Abenteuerlich durchs Bergische LandMit Kindern wandern zwischen Zwergenhöhle und Kletterfelsen

Lesezeit 10 Minuten
Wanderung Schloss Gimborn Bergisches Land

Wanderung Schloss Gimborn Bergisches Land

Ab Schloss Gimborn vorbei an Ruinen und Grauwacken: Eine tolle Exkursion mit Kindern.

  • In ihrem Freizeitführer „Kiesel, Gold & schroffe Felsen" nehmen unsere Autoren Claudia Lehnen und Sven von Loga Kinder und Familien mit auf geologische Abenteuer-Touren durch das Rheinland.
  • Unser Tipp aus dem Buch: Diese etwa dreistündige Wanderung führt rund um die Tomburg.

Unterdevon – so nennt man die geologisch alten Sandsteine und Grauwacken, die den Untergrund des Bergischen Landes bilden. Die Steine, die wir auf dieser Tour hinter jeder zweiten Kurve entdecken, sind damit rund 400 Millionen Jahre alt. Ansonsten besticht diese Exkursion zwischen Lindlar und Marienheide durch kleine und verwegene Pfade in teils wilder, teils lieblicher Natur. Ausgangspunkt ist die ehemalige Wasserburg Schloss Gimborn, die noch heute mit ihrer prächtigen Schlossanlage und den Nebengebäuden jedem Besucher ein eindrucksvolles Bild präsentiert.

Start der Wanderung bei Schloss Gimborn

Schloss Gimborn ist Start- und Endpunkt der Wanderung.

Schloss Gimborn ist Start- und Endpunkt der Wanderung.

Es parkt sich gut auf dem Parkplatz links neben dem Restaurant „Schloss Gimborn“. Für Busfahrer: Hier landet auch, wer sich an der gleichnamigen Haltestelle absetzen lässt. Von dort folgen wir der Straße vom Schloss weg, um sofort am Waldrand links den Weg einzuschlagen, wir folgen der Markierung A1 und A2 einen ganze Weile durch abgeholzte Flächen. Der Borkenkäfer und die vorangegangene Trockenheit ausgelöst durch den Klimawandel haben hier ihre zerstörerischen Spuren hinterlassen. Im Frühjahr und Sommer aber blüht und brummt es auf diesen Brachflächen herrlich. Erreichen wir wieder die asphaltierte Straße, biegen wir nach links ab und gelangen nach Kümmel, einer Ansiedlung aus drei urigen Häusern. Hinter dem Uhu-Haus können wir rechts der Straße in einem kleinen Steinbruch Grauwacke ansehen. Wer diese geologische Besonderheit verpasst, muss sich aber nicht grämen. Später entdecken wir noch mächtigeres Gestein dieser Sorte.

Rund um Schloss Gimborn begegnen einem viele Tiere.

Rund um Schloss Gimborn begegnen einem viele Tiere.

Auf der Kuppe am Strommast biegen wir nach links ab und folgen dem breiten Feldweg über die Höhen. Wir genießen hier einen herrlichen Ausblick über das Bergische Land. Das Bergische hier eignete sich nie wirklich für den großangelegten Ackerbau. Die Bauern betrieben hier deshalb hauptsächlich Vieh- und Waldwirtschaft. Das wellige Relief sorgte dafür, dass keine großen Monokulturen angelegt wurden. So blieb die Landschaft abwechslungsreich und spannend. An einer Kreuzung, an der Wege in vier unterschiedliche Richtungen abgehen, halten wir uns rechts und passieren eine alte Badewanne als Kuhtränke. Bückt man sich ein wenig und blickt dabei haarscharf über den moosgrünen Wasserspiegel, sieht das alles nach einer etwas rustikalen Form eines Infinity-Pools aus.

Abenteuer wie aus einem Märchen

Direkt hinter der Tränke halten wir uns wieder rechts und wandern entlang an einer Reihe schöner Buchen, die aussehen, als wären sie geradewegs aus einem Märchen ausgebüxt, und in langer Reihe mitten auf der Kuhweide thronen. Gelangen wir auf die Wiese, gabelt sich der Weg. Wir entscheiden uns für den rechten und wandern zwischen den Zäunen hindurch. Der Weg führt nun über eine weite abgeholzte Fläche, wie Skelette stehen noch vereinzelte Bäume in der Landschaft. Sollte jetzt Nebel aufziehen, können wir uns gut wie die Hauptdarsteller in einem unheimlichen Vampirfilm fühlen.

