Fernwanderwege in NRWDie Inderoute ist der Aperitif des Eifelsteigs

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Eine Frau wandert auf der Inde-Route über eine Wiese.

Allgäu-Feeling auf der Inde-Route

Ein Tagesausflug auf dem Eifelsteig? Das machen die Partnerwege der Fernwanderroute möglich. Die Inde-Route beweist dabei Allgäu-Feeling.

Der Eifelsteig sollte es schon lange sein, besser: eine der Etappe des 313 Kilometer langen, hochdekorierten Fernwanderwegs zwischen Aachen und Trier. Er gehört zu den 13 deutschen Top Trails, besitzt das Deutsche Wandersiegel und verspricht maximalen Wandergenuss. Ob entlang der vielen Flüsschen und Seen, durchs größte noch intakte Hochmoor Europas, hoch hinauf in die Vulkaneifel oder auf die beeindruckenden Bundsteinfelsen bei Trier: Alle 15 Etappen bieten ihre eigenen Reize – was einem die Auswahl nicht leicht machen würde.

Familientaugliche Partnerwege des Eifelsteigs 

Hätte man mehr Zeit als einen Tag, ein höheres Fitness-Level und keinen Hund mit kurzen Beinen. Denn die Etappen haben es in sich: Die kürzeste ist 14, die längste 29 Kilometer lang, teils sind 600 Höhenmeter zu überwinden und alle Routen sind „one way“.

Ein Metallschild im Boden zeigt das Zeichen des Eifelsteigs

Auch beim Blick auf den Boden wird klar: Hier führt der Eifelsteig entlang.

28 bis 58 Kilometer hin und zurück, das ist für einen Tagesausflug nicht drin. Wie gut, dass es die mit dem Eifelsteig verbundenen Partnerwege gibt, die einen in den Genuss seiner landschaftlichen Reize bringen, aber teils als kurze (Rund-)Touren ab sechs Kilometern beinahe für jede und jeden zu meistern sind.

Die Inderoute leitet zur ersten Etappe

Wie die Inderoute, quasi der Aperitif des Eifelsteigs von Aachen-Brand nach Kornelimünster, wo seine erste Etappe startet. Dass die Tour, wie auf der Homepage angepriesen, wegen ihrer Länge und Erlebnisdichte auch 100-prozentig familientauglich ist, beweist uns später ein entgegenkommendes Kind, das am Ende der 6,2 Kilometer langen Strecke aus dem Wald frohlockt: „Papa, den Abenteuerweg möchte ich morgen wieder laufen.“ Einen besseren Werbeslogan könnte es nicht geben.

Ein Storchennest und Allgäu-Feeling 

Aber zurück zum Anfang, dem Startpunkt der Inderoute: Wir wählen Geheimtipp 1, den kleinen Parkplatz am Indeweg in Aachen-Brand und nicht, wie empfohlen, die Ringstraße, da man von dort eine rege befahrene Bundesstraße queren müsste.

Eine Frau wandert mit Hund über einen mittelalterlichen Verbindungsweg

Die erste Etappe führt über einen mittelalterlichen Verbindungsweg.

Schon nach wenigen Metern erreichen wir, ausgestattet mit wasserdichtem Schuhwerk, die erste Attraktion: ein Storchennest, zwar unbesetzt, aber die Chance, dort in den Sommermonaten einen Schwarzstorch nisten zu sehen, ist nicht schlecht, der dann im Nationalpark Eifel zuhause ist.

Eine Frau steht mit einem angeleinten Hund vor einem Feld, auf dem ein Storchennest steht

Ein Storchennest auf der ersten Etappe der Inderoute

Weiter geht’s durch offene, satt-grüne Wiesen und Weiden, mit weitem Blick auf die Höhenzüge der Eifel und Allgäu-Feeling, vorbei an grasenden Rindern und plätschernden Quellen, über die Inde hinüber zu einer von 21 Mühlen im Naturschutzgebiet Indetal: der knallrot gestrichenen Komericher Mühle aus dem 16. Jahrhundert, in der früher einmal Garn gesponnen wurde.

Eine Frau wandert über eine Wiese

Allgäu-Feeling auf der Inde-Route

Ein wenig britisch mitten in der Eifel

Flankiert von wunderschönen Weidenbäumen wandern wir vorbei am Örtchen Krauthausen (ein Abstecher lohnt sich, da dort augenscheinlich viele Architekten leben) und hügeligen Wiesen mit vereinzelten Baumgruppen („wirkt irgendwie britisch“, findet die Wanderbegleitung) zur Landstraße nach Kornelimünster.

