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Wo Tierqual Alltag istDas sind 11 der schlimmsten Zoos der Welt

7 min
Ein Mitarbeiter überprüft den Gesundheitszustand der Löwen in einem privaten Zoo in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen.

Ein Mitarbeiter des Rafah Zoos im Gazastreifen tröstet Anfang Januar 2024 einen ausgehungerten Löwen – viele Tiere leiden im Krieg unter Hunger und Verwahrlosung. (Archivbild)

Von Thailand bis Gaza schlagen Tierschützer Alarm: Diese 11 Zoos stehen für Tierleid, enge Betonkäfige und katastrophale Zustände.

Zoos sollen Orte sein, an denen Tiere geschützt und gepflegt werden – doch die Realität sieht nicht überall so aus. In einigen Ländern Europas, Afrikas und Asiens leiden Tiere noch immer unter dramatischen Bedingungen. Sie vegetieren in kargen Gehegen, oft ohne Rückzugsmöglichkeiten und ohne ausreichende medizinische Versorgung. Manche Einrichtungen sind vom Krieg gezeichnet, andere wurden seit Jahrzehnten nicht modernisiert.

Tierschutz-Organisationen bzw. NGOs* wie Vier Pfoten, OIPA (International Organization for Animal Protection) oder die Born Free Foundation dokumentieren Hunger, Stereotypien und sogar Todesfälle. Trotz dieser Missstände haben viele dieser Zoos überraschend gute Bewertungen bei Google & Co. – ein gefährlicher Trugschluss.

* „NGO“ steht für Non-Governmental Organization, also Nichtregierungsorganisation. Das sind unabhängige Organisationen, die nicht von einer Regierung kontrolliert werden und sich meist für soziale, humanitäre oder ökologische Ziele einsetzen.

Die folgende Liste zeigt nur eine Auswahl besonders umstrittener Zoos und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Reihenfolge stellt kein Ranking dar.

Pata Zoo (Thailand)

Der Pata Zoo befindet sich seit 1983 in den sechsten und siebten Stockwerken eines Kaufhauses in Bangkok – hoch über dem Asphalt der Millionenstadt, eingepfercht zwischen Betonwänden und Neonröhren, ohne jede Spur von Natur. Der „Horror-Zoo“ ist vor allem wegen der Gorilla-Dame Bua Noi bekannt, die dort seit Jahrzehnten in völliger Isolation lebt.

Besucherinnen und Besucher des Pata Zoo fotografieren das Gorilla-Weibchen Bua Noi.

Einzelhaft für eine Gorilla-Dame: Besucherinnen und Besucher des Pata Zoo fotografieren das Gorilla-Weibchen Bua Noi. (Archivbild)

NGOs dokumentieren winzige Betonkäfige, fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten und deutliche Anzeichen psychischer Belastung bei den Tieren. Vor allem die wahrscheinlich illegal gehaltenen Bonobos leiden unter den Zuständen. Trotz weltweiter Proteste und Angebote, Bua Noi in ein Schutzgebiet zu überführen, weigern sich die Betreiber, sie abzugeben. Auch Prominente wie Cher oder Gillian Anderson setzen sich für die Gorilla-Dame ein. Den thailändischen Behörden ist es bislang jedoch nicht gelungen, den Zoo zu schließen.


Tripoli Zoo (Libyen)

Mitten im südlichen Tripolis liegt eine der tragischsten Tieranlagen Nordafrikas: der traditionsreiche Zoo, der einst der größte zoologische und botanische Garten Libyens war. Bereits im Jahr 2011 geriet er während des Bürgerkriegs ins Visier bewaffneter Gruppen, Tiere verhungerten und die Anlage verfiel. Nach der Sanierung und Neueröffnung wurde der Zoo im Mai 2025 erneut Schauplatz von Gewalt, als Milizen den Distrikt Abu Salim kontrollierten und dabei Löwen, Bären, Gazellen und andere geschützte Arten erschossen oder raubten.

Medien, wie die „Tanzania Times“, veröffentlichten Bilder, die offen liegende Tierkadaver und verwüstete Gehege während der Kämpfe zeigen. Kurz darauf bestätigten UN-Ermittler den Fund menschlicher Massengräber auf dem Gelände, was den Konflikt um eine weitere Grausamkeit bereichert. Ob der Zoo wiedereröffnet werden kann, ist unklar.


