Der vermisste sechsjährige Junge ist in Duisburg tot geborgen worden. Und auch die Leiche eines weiteren Vermissten wurde gefunden.
Leichen aufgefundenSechsjähriger und 18-Jähriger tot aus dem Rhein in NRW geborgen

Die Feuerwehr suchte mit Rettungsbooten nach den Vermissten im Rhein.
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Der im Rhein bei Düsseldorf abgetriebene und vermisste sechsjährige Junge ist in Duisburg tot aus dem Wasser geborgen worden. Das teilten die Polizeibehörden in Düsseldorf und Duisburg mit. Wenig später wurde bekannt, dass auch die Leiche eines 18-Jährigen gefunden wurde, der ebenfalls im Rhein in Düsseldorf vermisst worden war. Auch er wurde in Duisburg tot aus dem Wasser geborgen.
Streifenboote der Wasserschutzpolizei Duisburg hätten das Kind demnach nahe einer Brücke leblos auf dem Wasser treiben sehen. Mithilfe eines Feuerwehrbootes konnte der Leichnam geborgen werden.
Junge war am Mittwoch im Rhein abgetrieben worden
Das Kind war am Mittwochabend im Bereich der Düsseldorfer Rheinseite in den Rhein gefallen und dann abgetrieben worden. Nach einer erfolglosen Suchaktion entdeckte dann die Wasserschutzpolizei den leblosen Körper am Donnerstagabend, wie die Polizei Duisburg am Freitagmorgen mitteilte.

An diesem kleinen Strandabschnitt bei Rheinkilometer 729 in Himmelgeist ist am Mittwoch ein sechs Jahre alter Junge im Rhein abgetrieben worden.
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Der Junge sei mit seiner Familie am Rhein gewesen, als er ins Wasser geraten sei. Der Vater habe von Rettungskräften zurückgehalten werden müssen, hinterher zu schwimmen. Die Angehörigen seien am Ufer von Notfallseelsorgern betreut worden.
Gegen 18.40 Uhr am Mittwochabend war der Notruf eingegangen, dass im Strom in Düsseldorf-Himmelgeist ein Mensch abgetrieben sei und vermisst werde.
Suchaktion nach vermisstem Jungen im Rhein wurde abgebrochen
Etwa zweieinhalb Stunden lang hätten rund 60 Einsatzkräfte an Land und auf Booten sowie Taucher unter Wasser gesucht, das vermisste Kind aber nicht gefunden, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Gesucht wurde auf beiden Rheinseiten: Die Feuerwehr Neuss, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG und die Wasserwacht waren beteiligt. Drohnen kamen zum Einsatz – ein Rettungshubschrauber wurde aufgrund eines Gewitters nicht eingesetzt.