Die rot gestrichene Komericher Mühle hinter den Blättern eines Baums

Versteckt, aber nicht zu verfehlen: die Komericher Mühle

Der folgen wir ein paar hundert Meter nach rechts, überqueren sie und laufen auf einem schmalen Pfad linker Hand bergauf.

Das Logo der Inderoute auf dem Pfahl eines Schilds.

Immer dem Logo der Inderoute entlang

Die Inde-Route-Markierung (zu erkennen an den gelben Spitzen) führt uns weiter durch den Wald, aber wir, Geheimtipp 2, machen auf der Anhöhe einen Abstecher nach rechts, die alten Holzstufen hinab zum Kalkofen Bilstermühle.

Eine Frau steht auf einer alten Brücke

Kalkofen Bilstermühle

Der achteckige, ursprünglich 6,90 Meter hohe, heute denkmalgeschützte Trichterofen aus Bruchstein wurde 1870 erbaut und in den 20er Jahren auf 8,60 Meter aufgestockt, um so täglich bis zu 15 Tonnen Branntkalk produzieren zu können – bis 1966, dann legte man den Ofen still. Besserwisser-Tipp 1: Der Aachener Süden gehörte einst zu den wichtigsten Kalkerzeugergebieten Deutschlands!

Wild und mystisch im Klauser Wäldchen

Zurück auf der Route im Wald wird’s wild. Und religiös. Der mystisch anmutende Kalk-Schluchtwald im Naturschutzgebiet Klauser Wäldchen und Frankenwald (Hunde bitte anleinen!) beheimatet neben Eschen, Berg-Ahorn und Berg-Ulmen 200 Jahre alte Buchen, bizarre Felsformationen und einen Kreuzweg. Weiter geht es an uraltem Baumbestand vorbei, manchmal auch drüber-, drunter- oder mittendurch, bis wir nach wenigen hundert Metern auf das märchenhafte Gelände einer ehemaligen Einsiedelei samt Kapelle treffen, wo von 1658 bis 1900 immer ein Eremit lebte. Zu Recht!

Ein Kaltgetränk und Kontemplation an der Kapelle

Heute bietet die Inhaberin der Klause an Sonn- und Feiertagen Kalt- und Heißgetränke an – aber kein WC. Auch wenn es von hieraus nur eine knappe halbe Stunde bis zum Ziel Kornelimünster ist, sollte man hier, Geheimtipp 3, Zeit für eine Rast und Kontemplation einplanen. Der Blick über das Naturschutzgebiet ist fantastisch, die Stühle und Tische unter den alten Bäumen neben der Kapelle sind es auch.

Eine Ecke der Kapelle, daneben ein Weg mit Stühlen am Rand und Bäume

Ein herrlicher Ort für eine erste Rast: Ein Kiosk bietet tolle Plätze neben der Kapelle an.

Die dritte und letzte Etappe des Wanderweges, auf dem die Markierung ärgerlich lückenhaft ist, führt normalerweise auf einem schmalen Pfad den Wald hinab ins Indetal, dann in Serpentinen den Mäandern des Flüsschens entlang in den historischen Ortskern von Kornelimünster. Da aber die Brücke über die Inde auf dem letzten Stück, wie übrigens ein großer Teil des mittelalterlichen Ortskerns, durch die Flut im Sommer 2021 stark beschädigt wurde, wird der Weg auch ein Jahr nach der Flut um das Indetal herumgeführt, also links aus dem Wald hinaus und dann wieder rechts den Hang hinunter.

Kornelimünster, ein Ort wie aus dem Bilderbuch

Auf der Klauser Straße biegen wir rechts ab, schlendern am wunderschönen Abteigarten den Mühlenkanal entlang zur ehemaligen Reichsabtei, die heute das Kunsthaus NRW beherbergt.

der Abteigarten Kornelimünster

Wunderschön: der Abteigarten Kornelimünster

Nach einem Rundgang durch Kornelimünster, diesen malerischen Stadtteil Aachens, der mindestens 100 Fotomotive bereithält, entscheiden wir uns für den leicht verkürzten Rückweg. Wer mit Kindern unterwegs ist, deren Keine-Lust-mehr-auf-Wandern-Level hier erreicht ist, kann mit dem Bus zurück zum Ausgangspunkt fahren. Dafür hält man sich am Korneliusmarkt rechts, und erreicht schon bald die Haltestelle an der Hauptstraße.

Blick auf den Korneliusmarkt

Zielpunkt der Inderoute: der pittoreske Korneliusmarkt

Wild-wurzelig entlang der wilden Inde

Wir aber überqueren die erhaltene Brücke am Kunsthaus NRW, ignorieren das Hinweisschild, dass diese Strecke der Inderoute am Tag unserer Wanderung aufgrund des Brückenschadens gesperrt ist, und folgen dem eigentlich schönsten Part der Tour, dem wild-wurzeligen Pfad entlang der Inde.