Surabaya Zoo (Indonesien)

Kaum ein Zoo hat sich einen so düsteren Ruf erarbeitet wie der Surabaya Zoo auf Java, einer der ältesten Tiergärten Südostasiens. Die Anlage ist als „Zoo des Todes“ berüchtigt, da es dort zu zahlreichen Fällen von Tierquälerei kam. Die Tiere litten unter chronischer Überbevölkerung, vermüllten Käfigen und fehlender medizinischer Versorgung.

Giraffe Kliwon an ihrem Lebensende.

Am 1. März 2012 starb die 30-jährige Giraffe Kliwon nach 13 Jahren in Einzelhaft im Surabaya Zoo mit 20 Kilogramm Plastik im Magen. (Archivbild)

Traurige Höhepunkte: Im Jahr 2012 ging ein Foto einer Giraffe mit einem 20 Kilogramm schweren Müllball im Magen um die Welt. Später verhungerten Sumatra-Tiger und Affen oder starben an Formaldehyd-vergiftetem Fleisch; ein junger Löwe wurde erhängt in seinem Käfig gefunden. Früher lag die Todesrate bei bis zu 25 Tieren pro Monat. Trotz internationaler Proteste und Petitionen ist der Zoo, der sich unter der Kontrolle lokaler Behörden befindet, bis heute geöffnet.


Zoopark Tirana (Albanien)

Ein verblassender Relikt-Zoo am Rande Tiranas: Parku Zoologjik i Tiranës existiert seit 1961 und ist Albaniens einziger Zoo. Trotz einer behelfsmäßigen Wiedereröffnung 2022 bleiben Gehege eng, Pflege mangelhaft und das Konzept veraltet. Tiere zeigen oft Anzeichen von Stress und Unterforderung – lokale NGOs bezeichnen ihn als „Tiergefängnis“.

Rettungsaktionen wie die Evakuierung von Löwen und Bären aus privatem Horror‑Zoo Ferğördeten 2018 zeigten, wie dringend Reformen nötig sind. Die Stadtverwaltung plant zwar eine Umwandlung in einen Zoo‑Park, doch bis 2025 sind kaum echte Verbesserungen spürbar.


Rafah Zoo / Gaza Zoo (Gazastreifen)

Der Rafah Zoo geriet bereits 2019 weltweit in die Schlagzeilen, als Löwenbabys verstümmelt wurden und Fotos von abgemagerten Tieren um die Welt gingen. Bis Anfang 2024 blieb er trotz offizieller Schließung weiter in Betrieb und beherbergte Löwen, Affen, Papageien und andere Tiere unter erbärmlichen Bedingungen. Die Tiere litten unter chronischem Hunger, Durst und fehlender tiermedizinischer Versorgung; das Futter bestand oft nur aus aufgeweichtem Brot.

Bei der großen Offensive im Mai 2024 wurden einige Tiere evakuiert, doch die meisten verblieben im zerstörten Zoo und starben unter den Trümmern oder durch Angriffe. Berichte von Hilfsorganisationen dokumentieren, dass überlebende Tiere in Notunterkünften weiterhin ohne ausreichende Pflege leben mussten. Seitdem ist der Zoo de facto nicht mehr funktionsfähig und gilt als Symbol für das Versagen humanitärer Hilfe in Kriegsgebieten.


Pyongyang Central Zoo (Korea Central Zoo) Nordkorea

Ein riesiger Zoo nahe dem Berg Taesong, mit über 1 Quadratkilometer Fläche und mehr als 5.000 Tieren aus 650 Arten. Seit Januar 2025 verfügte er zeitweise über eine englischsprachige Website, was für Nordkorea ungewöhnlich ist. Im Herbst 2024 spendete Russland über 70 Tiere (z. B. Löwen, Braunbären, Yaks und Papageien) als diplomatisches Signal.

Trotz Fassadenmodernisierung seit 2016 berichten NGOs und Reiseführer weiterhin von überfüllten Käfigen, showartigen Tierkämpfen und fragwürdigen Attraktionen wie einem rauchenden Schimpansen. Das Gehege bleibt ein Symbol für die Inszenierung autoritärer Politik statt für zeitgemäßes Tier- respektive Artenschutz.


Giza Zoo (Ägypten)

Jahrzehntelang galt der Giza Zoo in Kairo als einer der berüchtigtsten Zoos Afrikas: Besucher konnten (gestresste) Löwen gegen Geld anfassen, die Käfige waren winzig und verdreckt, und Tiere litten unter katastrophalen Haltungsbedingungen. Selbst Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi räumte 2022 ein: „Der Zoo ist ein Sinnbild der Vernachlässigung und des Verfalls.“

Nach massiver internationaler Kritik wurde die Anlage im Juli 2023 vorübergehend geschlossen. Offiziell sollen die Tiere bessere Gehege erhalten und der Zoo bis September 2025 als moderner Tierpark wiedereröffnen. Während der Renovierung bleibt das Gelände komplett gesperrt. Auf dem offiziellen Instagram-Kanal des Giza Zoos zeigen neue Videos größere, grünere Gehege, scheinbar glückliche Tiere – doch unabhängige Tierschützer können die Fortschritte bislang nicht bestätigen.


