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Bürgerinitiative in LohmarDer Kampf um Naafbachtal und ein schmuckes Fachwerkhäuschen

3 min
Tag der offenen Tür im Fischerhof der Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtales

Tag der offenen Tür im Fischerhof der Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtales

Die Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals lud erstmals zum Tag der offenen Tür in ihr Informationszentrum im Fischerhof.

„Dat Wasser von Kölle es jot“ sangen schon die Bläck Fööss mit einer gehörigen Portion Ironie, und der charismatische Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes soll da viel deutlicher geworden sein: Dem Teeliebhaber war das Rheinuferfiltrat zu hart, deutlich lieber wäre ihm Wasser aus einer Talsperre im Naafbachtal gewesen.

So abenteuerlich das heute klingt: Nach wie vor hat die in den 1970ern gegründete Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals 165 Mitglieder, für die die Angelegenheit noch nicht vom Tisch ist. Nach wie vor steht das Reservoir im Landesentwicklungsplan.        

Sinnbild kämpferischer Zeiten

Sinnbild kämpferischer Zeiten ist der Fischerhof bei Höffen, eines von vielen alten Gebäuden, die der Aggerverband aufkaufte, um den Bau der Abrissbagger anrückten, warfen sich die Vorsitzende der Initiative Irmhild Schaffrin (gestorben im vergangenen Oktober) und weitere Mitglieder vor die Schaufelnd, um das Schlimmste zu verhindern.

Das sollte ich auszahlen: Die Wogen glätteten sich, und die Initiative konnte das Häuschen pachten und zu einem Informationszentrum ausbauen: Nach jahrelanger Arbeit war jetzt erstmals Tag der offenen Tür. Wer das schmucke, typisch schwarz-weiße Fachwerk-Schmuckstück sieht, ahnt nichts von der Vorgeschichte.

Tag der offenen Tür im Fischerhof der Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtales, von links Schriftführerin Anja Weiershausen und Vorsitzender Gerd Melchior

Schriftführerin Anja Weiershausen und Vorsitzender Gerd Melchior im frisch renovierten Besprrechungsraum.

„Wir haben das Haus komplett entkernt“, schildert der Vorsitzende Gerd Melchior. Das Fachwerk wurde saniert, der hübsche Fußboden mit den rot-weißen Kacheln kam wieder zum Vorschein. Eine Küche wurde eingebaut. Im Erdgeschoss ist Platz für Ausstellungen zum Thema Natur- und Artenschutz, auf der ersten Etage gibt es ein Büro und ein Besprechungszimmer.

An einem heißen Tag profitieren Nutzer von dem für Fachwerkhäuser typisch guten Raumklima. Sogar ein Badezimmer mit Dusche gibt es, das von Bundesfreiwilligendienstlern geschätzt wird. Sie schlafen auf Feldbetten, wenn sie in der Gegend sind, um zu kartieren, wie Schriftführerin Anja Weiershausen erläutert.           

Wiedehopf interessiert sich für das Naafbachtal

Weiershauen zufolge geht es darum, das wertvolle Flora-Fauna-Schutzgebiet Naafbachtal zu erhalten und noch weiter auszubauen. Gerd Melchior berichtet, dass unlängst ein Wiedehopf im Naafbachtal gesichtet wurde. „Wenn er sich umgeguckt hat, kommt er vielleicht wieder.“ Auch Schwarzstorch und Rotmilan seien heimisch, jüngst wurde ein Uhu-Pärchen beobachtet.   

Der Hof, wahrscheinlich um 1880 erbaut, verdankt seinen Namen der letzten Besitzerfamilie, eine Zeitlang diente er als Unterkunft für Spätaussiedler. Dann begann der Verfall. Alte Fotos zeigen ein eingefallenes Dach, verrammelte Fenster, Reste einer Metallverkleidung, im Innern kaputte Fußböden und zerrissene Tapeten.

2017 habe die Initiative mit der Sanierung begonnen, so Melchior. Eine Unterbrechung habe es wegen der Corona-Pandemie gegeben. Schweißtreibend war die Anlage einer insektenfreundlichen Mauer aus Bruchsteinen: 14 Tonnen Gestein wurden dafür Melchior zufolge aus der Nähe von Neuwied angekarrt. Was noch ansteht, ist die Gestattung des umgebenden Gartens. 

Kneipps Hausapotheke und heimisches Superfood

Veranstaltungen sind schon angelaufen:  „Die Hausapotheke nach Sebastian Kneipp“ ist Motto einer Wanderung auf der Suche nach Heilpflanzen am 18. Juli,   um „Heimisches Superfood“, Wildkräuter, Beeren und Baumblätter mit vielen Vitalstoffen geht es am 9. August. Hinzukommen nächtliche Exkursionen zu Nachtfaltern auf einer Obstwiese, Seminare, Vorträge und vieles mehr.   

Die Ehrenamtliche wurden bei der Sanierung von Fachfirmen unterstützt, finanziell halfen die NRW-Stiftung, die Stadt Lohmar, die Kreissparkasse Köln, und die VR Bank Rhein-Sieg. Nähere Informationen im hier.