Ein Schild an Rheinkilometer 729 in Himmelgeist warnt vor Lebensgefahr im Rhein durch gefährliche Strömung. Das Warnschild steht in Nähe der Stelle, an der am Mittwochabend ein sechs Jahre alter Junge abgetrieben wurde.
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Die Rettungsboote hätten mehrere Flussabschnitte abgefahren und die Suche trotz Gewitters und der Gefahr durch Blitzeinschläge auf dem Wasser fortgesetzt. Gegen Einbruch der Dämmerung wurde die Suche abgebrochen. Sie sollte am Donnerstag in Düsseldorf nicht fortgesetzt werden, weil dies erfahrungsgemäß keine Aussicht auf Erfolg hat, wie es hieß.
18-Jähriger von Strömung im Rhein in Düsseldorf mitgerissen
Wie die Polizei nun mitteilte, war bereits am Donnerstagmorgen eine weitere Leiche im Rhein in Duisburg gefunden worden. Der leblose Körper wurde gegen 9.30 Uhr im Kultushafen entdeckt. Eine Besatzung des Verkehrssicherungsschiffs aus Homberg hatte die Wasserschutzpolizei alarmiert.
Gemeinsam mit Einsatzkräften der Feuerwehr wurde wenig später die Leiche eines jungen Mannes aus dem Wasser geborgen. Den Ermittlungen zufolge handelte es sich um den 18-Jährigen, der seit Dienstag (1. Juli) als vermisst gemeldet worden war.
Badeunfall am Paradiesstrand in Düsseldorf: Polizei ermittelt
Demnach war der Mann aus Ghana am Paradiesstrand in Düsseldorf baden gegangen und dann von der Strömung im Rhein mitgerissen worden. Suchmaßnahmen waren zunächst erfolglos abgebrochen worden.
Die Kriminalpolizei stellt weitere Ermittlungen zur Todesursache an. Derzeit wird aber von einem Badeunfall ausgegangen.
In den vergangenen zwei Wochen waren im Rhein bei Düsseldorf fünf Menschen abgetrieben und vermisst worden. Zwei von ihnen, zwei Männer im Alter von 22 und 26 Jahren, wurden viele Kilometer stromabwärts am Niederrhein tot geborgen.
Ein 32 Jahre alter Dritter wurde am sogenannten Paradiesstrand der Landeshauptstadt geborgen und konnte nicht wiederbelebt werden. Zwei Menschen werden noch vermisst. Vier Schwimmer in akuter Not wurden vor wenigen Tagen von einem Jetski-Fahrer aus dem Strom gerettet.
Maßnahmen angelaufen
Unterdessen sind nach der tödlichen Serie Maßnahmen angelaufen. Polizei und Ordnungsamt werden an den als Badestränden bekannten Abschnitten in Düsseldorf Streife laufen und die Menschen vor den Tücken des Stroms warnen. Die sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen und werden häufig, besonders von Ortsfremden, unterschätzt.
Auch die Wasserschutzpolizei warnt die Menschen vom Wasser und vom Ufer aus. „Wir haben Badegäste angesprochen und ihnen die Gefährlichkeit vorgeführt“, sagte ein Polizeisprecher. Ein Feuerwehrsprecher sagte, an den Buhnen gebe es gefährliche Strudel und Unterströmungen, die auch geübte Schwimmer unter Wasser ziehen könnten.
Wir haben Badegäste angesprochen und ihnen die Gefährlichkeit vorgeführt
Die Schifffahrt bildet eine weitere Gefahr – nicht nur wegen der Schiffsschrauben und der Bugwelle, sondern auch wegen des Sogs, der im Nachgang vorbeifahrender Binnenschiffe Schwimmer vom flachen Uferbereich in die starke Strömung ziehen kann.
Die Stadt appellierte an die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, ein generelles Badeverbot für alle 42,1 Rheinkilometer innerhalb des Düsseldorfer Stadtgebiets zu erlassen. Denn: Ein generelles Badeverbot für den Rhein gibt es bislang nicht. Nur im Bereich von bestimmten Abschnitten, etwa Häfen und Brücken, ist das Baden verboten.
Rotes Kreuz: Erschreckende Bilanz
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sprach von einer erschreckenden Bilanz der Hitze-Tage. „Der Rhein ist kein Badesee“, so Saskia Matheisen: „Tückische Strömungen und die starke Schifffahrt können selbst geübte Schwimmer in Lebensgefahr bringen. Strömungen und Sogwirkungen stellen eine erhebliche Gefahr für Badende dar.“
Allein im vergangenen Jahr seien in Nordrhein-Westfalen 57 Menschen durch Ertrinken ums Leben gekommen. Der Großteil der Menschen ertrank dabei in unbewachten Gewässern wie dem Rhein und anderen Flüssen.
Darüber hinaus warnte die Wasserwacht des DRK davor, überhitzt ins Wasser zu springen. Der starke Temperaturunterschied zwischen Körpertemperatur und dem kühlen Flusswasser könne zu einem Kälteschock führen. Die Folgen können Kreislaufversagen oder sogar Ertrinken sein – oft binnen weniger Sekunden.
Mehr Einsätze
In den vergangenen zwei Wochen wurden die Wasserwachten in Nordrhein zu 31 Einsätzen alarmiert. Acht Einsätze endeten für die betroffenen Menschen tödlich. Allein im Düsseldorfer Stadtgebiet sei es zu 20 der 31 Einsätze gekommen.
Die Wasserwacht beobachte mit Sorge, dass sie aufgrund des Klimawandels immer häufiger zu Einsätzen gerufen werde. Längere Hitzeperioden, extreme Wetterereignisse und steigende Besucherzahlen an offenen Gewässern führten zu einer zunehmenden Belastung der ehrenamtlichen Rettungskräfte. Die Wasserwacht appellierte, Präventionsarbeit und Schwimmausbildung – insbesondere für Kinder und Jugendliche – stärker zu fördern. (pst/jv/dpa)