Mumbai Zoo (Byculla-Zoo) (Indien)

Mitten in der indischen Millionenmetropole Mumbai liegt der Byculla-Zoo, der trotz einiger Fortschritte auch im Jahr 2025 hochumstritten ist. Auf den offiziellen Social-Media-Kanälen wirken die frisch renovierten Gehege und Neubauten zwar beeindruckend. Berichte von Besuchern und Tierschutz-Organisationen zeichnen jedoch ein anderes Bild: Elefanten, Tiger und Leoparden sollen teils weiter isoliert in kargen, winzigen oder unzureichenden Anlagen leben.

Immer wieder wird von lethargischen Tieren und unzureichender tiermedizinischer Versorgung berichtet. Trotz neuer Attraktionen und Modernisierungsversprechen bleibt der Zoo somit ein Beispiel für den Widerspruch zwischen Hochglanz-PR und realen Haltungsbedingungen.


Karachi Zoo (Pakistan)

Der größte Zoo Pakistans in Karachi trägt seit Jahren den unrühmlichen Ruf eines „Tierfriedhofs“. Auch im Jahr 2025 machen Todesfälle bei Elefanten, Löwen und anderen Tieren Schlagzeilen. NGOs und lokale Medien berichten von verdreckten und winzigen Gehegen, fehlenden Rückzugsmöglichkeiten sowie mangelnder tiermedizinischer Versorgung.

Ein angekündigter Modernisierungsplan kommt nicht voran, während das schlecht geschulte Personal mit der Pflege überfordert ist. Nach dem qualvollen Tod der Elefantenkuh Noor Jehan 2022 forderten internationale NGOs in einer Petition mit über 200.000 Unterschriften die dauerhafte Schließung. Auch in den Folgejahren machten weitere Petitionen mit zehntausenden Unterstützern Druck – bisher jedoch ohne Erfolg.


Ben-Aknoun-Nationalpark (Algerien)

Der Ben-Aknoun-Nationalpark in Algier wirkt auf den ersten Blick wie ein Freizeitparadies mit Zoo, grünen Parkanlagen und Picknickflächen. Er steht jedoch seit Jahren in der Kritik. Die Tiere werden in viel zu kleinen und veralteten Gehegen gehalten, oft ohne Rückzugs- oder Beschäftigungsmöglichkeiten.

Die Berichte beschreiben einerseits eine gute Nahrungsversorgung, andererseits aber auch mangelnde Hygiene, unzureichende tiermedizinische Versorgung und verletzungsgefährliche Interaktionen mit Besuchern. Die Regierung kündigte zwar mehrfach Renovierungen und Modernisierungen an, doch Fortschritte sind kaum erkennbar.


Kabul Zoo (Afghanistan)

Er ist einer der ältesten Zoos in Zentralasien und wurde von jahrzehntelangen Kriegen und fehlenden Ressourcen geprägt. Die Tiere leben in winzigen Betonkäfigen, oft isoliert und ohne Rückzugs- oder Beschäftigungsmöglichkeiten. 

Der einäugige Löwe Marjan.

Berühmt wurde der Kabul Zoo durch den einäugigen Löwen Marjan, der in den 1990er-Jahren einen Angreifer tötete, einen Granatenanschlag überlebte und bis zu seinem Tod 2002 zum Symbol afghanischer Widerstandskraft wurde. (Archivbild)

Die Taliban betrachten den Kabul Zoo als „Teil des nationalen Erbes“, tolerieren ihn aus Imagegründen, investieren jedoch kaum in Verbesserungen, die den Tieren ein artgerechteres Leben ermöglichen würden.

Die Versorgung der Tiere hängt von Spenden und den politischen Machtverhältnissen ab, eine tiermedizinische Betreuung ist kaum vorhanden. Da es an Futterplänen mangelt, füttern Besucher die Tiere mit Brot oder Abfällen. Trotz internationaler Hilfsaktionen gilt der Kabul Zoo weiterhin als Symbol für den Verfall öffentlicher Einrichtungen im krisengeplagten Afghanistan.