Spannende Geschichte für die Rast

Der Legende nach lebte auf der Burg Neuenburg ein herzogliches Paar. Der Mutter des Herzogs war die schöne Gemahlin ihres Sohnes ein Dorn im Auge. Sie trachtete danach, die Beziehung in den Schmutz zu ziehen und versuchte ihrem Sohn deshalb einzureden, seine Frau habe ein Verhältnis mit dem Ritter der nahe gelegenen Burg Eibach. Der Herzog lief Amok, schlug den vermeintlichen Nebenbuhler zusammen und sperrte seine Gemahlin in den höchsten Turm seiner Burg.

Zum Beweis ihrer Unschuld verlangte er Unmögliches. Sie solle den Turm verlassen, doch weder bei Tag noch bei Nacht, weder allein noch in Begleitung und ohne Erde oder Steine zu berühren. Das Kunststück gelang mit Hilfe der Zwerge, die in der nahe gelegenen Höhle hausten. Und so gab es für das Paar ein Happy-End. Den Zwergen selbst erging es nicht ganz so gut. Eigentlich hatten sie ein gutes Verhältnis zu den Menschen in der Nachbarschaft, denen sie stets einen kupfernen Krautkessel ausliehen, den sie dann gereinigt und mit Weißbrot gefüllt zurückgegeben hatten. Einmal brachte ein Knecht den Kessel aber schmutzig und leer zurück. Die Brote hatte er aber selbst gegessen. Die Zwerge waren daraufhin so zornig, dass sie den Neuenberg verließen und nie wieder zurückkehrten.

Aber damit nicht genug des Abenteuers. Der Weg wird jetzt immer verwinkelter, es ist nicht ganz einfach, sich hier zurecht zu finden. Wohl dem, der den GPS-Track dabei hat. Alle anderen müssen höllisch aufpassen! Vor der ersten Laubbaumgruppe führt ein kleiner, unscheinbarer Pfad nach links hangabwärts. Wir betreten wieder ein Waldstück. Ein seltsam gespaltener alter Baum erwartet uns hier und 50 Meter weiter führt ein sehr kleiner Pfad nach links. Im Sommer wandeln wir hier durch lila blühendes Springkraut.

Der Pfad führt durch ein Waldstück, abgestorbene Bäume stehen und liegen herum. Es lohnt sich, sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn an all diesen Stämmen haben sich hier Baumpilze angesiedelt, die zum Teil in bizarren Formen wuchern. Kurz darauf stehen wir neben einem Teich, der im Sommer ein paradiesischer Ort ist. Seerosen und Schachtelhalme wachsen im klaren Wasser, Frösche und Libelle lassen sich von geduldigen Besuchern beobachten. Ein großer Ameisenhaufen wird hier von fleißigen Bewohnerinnen an einem Baum emporgebaut. Hier heißt es jetzt scharf links abbiegen und den Teich unten ansteuern, an dem wir links vorbei gehen.

Auf schmalen Pfaden tief in den Wald hinein

Korallen im Bergischen

Korallen im Bergischen

Buchtipp und Bestellungen

Burg Neuenburg

Auf einmal entdecken wir links des Weges Mauerreste im Wald. Es ist die Ruine von Burg Neuenburg, einst eine mächtige Höhenburg. Heute ragen noch Teile der Außenmauer und des Eingangs aus dem Waldboden. Auch ein Teil des Wehrgrabens ist erhalten. Die Grafen von Berg residierten hier seit dem 12. Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg. Denn da wurde die Burg 1632 durch schwedische Truppen schwer beschädigt und unbewohnbar gemacht. Im 17. Jahrhundert wurde die so genannte Schleifung beantragt und vollzogen. Erst 1973 wurden die Ruinenreste gegen weiteren Verfall gesichert. Heute ist die Ruine im Besitz der Freiherren von Fürstenberg zu Gimborn. Die Burganlage ist wie geschaffen für abenteuerliche Erkundungen. Also: Hier auf jeden Fall das Picknick rausholen und eine längere Pause einlegen. Wer sich hier im Innenhof ein wenig umsieht, kann an vielen Stellen noch Rückschlüsse auf die frühere Bebauung ziehen.

