel für seine vierte Teilnahme an den deutschen Meisterschaften vorgenommen. Einen fünften und einen sechsten Platz hatte er bisher aufzuweisen. Nun sollte der große Wurf gelingen. Doch im Vorfeld sah es nicht danach aus. Denn beim Vorbereitungsturnier, den bayrischen Meisterschaften am Wochenende vor den deutschen Titelkämpfen, lief die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier noch nicht wie geschmiert. „Da sind wir Zweiter geworden. Damit war ich nicht zufrieden“, gesteht Zöll offen ein.
Also stand Intensivtraining auf dem heimischen Hof kurz vor Udenbreth auf dem Programm. Lebensgefährtin Julia Zenner, selbst im Holzrücksport mit ihrem Pferd aktiv, fungierte dabei als Coach und achtete auf die korrekte Ausführung der zu erwartenden Aufgaben.
Gespann darf nur einmal den Parcours durchlaufen
Eigentlich hätte Zöll auch mit einem Zweispänner antreten können. Denn bei der NRW-Meisterschaft hatte er sich durch den Titelgewinn auch in dieser Kategorie einen Startplatz gesichert. Doch dafür hätte er mit drei Pferden anreisen müssen, denn Tiere, die den Parcours bereits aus dem Einspänner-Wettbewerb kennen, waren von einer weiteren Teilnahme ausgeschlossen.
Über den Parcours, den Volker Schmelz aufgebaut hatte, sind Zenner und Zöll immer noch voll des Lobes. Quer über den Platz war eine hundert Meter lange Holztribüne gebaut, unter der die Pferde mehrfach durchgehen mussten. Dekoriert war die Holzbrücke mit flatternden Fahnen. Das Publikum konnte so das Spektakel aus luftiger Höhe verfolgen.
„Mein Wotan hat höchstes Lob verdient. Denn Pferde sind halt Fluchttiere, und er hat trotz der vielen Ablenkungen mit voller Konzentration gearbeitet“, freut sich Zöll. Er sei dagegen sehr nervös gewesen. Nur einmal konnte jedes Gespann den Parcours durchlaufen – und dabei entweder alles gewinnen oder verlieren. „Nach 24 Minuten war alles vorbei“, so Zöll.
18 Teams waren bei den Einspännern und neun bei den Zweispännern angetreten. Zwei Tage lang hatten die Veranstalter die Runden aufgeteilt. Zöll startete am Samstag. „Die ersten Hindernisse gingen super, nur am Wasser hat Wotan einmal kurz gezögert“, berichtet Zöll. Insgesamt hatte er drei Abwürfe, er räumte aber bei den festen Hindernissen alle Bonuspunkte ab: „Wir haben die Nerven behalten.“
Europameisterschaft im Blick
Dann begann doch noch das große Zittern. Zölls größter Konkurrent war Klaus-Dieter Hufgrad aus Feldkahl, der mit einem Orlow-Traber, einer russischen Warmblutrasse, die ursprünglich als Kutschpferd gezüchtet wurde, an den Start ging. „Da es bei der deutschen Meisterschaft nicht auf Kraft und Ausdauer, sondern auf Geschicklichkeit ankommt, ging das sehr gut“, konstatierte Zöll. Er verteidigte schließlich seinen ersten Platz mit 110 Punkten Vorsprung.
„Es gab auch eine B-Note, bei der der Umgang mit dem Pferd, das Aussehen und die Leinenführung bewertet wurden“, so der Udenbrether weiter. Auch hier habe er die volle Punktzahl erringen können. Als am Sonntag die Konkurrenz unterwegs war, hielt Zöll es kaum noch aus und begleitete einen Freund, der ein Pferd kaufen wollte. Dann bekam er per Handy die Nachricht, dass das einzige Gespann, das ihm noch hätte gefährlich werden können, an einem Hindernis gescheitert sei.
Ein emotionaler Moment war die Siegerehrung. „Endlich stehst du dort oben, wo immer die anderen waren“, beschreibt Zöll seine Gefühle. Komplettiert wurde seine Freude, weil sein Freund Reinhard Hundsdorfer bei den Zweispännern gewann.
Nun steht für Dirk Zöll die Europameisterschaft auf dem Programm, die im Sommer in Wendlinghausen stattfinden wird. Zweimal ist es ihm bereits gelungen, über das Qualifying an diesem Wettbewerb teilzunehmen. 2017 belegte er den sechsten Platz. Jetzt ist ihm und Wotan noch mehr zuzutrauen.