Bachlauf der Inde

Die wilde Inde

An der gesperrten Brücke queren wir das Gewässer dank wasserfestem Schuhwerk und seichtem Wasserstand. Wir folgen der Route durch den felsigen Wald bis zur Landstraße nach Kornelimünster, biegen dort aber links ab, vorbei an einem Sumpfgebiet, in dem Reiher und Biber zuhause sind, und erreichen nach elf Kilometern und viereinhalb Stunden voller wunderbarer Eindrücke und ohne Muskelschmerzen unseren Startpunkt.


Diesen Weg sind wir zuletzt im Sommer 2022 gewandert.


Infos zur Inderoute

Start: Parkplatz Indeweg, 52076 Aachen-Brand oder Ringstraße (Höhe St. Donatus-Kirche), 52076 Aachen-Brand

Ziel: Korneliusmarkt, 52076 Kornelimünster (und retour)

Länge/Dauer: 6,2/11 km, einfach ca. 2,5 Std., Hin- und Rückweg, ca. 4 Std.

Anforderungen/Profil: leichte, familientaugliche Wanderung, überwiegend gut befestigte Waldwege, Pfade oder Wiesen; 182 Höhenmeter.

Anfahrt: Mit dem Auto von Köln aus: A4 Richtung Aachen, auf A44 Ausfahrt 3 Aachen-Brand, Trierer Straße folgen, links abbiegen in den Indeweg, oder weiter bis Rollefstraße/Ringstraße (83 km, ca. 60 Min). Mit dem Bus erreicht man den Startpunkt von der Haltestelle „Aachen-Brand". Zurück geht’s von der Haltestelle „Kornelimünster-Napoleonsberg“ (Eifelsteig) mit der Linie 35 (Richtung Aachen, Vaalserquartier), Linie 66, 68 (Aachen-Bushof) oder Linie 135 (Aachen-Elisenbrunnen).

Variante: Wer möchte, kann statt des Rückwegs auch noch in die erste, 14 Kilometer lange Etappe des Eifelsteigs einsteigen, die in Kornelimünster startet und über Monschau bis Roetgen führt (ca. 4 Std., 321 Höhenmeter).

www.eifelsteig.de | www.eifelsteig.de/a-inderoute

Einkehrmöglichkeiten (unsere Auswahl)

Kiosk „Zur Klause“ im Klauser Wäldchen, Sonn- und Feiertage (Getränke, Eis und Snacks), Klauser Straße 43, 52076 Aachen, 0240880318, www.facebook.com/Zur-Klause-673255513071486/

Bahnhofsvision (samt Biergarten, gut bürgerliche regionale Brauhaus-Küche), Am Bahnhof 2, 52076 Aachen-Kornelimünster, Mo. - Fr. 16 - 23 Uhr, Sa. 12 - 23 Uhr So. 12 - 22 Uhr, 02408 / 1524, www.bahnhofsvision.de

Bahnhofsvision (samt Biergarten, gut bürgerliche regionale Brauhaus-Küche), Am Bahnhof 2, 52076 Aachen-Kornelimünster, Mo. - Fr. 16 - 23 Uhr, Sa. 12 - 23 Uhr So. 12 - 22 Uhr, 02408 / 1524, www.bahnhofsvision.de

St. Benedikt (mittags Bistro-Karte, abends gehobene Küche), Benediktusplatz 12, 52076 Aachen, 02408 2888, Di - Sa, 11.30 bis 14.30 Uhr, Do-Sa 19 bis 23 Uhr, www.stbenedikt.de

Sehenswürdigkeiten (unsere Auswahl)

Kunsthaus NRW: In der ehemaligen Reichsabtei ist eine 4000 Werke umfassende Sammlung rheinischer Künstler vom Expressionismus bis in die Gegenwart untergebracht. Gezeigt werden Werke u.a. von Gerhard Richter, Joseph Beuys und Sigmar Polke. Abteigarten 6, 52076 Kornelimünster

St. Kornelius: Die Propsteikirche ist aufgrund ihrer identischen Maße ein Abziehbild des Aachener Doms. Sie beherbergt Salvatorreliquien, die Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen von Aachen nach Kornelimünster überführt haben soll. Benediktusplatz 11, 52076 Kornelimünster

Varnenum: Etwas außerhalb des pittoresken Ortskerns befindet sich eine ehem. römische Tempelanlage, die darauf hindeutet, dass sich hier einmal ein römisches Kastell befand, Breinigerstraße, 52076 Kornelimünster

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