Zwerge, Eisenerz und Stalagtiten

Wegweiser zur Zwergenhöhle

Die Zwergenhöhle

Dort, wo die Reste des Tores wie ein kranker Stiftzahn in den Himmel ragen, verlassen wir die Burgruine wieder, folgen dem Pfad hangabwärts und halten uns immer eher rechts. Plötzlich stoßen wir auf einen kleinen Bretterzaun, der verhindern soll, dass jemand abstürzt. Unten klafft ein gähnendes Maul im Felsen. Wir stehen vor dem Eingang in die Zwergenhöhle. Und spätestens jetzt weiß man, warum man die Taschenlampe in den Rucksack packen sollte. Der Legende nach lebten hier früher – wie soll es auch anders sein – natürlich eine Truppe an Zwergen.

Gar nicht unwahrscheinlich ist, dass es sich ein wenig anders zugetragen hat. In der Gegend wurde früher manganhaltiges Eisenerz hergestellt. Ein märchenhaft stabiler Stoff, der in seiner Zähigkeit und Härte alle anderen Materialien in den Schatten stellte. Das Eisen wurde hier gewonnen, geschmiedet und vertrieben – wahrscheinlich von Kleinwüchsigen, die mit ihrer geringen Körpergröße gut in Erzgänge unter Tage schlüpfen konnten. Arbeiter also, aus denen in der Überlieferung später Zwerge wurden. Wer sich traut und in die zwölf Meter lange Erdöffnung schlüpft, sollte auf jeden Fall einen Blick an die Decke riskieren. Denn dort finden sich kleine Kalksintergardinen und kleine Stalagtiten.

Auf Geo-Exkursion in der Höhle

Auf Geo-Exkursion in der Höhle

Wir folgen dem Weg hangabwärts, gelangen in den Ort, folgen der Straße „Zur Zwergenhöhle“ durch den Ort Scheel und verlassen ihn auf der Eibachstraße wieder nach links in Richtung Ruine Eibach. Schon nach kurzem zweigt rechts der „Hoffmann-Pfad“ ab. Dieser führt schön durch den Wald, vorbei an ein paar Fischteichen, bis wir wieder links abbiegen und wieder auf die asphaltierte Eibachstraße gelangen.

Auf der Straße nach rechts und hinter der Kurve taucht dann plötzlich die Ruine Eibach auf. Hier gibt es allerhand zu beobachten. Im Burgweiher tummeln sich gewaltige Karpfen, auf der Weide schnattern die Gänse und Enten des benachbarten Bauers und erobern hier und da die verfallenen Steine in der Mitte des Weihers. Und vielleicht kommen auf dem Fahrweg einige Puten angelaufen. Vor den Häusern beobachten wir Ziegen, Hühner und Rinder und wandern durch die Häusergruppe auf dem Fahrweg hangaufwärts.

Es ist ein langer Hang, er zieht sich etwas, oben gehen wir am Waldrand den Weg weiter und stehen plötzlich an der Badewanne, an der wir zu Beginn der Wanderung schon vorbei kamen. Jetzt geht es immer geradeaus, über die Wegekreuzung und durch die Weiden hangabwärts. Überall grasen die Highland-Rinder des Bioland-Hofes Pentinghausen mit ihrem zotteligen Fell und mächtigen Hörnern.

Livemusik, Biofleisch und Übernachtung

Tierisch wird es beim Biobauernhof.

Tierisch wird es beim Biobauernhof.

Unten im Tal liegt der Biobauernhof von Axel Potthoff. Samstags wird dort Rindfleisch vom Highlandrind verkauft. Wer es hochprozentiger liebt, kann schottischen Malt verkosten und wer das alles nicht mag, kauft sich vielleicht ein Highland-Fell oder ein Horn. Weiter geht es die Fahrstraße entlang, wir treffen noch mehr Rinder mit gewaltigen Hörnern und passen auf, dass sie im Wald nicht links den Eingang in den kleinen Grauwackesteinbruch verpassen.

Auf der Straße geht es weiter hangabwärts, bald ist Schloss Gimborn erreicht. Die Häuser, die Kirche und das Schloss sind alle aus Grauwacke erbaut, aus dem Stein, aus dem hier große Teile der Umgebung bestehen.

Details zur Wanderung

Die Tour ist eine der Geoexkursionen aus dem vierten Band von Claudia Lehnen und Sven von Loga, der im Kölner Stadt-Anzeiger-Shop erhältlich ist: „Korallen, Kalk und Kletterfelsen – Geoexkursionsführer Band 4", 128 Seiten, 14,90 Euro.

