Nach langer Planung erfolgt 2026 die Renaturierung eines 360 Meter langen Flussabschnitts. 2255 Lkw-Ladungen Bodenmasse werden abgefahren.
RenaturierungDie Agger darf sich auf altem Campingplatz in Lohmar ausbreiten

Rot ist der derzeitige Uferverlauf der Agger zwischen dem früheren und dem weiter bestehenden Campingplatz markiert, grün das künftige Flussbett.
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Herkulesstauden, Büsche und Bäume haben sich breitgemacht, wo ehedem Wohnwagen standen. Die Tage des Riesenbärenklaus auf dem ehemaligen Campingplatz an der Agger bei Peisel sind gezählt. Anfang des nächsten Jahres wird der Wildwuchs entfernt. Die seit etlichen Jahren geplante Renaturierung des Flussabschnittes kann endlich beginnen. Am Dienstag stellte der Aggerverband, Eigentümer des Areals, im Lohmarer Ratssaal das Projekt öffentlich vor.
Aus schnurgerader Rinne wird ein verzweigtes Uferprofil
„Da kann der kleine Lachs nicht drin leben, er würde weggeschwemmt.“ Matthias Kufeld vom Ingenieurbüro Nacken (Aachen), das mit Ausführungsplanung betraut wurde, erläuterte, wie die derzeitige Uferbefestigung mit großen Steinen wirkt. Auf einer Länge von 360 Metern soll die Agger aus der schnurgeraden Rinne befreit werden. Ein verzweigtes Profil soll die geraden Ufer ersetzen. Der Fluss wird in Schleifen gelegt, es bilden sich kleine Inseln.

Zugewuchert ist das frühere Campingplatz-Gelände zwischen der B484 und der Agger bei Peisel. Ein Zaun verhindert den Zutritt.
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Abstufungen führen zu unterschiedlichen Wassertiefen, lockerer Schotter, Kies-, Sand- und Schlammbänke erlauben, dass sich die Agger ihr Bett ein Stück weit selbst formt. So ergeben sich neue Lebensräume für kleine Tiere und Pflanzen.

Blick über die Agger auf das heute mit Steinen befestigte Ufer.
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„Gewässer und Aue werden wieder vernetzt, und wir schaffen Sekundär-Auen“, sagte Marc Krüger, Leiter des Fachbereichs für Gewässerentwicklung im Aggerverband. Nicht zuletzt trägt der entstehende Retentionsraum von rund 10.300 Kubikmetern zum Hochwasserschutz bei. Mitten im betreffenden Abschnitt liegt der Wasserspiegel nach der Renaturierung bei Hochwasser um 20 Zentimeter niedriger, haben die Hydrauliker ausgerechnet. Wieviel Zentimeter weniger es flussabwärts am Dornheckenweg in Donrath sein werden, wurde nicht gesagt.

Die Karte zeigt die renaturierte Agger mit der Einmündung des Stolzenbachs.
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Für die Neugestaltung müssen fast 11.000 Kubikmeter Bodenmasse entfernt werden. Kufeld sprach von 2255 Lkw-Ladungen. Über drei Monate hinweg seien das fünf Lastwagen, die pro Stunde über die B484 an- und abführen. Nach dem Abräumen des Bewuchses soll bis Juni in der Fläche gearbeitet werden, nur bei Tageslicht und nicht vor 6 Uhr morgens.
Die Arbeiten direkt an und in der Agger folgen wegen des Fischschutzes erst in den Sommermonaten und im September. Auch auf der westlichen Flussseite ist vorgesehen, in einem Teilstück des dortigen Campingplatzes Jansen das Ufer abzuflachen. Da die Lastwagen zu schwer für die nah gelegene Brücke bei Kreuznaaf sind, wird für die Überfahrten behelfsmäßig eine Furt angelegt. Für den Herbst sieht der Zeitplan Bepflanzungen vor, Ende 2026 soll die Renaturierungsmaßnahme abgeschlossen sein.

Ein Schandfleck war der Platz in Peisel nach dem Weggang der Camper. 750 Tonnen Müll mussten entsorgt werden.
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Das wird ein wunderbares Kleinod, das uns im Hochwasserfall auch noch hilft
„Jetzt sind wir ein ganzes Stück weiter“, sagte Bürgermeisterin Claudia Wieja mit Blick auf die lange Projektgeschichte. „Das wird ein wunderbares Kleinod, das uns im Hochwasserfall auch noch hilft.“ Die Stadt ist bei der Finanzierung weitestgehend außen vor. Sie war bei der Räumung der Campingplatz-Fläche beteiligt, die noch nicht abgerechnet ist. Auch hier kommt die Landesförderung zum Tragen. Bei Gesamtkosten inklusive Grundstückserwerb von 2,96 Millionen Euro und einem Zuschuss von 2,37 Millionen Euro hat der Aggerverband einen Eigenanteil von gut 590.000 Euro zu tragen.
Nicht verwirklicht werden kann die Idee, den Radweg von der vielbefahrenen Bundesstraße 484 weg durch die Renaturierungsfläche zu verlegen. Das machten die Naturschützer nicht mit. Hinter dem Parkplatz des Restaurants Mykonos wird aber ein „Infopoint“ mit Aussicht auf das Gelände angelegt. Zugang zum Wasser haben Menschen auf dem Campingplatz Jansen.