Kunsthochschule für MedienJunge Kölner Künstler zeigen ihre Werke

Entschleunigung: Lukas Marxt zeigt Naturbetrachtungen - darunter 20 Minuten lang einen Sonnenaufgang.
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Nichts als weißer Nebel zieht über die Leinwand, minutenlang. Ab und an hört man, wie etwas ins Wasser platscht, ein Frosch wahrscheinlich oder ein Fisch. Vögel zwitschern – doch die Landschaft wird nur teilweise enthüllt. Der Nebel gewährt hier einen Blick auf einen Bachlauf, dort einen auf Bäume am Horizont, bevor er dem Zuschauer die Landschaft wieder entzieht. Als eine „Beobachtung der Natur, frei von Inszenierung“, erklärt der junge Filmemacher Lukas Marxt seinen Experimentalfilm „Rising Fall“. „Und gleichzeitig eine extreme Form der Entschleunigung.“
Drei Monate ist er in ganz Europa für die außergewöhnlichen Naturaufnahmen unterwegs gewesen, die von Donnerstag an auf einem Rundgang gezeigt werden – zusammen mit 150 anderen Arbeiten von Studierenden und Diplomanden der Kunsthochschule für Medien. Hängungen, Video- und Soundinstallationen, Experimental-, Dokumentar-, Spiel- und Animationsfilme werden sowohl in den Räumen der KHM als auch in der benachbarten Trinitatiskirche präsentiert.
Für jedes Kunstwerk den richtigen Ort finden
In den letzten Tagen vor der Eröffnung bauen die einen bereits auf, während andere noch in den Werkstätten über Schnitt und Ton schwitzen. „Gerade ist es stressig und sehr durcheinander“, sagt Juliane Kuhn, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Aber wir versuchen, für jedes Kunstwerk den richtigen Ort und das richtige Ambiente zu finden.“
Im großen Aulakino hingegen werden 41 etwas zugänglichere Beiträge von Studierenden und Abschlussarbeiten von Diplomanden gezeigt. Dabei soll und muss sich der Besucher von den jungen Positionen überraschen lassen. „Die Vielfalt des Rundgangs spiegelt die Breite des Studiengangs Mediale Künste an der KHM wieder“, so Juliane Kuhn. Ob Fernsehproduktionen oder abstrakte Filmkunst: „Es ist die Entscheidung jedes Studenten, in welche Richtung er gehen möchte.“
Es muss also nicht immer schwere Kost sein. Der 25-jährige Michael Binz zeigt zum Beispiel einen Spot aus dem Comedy-Seminar, geleitet von Anke Engelke – oder „der Anke“, wie Binz ganz einfach sagt. Ziel des Seminars sei es gewesen, einen Sketch unter realen Produktionsbedingungen zu erstellen und dabei eine einzige Vorgabe umzusetzen: Ein Froschkostüm sollte im Video zu sehen sein. „Ich habe die Idee verflucht. Der absolute Horror“, sagt Michael Binz. Da helfe nur brainstormen, brainstormen, brainstormen – und auf einen Einfall hoffen.
Vier Stunden Drehzeit
Zwei Minuten und 53 Sekunden lang ist der Sketch am Ende geworden. Vier Stunden Drehzeit blieben jeder Gruppe, wie im tatsächlichen Tagesgeschäft einer Produktionsfirma. Der Vorteil bei einer prominenten Dozentin wie Comedian Anke Engelke: Neben Engelke selbst standen auch Bjarne Mädel, der als liebenswerter Loser „Ernie“ in der Serie „Stromberg“ bekannt geworden ist, und Daniel Wiemer von „Ladykracher“ vor der Kamera.
Der „Rundgang“ an der Kunsthochschule für Medien (KHM) wird am Donnerstag, 12. Juli, 18 Uhr, in der Aula, Filzengraben 2, eröffnet. Von Freitag, 13. Juli , bis Sonntag, 15. Juli, ist er von 14 bis 20 Uhr in den Studios, Werkstätten und Laboren der KHM sowie in der benachbarten Trinitatiskirche zugänglich. Das KHM-Förderstipendium wird am Eröffnungsabend verliehen.
Das Filmprogramm mit 14 Programmblöcken und 42 Filmen startet im Aulakino von Freitag bis Sonntag jeweils um 14, 16, 18 und 20 Uhr. Lukas Marxts Experimentalfilm „Rising Fall“ wird ab Donnerstagabend von 14 bis 20 Uhr stündlich im Ateliergebäude gezeigt. Michael Binz’ Sketch „Sigmund Frosch“ läuft im Rahmen der „KHM-Kracher“ am Donnerstag ab 20 Uhr.
Über Führungen und Kinderbetreuungszeiten informiert die Website der KHM.
Ein Luxus für die KHM-Studenten, die meist mit unbekannten und weniger erfahrenen Schauspielern arbeiten. „Man merkt einfach, dass das routinierte Schauspieler sind, die jeden Tag drehen“, sagt Michael Binz. „Hat man einen Vorschlag, wird der in einem Take umgesetzt – wo man normalerweise eine Menge Versuche braucht.“
Ob er auch nach seinem Studienabschluss im nächsten Semester im Bereich Comedy verweilen will, weiß der 25-Jährige noch nicht sicher. Im Moment genieße er die Entscheidungsfreiheit an der KHM: „Hier hat man das Glück, einfach alles ausprobieren zu können.“