Ausgangspunkt: Schloß Gimborn bei Engelskirchen

Geeignet für: Kinder ab vier Jahren, vor allem wenn sie Tiere mögen, denn die gibt es auf der Strecke reichlich anzutreffen

Streckenlänge: ca. 9 km

Wanderzeit: 3-4 Stunden

Höhenmeter Anstieg: ca. 300 m

Anforderungen: Auf dieser Tour sind Trittsicherheit und Abenteuerlust erforderlich, es geht teils über kleine krumme Pfade, die manchmal nicht leicht zu finden sind. Wir empfehlen, den GPS-Track von der Verlagshomepage zu laden oder in der App Komoot die Tour „Schloß Gimborn und die Zwergenhöhle“ zu wandern: www.komoot.de/tour/501794062

ÖPNV: Bushaltestelle Schloss Gimborn

KFZ-Navi: Schloss Gimborn bei Marienheide

Geologische Infos: Wie entstehen Höhlen?

Es gibt recht unterschiedliche Höhlentypen, meist vulkanische Höhlen und Höhlen im Kalkstein. Höhlen in anderen Gesteinen, bspw. in Sandsteinformationen, sind Ausnahmeerscheinungen. Keine echten Höhlen sind Bergwerke, vom Menschen durch Rohstoffabbau geschaffene Stollen und Gänge.

Lavahöhlen und Kalksteinhöhlen

Lavahöhlen sind meist eher klein und lang, denn sie entstehen in Lavaströmen, in denen unter einer bereits erstarrten Oberfläche des Lavastroms weiterhin dünnflüssige Lava hindurchfließt. Man nennt sie Lavatubes, auch wenn sie schon einmal als große Blase ein recht anständiges Volumen erreichen können.

Bedeutsamer sind die Höhlen im Kalkstein, die oft gewaltige Ausmaße annehmen können. Ihre Entstehung kann Jahrmillionen dauern. Durch Spalten im Kalkstein dringt Wasser in den Berg, löst ganz langsam den Kalkstein auf und schwemmt ihn weg. Der Spalt wir immer breiter, reicht immer tiefer, die Höhle wird immer größer, weiter Spalten zweigen ab, auch sie vergrößern sich durch hindurch fließendes Oberflächenwasser, das aufgrund seines sauren pH-Wertes den Kalk langsam löst. Man bezeichnet diese Verwitterungsform – Lösung des Kalksteins durch Wasser – als Karstverwitterung.

Unterirdische Flüsse und mutige Höhlenforscher

Im Laufe der Zeit können gewaltige Höhlensysteme entstehen, ganze Flüsse können im Kalkgestein versickern, durch unterirdische Flusssysteme fließen und irgendwo wieder hervor kommen. So tut es die Donau, die versickert und viel weiter im Blautopf wieder zum Vorschein kommt. So geschieht es auch in der Provence, wo sich bei Ille-sur-la-Sorgue ein gewaltiger Wasserstrom aus den Tiefen des kalkigen Vaucluse-Massivs hervor kommt und als wild rauschender Fluss zu Tale schießt. Die Fontaine-du-Vaucluse, die Quelle der Sorgue, ist eine der weltweit größten Karstquellen. Auch die größte und längste Höhle Deutschlands, die Riesending-Schachthöhle in den Berchtesgadener Alpen ist eine Karsthöhle. Bekannt wurde sie durch die spektakuläre Rettungsaktion eines schwer verletzten Höhlenforschers im Jahre 2014.

Interessante Einblicke – auch unter geologischen Aspekten – bietet die kleine Kapelle neben der Kirche. Sie ist komplett mit Quarzbrocken ausgekleidet. Sie stammen aus einem Kupfererzgang, der einst irgendwo in der Nähe abgebaut wurde. Erzgänge führen immer viel weißen Milchquarz. In der Kapelle entdecken wir aber auch viele grüne Überzüge auf dem Quarz. Hierbei handelt es sich um Malachit, das ist ein Kupfererz. Wer jetzt überlegt, wo solch grünes Mineral Verwendung findet, dem sei zum Beispiel der Kreml in Moskau ins Gedächtnis gerufen. Dort sind ganze Säulen aus Malachit gefertigt, allerdings stammt das Material dort nicht aus dem Bergischen, sondern aus dem Ural.

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